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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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existierte niemand mit diesem Namen, noch erhielt jemand namens Kandin einen akademischen Titel. Inwieweit die Firma in seine Machenschaften involviert ist, konnte noch nicht geklärt werden. Aber gewisse Verbindungen könnte es geben, denn der Hauptsitz der Firma ist in Vancouver und das Unternehmen, das die Goldmine in Costa Rica betrieben hat, ist ebenfalls dort beheimatet. Es liegt also nahe, dass Kandin die ganze Aktion auf lange Sicht geplant hat. Als die Polizei im Unternehmen auftauchte und die Chefetage mit diesen Tatsachen konfrontierte, bemühte sich Qualistant Ltd. sofort um Schadensbegrenzung und kündigte Kandin fristlos.“
    Es war nicht zu übersehen, dass Markus sehr stolz darauf war, an Kandins Entlarvung maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Paula fiel dessen Verhalten beim letzten Gespräch im Büro ein, als er das Kündigungsfax von Qualistant Ltd. erhalten hatte. Sie erzählte Markus nicht, dass dieses Fax der Auslöser dafür gewesen war, dass Kandin früher als geplant die Flucht antreten musste und sie daher alle rasch beseitigen wollte.
    „Weiß man schon, welche Schäden durch das Feuer entstanden sind, das Kandin im Büro gelegt hat?“, wandte sich Paula an Ricarda.
    „Der Bungalow ist ausgebrannt, aber ein Regenguss hat Schlimmeres verhindert.“
    Paula erinnerte sich an die dunklen Wolken am Himmel und den Wettlauf gegen die Zeit und die Dunkelheit. Sie hatte nicht mehr mitbekommen, dass irgendwann Regentropfen niedergefallen waren.
    „Ach ja, da habe ich etwas für dich!“ Ricarda zog Paulas Handy und ihr Register aus der Tasche und reichte ihr beides. „Das haben sie im Safe gefunden, mit jeder Menge interessanter Unterlagen.“
    Nachdenklich betrachtete Paula ihr Telefonbuch und das Handy. Jetzt hatte sie wieder alle Nummern ihrer Freunde und musste sie nicht mühsam aufs Neue zusammensuchen. Auf diese Erfahrung wollte sie in Zukunft gern verzichten: Sobald sie zu Hause war, würde sie Clea bitten, alle Daten abzuspeichern, damit ihr so etwas nicht wieder passieren konnte.
    „Die Ferienanlage wird übrigens nie in Betrieb gehen“, fuhr Ricarda fort. „Die meisten Genehmigungen sind durch Erpressung erwirkt worden und die Anlage steht auf geschütztem Gebiet. Derzeit wird eine Lösung für die Entsorgung der Giftstoffe gesucht. Ein Großteil der Mauern muss abgetragen werden, damit die Fässer entfernt werden können, was sich sehr schwierig gestaltet.“
    Paula dachte an die imposanten Gebäude und Einrichtungen der Anlage und fand es schade, dass all das ungenutzt verkommen sollte. Doch der Gedanke beruhigte sie, dass der Urwald das Terrain nach und nach zurückerobern würde.
    Die Ferienanlage hätte bessere Lebensbedingungen für viele Menschen wie Lokalbesitzer, Bauern oder Kaufleute geschaffen und noch andere Jobs, die ein Betrieb dieser Größenordnung mit sich brachte. Wovon würden diese Leute in Zukunft leben und wie ihre Familien ernähren? Andererseits hätte die Anlage nicht nur die Umwelt belastet, sondern auch die sozialen Strukturen nachhaltig verändert. Manchmal war es schwierig zu entscheiden, was richtig oder falsch war, wenn man alle Seiten in Betracht zog.
    Der Einzige, um den sich Paula keine Gedanken machte, war Emilio. Er war sicher froh, dass er nach Montezuma zurückkehren und dort sein gewohntes Leben wiederaufnehmen konnte.
    „Was ist eigentlich mit Manuel passiert?“
    „War das einer von den Männern, die euch töten wollten?“ Markus versuchte nicht einmal die Situation schönzureden. Das Wort töten schmerzte in Paulas Ohren. Doch so war es nun einmal gewesen. Es war ein Wunder, dass sie hier lag und noch lebte.
    „Er ist einer der beiden Männer, die beim Schusswechsel ums Leben gekommen sind“, berichtete Markus.
    „Seine Frau ist schwanger und steht ohne finanzielle Unterstützung da.“ Paula empfand Mitleid für sie, egal was ihr Mann getan hatte.
    „Manuel hat für Kandin jede Drecksarbeit erledigt. Entweder war er zu dumm, um zu bemerken, dass er nur ausgenutzt wurde, oder er war ein ebenso mieser Charakter.“
    Dann erzählte Markus, dass Sally und Blanco ihn mit vielen interessanten Geschichten über Costa Rica und denmittelamerikanischen Raum versorgen wollten. Er hatte daraufhin sofort in der Redaktion angerufen und sein Vorschlag, eine kritische Serie zum Thema zu schreiben, war mit Interesse angenommen worden. Von einer Entlassung war zumindest im Moment keine Rede mehr.
    „Ich soll dich übrigens von Bernd Lowel grüßen
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