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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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momentan überhaupt nicht. Konnte es sein, dass sie gar nicht mehr in Markus verliebt war? Wie war es sonst möglich, dass dieser Doktor Kandin so anziehend auf sie wirkte und ihr bei dem Gedanken an die zwei Wochen, die sie gemeinsam mit ihm in Costa Rica verbringen würde, ganz warm ums Herz wurde? Sogleich bekam sie ein schlechtes Gewissen.
    „Paula, was meinst du? So ein gemeinsamer Abenteuerurlaub könnte doch eine großartige Sache sein?“, hakte Markus nach.
    In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, laute Musik umfing sie und sie wurden von allen Seiten mit großem Hallo empfangen. Paula war froh, dass sie auf Markus’ Frage keine Antwort geben musste. Zumindest nicht in diesem Augenblick.

Drei
    Samstag
    1.
    Die Party dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Markus brachte Paula nach Hause und fuhr in seine Wohnung weiter. Er hatte am Wochenende Bereitschaftsdienst in der Redaktion. Den Streit um ihre Beziehungsprobleme hatten sie nicht mehr angesprochen.
    Clea hatte Paula einen Zettel an die Wohnungstür geklebt. Sie schrieb der Freundin, dass sie wohl den Großteil des Samstags verschlafen würde, und lud sie ein, am Abend bei ihr vorbeizukommen.
    Als Paula sich gegen drei Uhr Nachmittag aus dem Bett quälte und die Rollos hochzog, wurde sie von der Sonne geblendet. Welch schöner Sommertag! Nur passte er so gar nicht zu den düsteren Zweifeln, die sich in ihrem Kopf ausbreiteten und ihr die Laune verdarben: War Markus wirklich der Richtige? Lohnte es sich, seine Macken hinzunehmen und auf eine gemeinsame Zukunft zu hoffen, oder war es besser, sich gleich von ihm zu trennen? Was hatte sie sich dabei gedacht, Santos Vorschlag anzunehmen und nach Costa Rica zu reisen? Wie sollte es generell mit ihrer Selbständigkeit weitergehen? Das ständige Auf und Ab bei den Aufträgen und die Flauten auf ihrem Konto machten ihr zunehmend zu schaffen. Immer wieder schlich sich in letzter Zeit der Wunsch nach einem Angestelltenjob ein, der ihr Monat für Monat ein fixes Einkommen garantierte. Gleichzeitig wusste sie von früher, dass Geld allein sie nicht glücklich machte.
    Das Klingeln des Handys beendete ihre aufreibenden Gedankensprünge.
    „Schätzchen, wo bist du denn? Ich habe schon zweimal versucht, dich zu erreichen.“ Eleonora Ender klang wie gewöhnlich bestens gelaunt. Wieso, dachte Paula, hatte sie nicht das fröhliche Temperament ihrer Mutter geerbt und deren nie enden wollende Energie? Dazu diese beschwingte Oberflächlichkeit, der es dennoch niemals an Herzlichkeit fehlte? Warum musste sie, Paula, alles zigmal abwägen und sich selbst ständig das Leben schwer machen?
    „Wenn es dir recht ist, dann würde ich nächste Woche vorbeikommen und dir Nachschub für deine Tiefkühltruhe bringen. Ich habe schon Unmengen Putengeschnetzeltes gekocht, gerade mache ich frische Palatschinken, und Papa holt vom Bauern das Fleisch fürs Gulasch.“ Sie plauderte munter weiter.
    Paula sah sie vor sich, trotz ihres Alters drahtig, in Jeans, und während es in den Töpfen und Pfannen brodelte, schrieb sie E-Mails an Freundinnen in der ganzen Welt oder informierte sich via Internet über das kulturelle Leben in der näheren und weiteren Umgebung. Paula liebte ihre Mutter, aber im halb wachen, depressiven Zustand war deren Energie niederschmetternd. Sie vereinbarten die Essenslieferung für Dienstag und einigten sich darauf, dass Paula Sonntag in einer Woche zum Essen kommen würde, damit die Eltern ihr die vielen Fotos und Reiseerinnerungen aus Griechenland zeigen konnten.
    „Ach und bevor ich es vergesse: Wir haben eine neue Telefonnummer.“ Paula kritzelte sie auf einen Zettel.
    Nach einer kühlen Dusche und zwei Tassen Kaffee ging es Paula besser. Kurt hatte eine Notiz hinterlassen, dass er das Wochenende bei einem Freund verbringen würde. Also doch etwas Ernstes, dachte Paula zufrieden.
    Sie legte eine CD von Simply Red ein und erhöhte die Lautstärke. I wanna fall from the stars. Straight into your arms. I, I feel you. I hope you comprehend … An Markus dachte sie nicht bei dieser Musik. Eigentlich gab es im Moment niemanden,in dessen Arme sie gern gefallen wäre. An Kandin zu denken, wagte sie nicht. Doch plötzlich empfand sie eine Leichtigkeit und Zuversicht, ohne zu wissen, warum. War es die Musik? Lag es am Koffein? Oder waren es doch die Sonnenstrahlen? Immer weitergehen, auch wenn es nur kleine Schritte sind, fiel Paula das Credo ihrer Mutter ein.

     
    2.
    Clea kam abends bei ihr vorbei und sie
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