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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen
Autoren: Bear Grylls
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einer Frau und
einem Kind bergen.
    Die Retter fanden keinen einzigen Überlebenden; die übrigen Todesopfer hatte die See verschlungen und gab sie nicht mehr her.
    Noch am selben Tag musste sich Margaret unter Schock der traurigen Pflicht stellen, die Leichen zu identifizieren, die an der Kaimauer im Hafen von Donaghadee aufgebahrt waren.
    Der Leichnam ihres geliebten Mannes wurde nie gefunden.
    Margaret hat sich von diesem Schock nie erholt und ein Jahr später starb sie an gebrochenem Herzen.
    Anlässlich eines Gedenkgottesdienstes, zu dem mehr als tausend
Menschen in die Dorfkirche nach Bangor strömten, sagte der Bischoff von Down in seiner Ansprache, dass Walter Smiles gestorben
war, wie er gelebt hatte: „Als guter, tapferer, selbstloser Mann, der nach dem Gebot lebte: und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient'."

    Fast auf den Tag genau hundert Jahre zuvor hatte Samuel Smiles
die letzten Seiten seines Buches Seif-Help geschrieben. Es schloss mit
einer bewegenden Geschichte über Heldenmut, an dem sich der viktorianische Engländer ein Beispiel nehmen sollte. Was das Schicksal
meines Urgroßvaters Walter angeht, so traf diese Geschichte in höchstem Maße auf sein Leben zu.
    Das Dampfschifffuhr mit 472 Männern und 166 Frauen und Kindern an Bord an der afrikanischen Küste entlang.
    Bei den Männern handelte es sich größtenteils um Rekruten, die sich
erst seit kurzer Zeit im Militärdienst befanden.
    Um zwei Uhr morgens, während alle unter Deck schliefen, rammte
das Schiff mit voller Wucht einen Felsen, der von der Wasseroberfläche aus nicht zu sehen war. Er durchbohrte den Rumpf und es war
augenblicklich jedermann klar, dass das Schiff untergehen würde.
    Mit einem Trommelwirbel wurden die Soldaten auf dem Oberdeck
zu den Waffen gerufen und die Männer marschierten auf als wären
sie auf dem Exerzierplatz.
    Sie bekamen den Befehl „Rettet die Frauen und Kinder. ",• dann wurden die hilflosen Geschöpfe, die meisten von ihnen notdürftig bekleidet, an Deck gebracht und wortlos in die Boote gesetzt.
    Nachdem alle Boote sich vom Schirumpf entfernt hatten, rief der
Kapitän leichtfertig: „All diejenigen, die schwimmen können, springen über Bord und schwimmen zu den Booten hinüber."
    Doch Hauptmann Wright vom 91. Regiment der Highlanders widersprach: „Nein! Wenn Ihr das macht, werden die Boote mit den Frauen voll Wasser laufen und untergehen, weil sie überladen sind. "Also
verharrten die tapferen Männer regungslos. Kein Einziger zitterte vor
Angst; kein Einziger drückte sich vor seiner Pflicht.

    „Bis zu jenem Augenblick, als das Schiff unterging, gab es bei den
Männern weder ein Raunen noch einen Aufschrei", sagte Hauptmann Wright, der das Unglück überlebt hatte.
    Das Schiffging unter und mit ihm die heldenmütige Truppe, die eine
Salve der Freude abfeuerte, während die Wellen sie nach und nach
verschlang.
    Ruhm und Ehre gebührt den Großmütigen und Tapferen!
    Männer, die so beherzt und vorbildlich handeln, sterben nie, denn in
unserer Erinnerung sind sie einfach unsterblich.
    Zweifellos musste Walter als junger Mann diese Zeilen im Buch
seines Großvaters gelesen und verinnerlicht haben.
    In höchstem Maße ergreifend.
    In der Tat: Männer, die so beherzt und vorbildlich handeln, sterben nie, denn in unserer Erinnerung sind sie einfach unsterblich.

     

Als die Princess Victoria sank, war Margarets Tochter Patsie - meine Großmutter - eine junge, attraktive Frau.
Die Medien stürzten sich regelrecht auf dieses tragische Unglück, indem sie in ihren Reportagen den großherzigen Heldenmut und die
unendliche Opferbereitschaft von Walter in den Mittelpunkt stellten.
    Irgendwie schienen diese Schlagzeilen Patsies tiefen Schmerz zu
lindern. Zumindest kurzfristig.
    Patsies Trauer hatte im Handumdrehen einen Medienrummel
ausgelöst und ehe sie sich versah, hatte sie eine Nachwahl gewonnen,
um den Parlamentssitz ihres Vaters in Nordirland zu übernehmen.
    Die strahlend schöne Tochter übernimmt das politische Amt ihres
heldenhaften Vaters. Diese Geschichte war filmreif.
    Doch das Leben ist nun mal kein Film und die magische Faszination, die vom Parlamentsgebäude, dem monumentalen Palace of
Westminster, ausgeht, sollte sich für Nordirlands jüngste Parlamentsabgeordnete aller Zeiten noch als eine sehr schwere Bürde erweisen.
    Patsie hatte Neville Ford - meinen Großvater - geheiratet: Ein
sanftmütiger Riese von einem Mann,
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