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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen
Autoren: Bear Grylls
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überhaupt tun kann. Sie
schwang sich auf ihr Pferd und jagte im gestreckten Galopp durch die
Gegend, trank eine halbe Flasche Gin und genehmigte sich zum
Schluss dann stundenlang noch ein richtig heißes Vollbad."
    Ihr Vorhaben scheiterte (Gott sei Dank) und im April 1921 erblickte Walters und Margarets einziges Kind Patricia (oder Patsie) -
meine Großmutter - das Licht der Welt.
    Als Walter Indien verließ und nach Nordirland zurückkehrte, erfüllte er sich schließlich seinen Lebenstraum. Er errichtete für Margaret
ein Haus, und zwar an exakt demselben Ort in County Down, an dem
er vor so vielen Jahren gestanden und aufs Meer hinausgeschaut hatte.
    Mit seinem diplomatischen Geschick und messerscharfen Verstand ging er dann in die Politik und gewann am Ende den Parlamentssitz für Nordirland im Wahlbezirk North Down in Ulster, wo
er dem Volk treu diente.
    Am 30. Januar 1953 jedoch, einem Samstag, sollte sich all das ändern. Walter hatte gehofft, dass er vom Parlamentssitz in London
nach Ulster zurückfliegen könnte. Doch in jener Nacht braute sich
ein Sturm zusammen, der ein so fürchterliches Unwetter mit sich
brachte, wie es Großbritannien in über zehn Jahren nicht mehr erlebt
hatte. Da sein Flug wie zu erwarten gecancelt wurde, reservierte er
stattdessen einen Sitzplatz im Nachtzug nach Stranraer in Schottland.

    Am nächsten Tag dann - der Sturm nahm derweil immer bedrohlichere Ausmaße an - bestieg Walter die Princess Victoria, die Autofähre nach Larne in Nordirland. Den Passagieren wurde versichert,
dass das Schiff seetüchtig sei. Zeit war immerhin Geld und so verließ
die Fähre den Hafen wie geplant.
    Was jedoch in jener Nacht geschah, hat die Städte Larne und
Stranraer bis zum heutigen Tag stark geprägt. Vermeidbare Unfälle
traumatisieren die Menschen, denn sie ereignen sich immer dann,
wenn der Mensch aus purer Dummheit die Naturgewalten zum Duell herausfordert - und verliert.
    Nicht vergessen: Warnungen soll man beherzigen.

     

Bei den Leuten hieß das Haus von Walter und Margaret an der Küste von Donaghadee einfach nur „Portavo Point".
    Von diesem mit viel Liebe gebauten Haus aus hatte man einen
atemberaubenden Ausblick über die gesamte Küstenlinie und an einem klaren Tag konnte man nicht nur die in der Ferne schimmernden kleinen Inseln sehen, sondern sogar weit aufs Meer hinausschauen.
    Das Haus war ein magischer Ort und ist es noch immer.
    Allerdings war dies in jener Nacht nicht so.
    Walter stand auf dem Deck der Autofähre und beobachtete, wie
sich die schottische Küstenlinie immer weiter entfernte, während die
stählerne Fähre - sie hatte ein durchgehendes und zum Heck hin offenes Fahrzeugdeck - hinausglitt auf See und mitten hineinfuhr in die
sich immer höher auftürmenden Wellenberge dieses schweren Sturms.
Die Wetterlage verschlimmerte sich immer weiter, die Überfahrt wurde immer stürmischer und die Wellen immer höher. Bis sich die
Princess Victoria auf einmal - zu diesem Zeitpunkt war sie nur noch
wenige Meilen von ihrem Zielhafen in Nordirland entfernt - inmitten des schwersten Orkans befand, der jemals über der Irischen See
getobt hatte.

    Anfangs konnte die Fähre den hohen Wellen zwar noch trotzen,
aber achtern auf dem offenen Fahrzeugdeck gab es aufgrund eines
Konstruktionsfehlers ein Leck in den Hecktoren, was katastrophale
Folgen haben sollte.
    Denn nach und nach drang über die nicht vollständig geschlossenen Falltore am Heck der Fähre immer mehr Wasser auf das Fahrzeugdeck. Und als dann noch schwere Brecher über das Deck schlugen, konnten die eindringenden Wassermassen nicht mehr über die
Speigatten abfließen, wodurch sie sich ungehindert im gesamten Laderaum verteilen konnten, sodass das Schiff unter dem zunehmenden
Gewicht dieser Wassermassen letztlich immer weniger Fahrt machen
konnte, weil es immer mehr an Stabilität verlor, sich zur Seite neigte
und folglich manövrierunfähig wurde.
    Auch die Kielräume füllten sich schließlich mit Wasser. Undichte
Hecktore und eindringendes Wasser, das nicht vollständig wieder abfließen kann, sind eine tödliche Kombination - bei jedem Sturm.
    Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis die See das Schiff verschlingen würde.
    Schon bald drehte der Sturm die Princess Victoria längsseits in die
Wellen, wodurch das Schiff unter dem Gewicht der hereinbrechenden
Wassermassen ins Schlingern geriet und Schlagseite bekam. Der Kapitän gab den Befehl, die Rettungsboote
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