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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen
Autoren: Bear Grylls
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arm. Derjenige, der alles Hab und Gut verloren hat, aber dennoch
seinen Mut, seinen Frohsinn, seine Hoffnung, seine Tugend und seine
Selbstachtung nicht sinken lässt, ist noch immer ein reicher Mann.

    Im viktorianischen Zeitalter, das heißt in einem aristokratischen
England mit extrem ausgeprägtem Klassenbewusstsein, waren dies
revolutionäre Worte. Um seinen Leitsatz unmissverständlich deutlich
zu machen (und um zweifellos ein paar hochwohlgeborenen aristokratischen Egos auf den Schlips zu treten) betonte Samuel noch einmal mit Nachdruck, dass der Titel Gentleman verdient werden müsse: „Es gibt keinen Freifahrtschein für wahre Größe."

    Samuel Smiles schließt sein Buch mit der nachfolgenden sehr bewegenden Geschichte eines Generals mit Gentleman-Qualitäten:
    Ein Gentleman zeichnet sich durch seine Aufopferungsbereitschaft
aus, indem er das Wohl der anderen bei den kleinen alltäglichen Angelegenheiten des Lebens vor sein eigenes stellt. [..] In diesem Zusammenhang wollen wir auf die Anekdote des edelmütigen Sir Ralph
Abercromby verweisen, von dem berichtet wird, dass man ihm, als er
in der Schlacht von Abukir tödlich verwundet wurde, eine Wolldecke,
die einem Soldaten gehörte, unter den Kopfgeschoben hatte, um seine
Schmerzen erträglicher zu machen, wodurch seine Qualen in der Tat
erheblich gelindert wurden.
    Erfragte, was man ihm da unter den Kopfgeschoben hatte.
    „Das ist blofßdie Wolldecke von einem Soldaten", lautete dieAntwort.
    „Wem gehört diese Decke?", fragte er, indem er seinen Oberkörper
halbwegs aufrichtete.
    „Einem der Männer."
    „Ich wünsche zu erfahren, wie dieser Mann heißt, dem die Decke gehört. "
    „Sie gehört Duncan Roy vom 42. Regiment, Sir Ralph. "
    „Dann sorgen Sie dafür, dass Duncan Roy noch heute Nacht seine
Decke zurückerhält. "
    Der General hätte noch nicht einmal für eine einzige Nacht einen
einfachen Soldaten seiner Decke beraubt, selbst wenn er dadurch seine Todesqualen hätte lindern können.

    Es ist genauso, wie Samuel geschrieben hat: „Wahrer Mut und
echte Großherzigkeit gehen Hand in Hand."
    Und genau in dieser Familie, die nach eben diesem altüberlieferten Wertesystem lebte, ist mein Urgroßvater Walter aufgewachsen
und hat seinen ganz persönlichen Lebenstraum gefunden.

     

Im Ersten Weltkrieg stürzte sich Urgroßvater
Walter ins Kampfgeschehen, und zwar wo und wann auch immer sich
ihm die Möglichkeit dazu bot. Er galt als einer jener „seltenen Offiziere, die ganz und gar im Kampfgeschehen aufgehen".
    Er hatte den Pilotenschein gemacht, doch als er merkte, dass sein
Einsatz im Luftkampf aufgrund des Mangels an Flugzeugen eher unwahrscheinlich war, ließ er sich als Sub-Lieutenant [Unterleutnant
zur See] zur Royal Naval Armoured Car Division - einer Panzerwagen-Schwadron der britischen Marine - versetzen, die von Winston
Churchill ins Leben gerufen worden war und eine Art Vorläuferorganisation der späteren Spezialeinheiten darstellte.
    Anders als die britischen Offiziere an der Westfront, die monatelang in ihren Schützengräben festsaßen, pendelte er zwischen zahlreichen wichtigen Kriegsschauplätzen hin und her - und dabei war er
ganz in seinem Element. Selbst Walters CO - sein befehlshabender
Offizier - hielt in einem offiziellen Bericht fest: „Besonders hervorzuheben ist Lieutenant Smiles uneingeschränkte Bereitschaft zur Übernahme gefährlicher Einsätze unter schwierigsten Bedingungen."
    Dann wurde er zur Kaiserlich Russischen Armee des Zaren abgestellt, um die Türken an der Kaukasusfront zu bekämpfen. Und während dieses Einsatzes wurde Walter sehr schnell befördert - 1915
zum Lieutenant [Kapitänleutnant], 1917 zum Lieutenant Commander [Korvettenkapitän] und 1918 zum Commander [Fregattenkapitän]. In diesen Jahren wurde Walter mit zahlreichen Orden für seine
Verdienste ausgezeichnet: Für seine Tapferkeit im Kampfgeschehen
erhielt er 1916 einen DSO - Distinguished Service Order - und 1917
erneut einen DSO, der mit einem Bar - einer besonderen Spange auf
dem Medaillenband - gekennzeichnet war, 1919 eine „Mention in
Despatches" - eine namentliche Erwähnung im Kriegsbericht, die als
besondere militärische Auszeichnung für Tapferkeit und vorbildliche
Pflichterfüllung gilt sowie eine Reihe weiterer russischer und rumänischer militärischer Auszeichnungen.

    In der lobenden Erwähnung anlässlich der Verleihung seiner ersten DSO-Auszeichnung hieß es: „Er wurde am 28. November
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