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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Joy Fraser
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wir noch immer keine Spur. Verdammt, was sollten wir jetzt tun? Panik stieg in mir hoch, und ich kämpfte gegen eine drohende Tränenflut. Oh, Robert, warum bist du nur so arbeitswütig? Ich biss mir auf die Lippen und fühlte mich unendlich einsam und verlassen wie als Kind, als ich beim Einkaufen plötzlich meine Mutter verloren hatte. Ich erinnerte mich, wie ich mich um mich selbst gedreht hatte, immer nach der Mutter suchend, und überall waren Beine von Müttern, nur nicht die meiner Mutter.
    Und jetzt waren es Bäume.
    Überall Bäume.
    Grüne Bäume.
    Hellgrün.
    Dunkelgrün.
    Mittelgrün.
    Olivgrün.
    Natogrün.
    Prophetengrün.
    Ich hasse Grün!!
    Halt!
    Du darfst nicht die Nerven verlieren, ermahnte ich mich. Du wolltest doch ein Abenteuer, hier hast du es. Man sollte wirklich nicht so sorglos mit seinen Wünschen umgehen, manchmal liefert Gott sofort. Wir mussten etwas unternehmen und nicht hier herumstehen und auf ein Wunder warten. Angst ist ein ganz schlechter Berater und vernebelt den Geist, sagte meine Großmutter immer. Zusammenreißen und nach vorn blicken. Ich wollte es wenigstens versuchen. Ein paar Mal tief durchatmen half.
    „Könnt ihr euch erinnern, ob dieser Jack noch einen Funkspruch absetzen konnte?“
    „Nein, es ging alles viel zu schnell, und ich glaube nicht, dass er dazu noch Zeit hatte“, meinte Karin und blickte zu Boden. Sie presste ihre Hände in ihren Unterleib.
    „Was ist? Bist du verletzt?“
    „Nein, nein, nur Bauchschmerzen. Ich glaube, mir ist ein bisschen übel.“
    Sie lächelte gezwungen. Ich gab mich damit zufrieden, behielt sie dennoch besorgt im Auge. Was, wenn sie innere Verletzungen hatte? Barbara war zwar gelernte Krankenschwester, doch was konnte sie hier schon tun? Praktisch denken, keine Teufel an die Wand malen.
    „Okay. Wer von uns hat den besten Orientierungssinn?“
    Alle sahen mich erwartungsvoll an. Scheinbar wirkte ich, als wüsste ich, was ich tue. Sollten sie das ruhig glauben, wenn es half. Das Gefühl, eine Verantwortung übernommen zu haben, stärkte mir den Rücken, und meine Lebensgeister kehrten zurück.
    „Was ist? Hat hier jeder so einen Orientierungssinn wie Barbara?“
    Sie hatte sich schon einmal in einem Frankfurter Kaufhaus verlaufen. Ich sah Karin an, denn sie hatte im Flugzeug am Fenster gesessen.
    „Du meinst, wir sollen von hier weggehen? Aber dann findet uns doch niemand“, rief Barbara erschrocken.
    „Das könnte doch ewig dauern“, wand ich ein. „Wenn Jack keinen Notruf abgesetzt hat, dann sucht man sowieso nicht nach uns. Erst wenn Karins Tante uns vermisst. Und die wartet bestimmt bis zum Abend, ob wir uns nicht einfach nur verspätet haben. Dann wird sie sich beim Flughafen nach Jack erkundigen, und bis dahin ist es dunkel. Vor morgen Früh wird uns keiner suchen, und ich traue dem Flugzeug nicht, es ist so viel Sprit drin. Außerdem sollten wir versuchen Wasser zu finden. Weit kommen wir in dem Dickicht sowieso nicht.“
    „Du hast recht“, sagte Karin. „Wir müssen weg von der Maschine. Wenn sie doch noch explodiert, möchte ich nicht daneben stehen. Lass mich überlegen“, sie knabberte an ihrem Daumennagel und versuchte sich zu erinnern.
    „Wir überflogen hohe Berge“, dachte sie laut nach und zog sich eine klettenartige Pflanze aus ihrem kurz geschnittenen, braunen Haar. „Dann wurde die Gegend flacher und grüner.“
    „Aha“, sagte ich. „Also haben wir unüberwindliche Berge zwischen uns und Mexiko. Hier ist es zwar immer noch etwas hügelig, aber ich denke, das Schlimmste liegt hinter uns. Dann sollten wir versuchen an die Küste zu kommen. Immer bergab. Vielleicht treffen wir vorher auf Siedlungen. Meine Karte ist im Rucksack.“
    Hoffnungsvoll blickte ich mich suchend um. Keine Spur von unserem Gepäck. Vielleicht war es noch im Flugzeug. Ich hatte meinen Rucksack auf dem Schoß, soweit ich mich erinnerte, und die anderen hatten ihr Handgepäck unter ihre Sitze geklemmt.
    „Hier muss irgendwo mein Rucksack sein, helft mir bitte suchen“, sagte ich.
    Wir gaben schnell auf, denn der Urwald war so undurchdringlich, dass wir kaum mehr das Flugzeug sehen konnten, sobald wir uns ein paar Meter von ihm entfernt hatten. Die allgemein bekannte Bezeichnung „grüne Hölle“ schien mir eine treffende Beschreibung dieser Gegend zu sein.
    „Ich habe mir die Karte hundertmal angesehen, bei der ewigen Warterei auf den Flughäfen“, meldete sich Anette zu Wort. Barbara verfolgte die Unterhaltung mit
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