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Schillernd

Schillernd

Titel: Schillernd
Autoren: Emma Green
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herrscht mehr oder weniger Funkstille, Céleste trägt mich nicht unbedingt in ihrem Herzen, Virgile wünscht meinen Tod, und Prudence, die Königinmutter, straft mich vor den Augen aller mit Verachtung und Geringschätzung. Sogar Camille, meine eigene Schwester, hat die Seiten gewechselt: Sie und ihr neuer Liebhaber können die Finger nicht mehr voneinander lassen. Zum Glück sind alle mit der bevorstehenden Hochzeit von Céleste und Barthélemy beschäftigt, und trotz des allgemeinen Chaos schwebe ich seit einer Woche auf Wolke sieben. Seit Gabriels feuriger Liebeserklärung.
    „Ich liebe dich mehr als alles andere …“ Meint er das wirklich ernst?
    Meine kleine innere Stimme spielt die Szene immer und immer wieder ab und ich stelle mir alles Mögliche vor, seitdem mein stolzer und geheimnisvoller Geliebter diese drei wundervollen Worte ausgesprochen hat, die mich völlig unerwartet getroffen haben.
    „Amandine, meine Kleine, Mama ist angekommen!“
    Mein Vater, den zu Hause alle „Pierrot“ nennen, und der hier mit „Mr. Pierre Baumann“ angesprochen wird, steht wenige Meter über mir auf der kleinen Brücke, die den unteren Teil des Gartens, in dem ich mich gerade befinde, überragt. Seine Gesichtszüge wirken entspannter, er wirft mir ein seliges Lächeln zu, und als sich unsere Blicke kreuzen, erkenne ich die Freude und die Erleichterung in seinen Augen. Bevor ich jedoch aufstehen und zu ihm gehen kann, um ihn in die Arme zu nehmen, hat er bereits wieder auf dem Absatz kehrtgemacht.
    „Geh zu ihr, sobald du kannst, sie hat nach dir gefragt!“
    Als ich das Zittern in seiner Stimme bemerke, verstehe ich, warum sich dieser wunderbare Mann so schnell aus dem Staub macht. Überwältigt von seinen Emotionen, versteckt er sich bestimmt lieber in einer Ecke, als vor mir in Tränen auszubrechen. Seinen Kummer offen zu zeigen, würde für diesen Mann, der so viel Schamgefühl besitzt, bedeuten, seiner Frau, die beinahe ihr Leben verloren hätte, die Schau zu stehlen. Mein Vater würde alles für sie tun, und diese unerschütterliche Selbstlosigkeit berührt mich zutiefst. Für meine Eltern waren die letzten drei Wochen mit Sicherheit der unwiderlegbare Beweis dafür, dass ihre Liebe auch nach dreißig Jahren des Zusammenlebens, mit all ihren Höhen und Tiefen, nichts erschüttern kann. In den Augen meiner Eltern kann man zusammen alles durchstehen: Krankheit, unerwartete Ereignisse, Angst. Meine Mutter hat uns einen schönen Schrecken eingejagt, sie ist dem Tod im wahrsten Sinne des Wortes um ein Haar entkommen. Die Ärzte, die von Gabriel eigens engagiert wurden, wissen immer noch nicht, was sie hat, aber ihrer Meinung nach ist sie über den Berg. Ruhe und eine weitere ärztliche Überwachung sollten ihr helfen, bald wieder ganz auf die Beine zu kommen!
    Schnell werfe ich mein Strandkleid über, das perfekt zu meinem blassrosa Bikini passt, und eile im Laufschritt zur Villa. Als ich die große Eingangshalle betrete, stoße ich mit Bart, Célestes Verlobtem, zusammen. Amüsiert über mein verdutztes Gesicht, bricht er in schallendes Gelächter aus.
    „Alles in Ordnung, Amandine? Willst du ein Glas Wasser? Eine Beruhigungstablette?“
    „Meine Mutter wurde aus dem Krankenhaus entlassen, ich muss …“
    „Na dann los, worauf wartest du noch? Und bestell ihr liebe Grüße von mir!“
    Wie schafft es so ein lieber Typ nur, Céleste zu ertragen?!
    Das Anwesen der Diamonds ist so riesig, dass es eine Ewigkeit dauert, bis ich das Zimmer meiner Mutter auf der anderen Seite erreicht habe. Schließlich stehe ich vor der richtigen Tür und gehe hinein, ohne anzuklopfen. Die Frau, die ich über alles liebe, liegt in ihrem Bett und wirft mir ein verschmitztes Lächeln zu, das mir die Tränen in die Augen treibt. Sie ist wirklich hier, ihr Blick ist offen und vergnügt, ihre Haut weniger blass und ihr Haar glatt und glänzend. Sie muss es mir nicht sagen, ich spüre sofort, dass sie nicht mehr leidet. Ihr fahles und von den Anstrengungen der letzten Wochen gezeichnetes Gesicht hat seine Schönheit, seine Spannkraft und all seine Ausdruckskraft wiedergefunden. Ich werfe mich in ihre Arme und ignoriere dabei völlig meine Schwester Camille, die neben meiner Mutter auf dem Bett sitzt. Nachdem ich unzählige Tränen geweint und sie lange und fest an mich gedrückt habe, löse ich meine Umarmung und versuche meine Fassung wiederzufinden, indem ich mich auf die andere Bettseite setze.
    „Wollt ihr mir nicht sagen, warum ihr
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