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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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Und ich bin nu wirklich kein vornehmes Fräulein, das mit Ihr angeredet wird. Also, keine falsche Scham. Zwackt’s Euch arg? Ich werd’s Fräulein Brida sagen, die weiß schon, was zu tun ist.«
    »Ist schon in Ordnung«, wehrte er ab.
    Marieke blieb unmittelbar vor ihm stehen und verschränkte die Arme vor dem üppigen Busen. »So sind sie, die Mannsbilder. Die einen tun noch im Sterben so, als könnte sie nichts dahinraffen, und die andern sterben schon an einem kleinen Schnupfen. Aber ich hab noch keinen getroffen, der verständig genug war, ehrlich zu sagen, wo’s fehlt.«
    »Wenn ich es recht bedenke, ich glaube, ich kriege doch einen Schnupfen.« Er grinste sie breit an.
    Marieke lachte. »Ihr seid mir ja ein Schelm. Ich hoffe, das Frühstück schmeckt Euch. Falls nicht, meldet Euch, dann schau ich, was ich sonst noch finde.« Sie verließ die Kammer.
    An dem Frühstück war nichts auszusetzen. Das Brot schien gerade erst aus dem Ofen gezogen worden zu sein. Der Käse war herzhaft und würzig, erinnerte ihn an satte grüne Wiesen unter einem blauen Himmel. Seltsam, dass ein Geschmack solche Bilder bewirken konnte.
    Nachdem er gegessen hatte, ließ er sich ins Kissen zurücksinken und versuchte, seine Erinnerungsfetzen zu ordnen.
    Er hatte einen Bruder. Doch es gab keinen Namen, kein Gesicht, kein Alter. War er der Ältere oder der Jüngere?
    Seine Familie musste wohlhabend sein. Aber waren es Dänen oder Deutsche? Er hatte zuletzt Dänisch geträumt, seine Gedanken waren immer wieder ins Dänische geglitten, wenn er allein war, doch kaum standen ihm Brida oder Marieke gegenüber, war es für ihn selbstverständlich, Deutsch zu sprechen und zu denken. So, als würden beide Sprachen zu ihm gehören. Vermutlich hatte er in beiden Ländern viel Zeit verbracht.
    Er hatte schon einmal gesehen, wie ein Schwert geschmiedet wurde. Ein Schwert hatte ihn verletzt. Konnte er mit einer solchen Waffe umgehen? Unwillkürlich krümmten sich die Finger seiner rechten Hand, als würde er einen unsichtbaren Schwertgriff umfassen. Seine Muskeln zuckten, als wüssten sie, was zu tun war, während in seinem Kopf nur weißer Nebel trieb.
    Das Klappen der Tür riss ihn aus seinen Betrachtungen. Es war Brida.
    »Guten Morgen.« Sie lächelte ihn an. »Marieke meinte, ich sollte unbedingt nach Euch schauen.«
    »Marieke übertreibt, aber ich freue mich, Euch zu sehen, Jungfer Brida.«
    Sie nahm das Tablett vom Schemel, um sich setzen zu können. Bildete er es sich ein, oder war es tatsächlich eine Geste der Verlegenheit, als sie sich eine Strähne ihres langen braunen Haars aus dem Gesicht strich?
    »Habt Ihr Schmerzen?«, fragte sie.
    »Ein Pochen in der Brust, aber es ist auszuhalten. Heute Nacht wurde ich wach und wollte mich hinstellen. Es gelang mir nicht.«
    »Weil Ihr zu schwach wart?«
    »Womöglich. Aber es war ein heftiger Schmerz, der mir durch die Unterschenkel zuckte.«
    »So, als hättet Ihr einen Krampf?«
    Er nickte. Das traf es ziemlich genau.
    »Das wird vergehen. Ich habe es schon des Öfteren bei Männern erlebt, die lange im kalten Wasser getrieben sind. Mehr Sorgen macht mir das Pochen in Eurer Brustwunde. Ich dachte zunächst, sie sei nicht so schwer.«
    »Es ist nicht schlimm«, wehrte er ab.
    »Das mag sein«, antwortete Brida. »Aber wenn es pocht, weist es auf den Beginn einer Entzündung hin, und im schlimmsten Fall wird daraus ein hässliches Wundfieber.«
    Als er nichts sagte, sprach sie weiter. »Keine Angst, dagegen kann ich etwas tun. Es gibt Salben, die ziehen die Gifte aus dem Fleisch. Ich hole sie gleich.«
    Sie hatte die Kammer kaum verlassen, da kehrte sie auch schon mit einem Tiegel und einem Körbchen mit frischem Verbandszeug zurück. Er spürte kaum, wie ihre geschickten Finger den Verband lösten, nur einmal einen kurzen ziehenden Schmerz, weil die unterste Lage auf der Wunde klebte.
    Die Wundränder waren gerötet und leicht geschwollen.
    Er sah ihren prüfenden Blick.
    »Ist es schlimm?«, fragte er.
    »Das bereitet mir weniger Kopfzerbrechen.« Sie musterte ihn forschend. »Ihr könnt Euch noch immer nicht daran erinnern, wie Ihr verwundet wurdet?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Gestern dachte ich, es sei eine frische Verletzung. Heute sieht sie aus, als sei sie schon einige Tage alt.«
    »Und was schließt Ihr daraus, Jungfer Brida?«
    Sie öffnete den Tiegel und strich behutsam die kühle Salbe auf die Wundränder. Sofort ließ der Schmerz merklich nach.
    »Ich weiß es
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