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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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gefeiert wirst. Mein Vater verhandelt nämlich gerade mit Jacob von Oldesloe, und der hat einen Sohn im geeigneten Alter.«
    »Du meinst …«
    »Ja, genau! Versemmel das nicht wieder!«
    »Du hast recht! Halt das mal!« Er reichte Simon seinen Weinbecher und folgte Barbara.
    »Simon, du bist unmöglich!« Brida schlang ihm die Arme um den Hals. »Und dafür liebe ich dich so sehr.«
    Simon stellte Cunards Becher ab und erwiderte ihre Umarmung.
    »Dann lass uns einfach verschwinden.«
    »Jetzt? Es ist unsere Feier.«
    »Nein, es ist die Feier der Familie. Wir sollten lieber dafür sorgen, dass sie weiter wächst.«
    »Daran arbeiten wir doch schon jede Nacht.«
    »Ja eben, wir sollten in unserem Fleiß nicht nachlassen.« Er lächelte sie glücklich an.
    »Oh, dann lass uns gehen, mein fleißiger Gatte.«

Heiligenhafen, August 1429
    S imon liebte die frühen Morgenstunden, wenn die Sonne sich gerade über der Ostsee erhob und Brida noch schlief. Leise stand er auf, um sie und das Kind nicht zu wecken. Acht Wochen war Matthias alt, und Simon hoffte, dass sein Sohn bald durchschlafen würde.
    Als er die Treppen nach unten stieg, hörte er Johanna das alte Spottlied summen. »Erst wenn die Kuh kann Seide spinnen, wird König Erik unser Land gewinnen.« Das Mädchen war zu einer tüchtigen Hilfe für Brida geworden.
    »Guten Morgen, Herr Stadtrat!«, grüßte sie ihn fröhlich. Herr Stadtrat, ja, an diesen Titel musste er sich erst noch gewöhnen. Er hatte sich eine Weile dagegen gesträubt, aber schließlich konnte er die Amtswürde nicht länger ablehnen. Seit einem Dreivierteljahr lebte er inzwischen wieder mit Brida und ihrem Vater in Heiligenhafen. Ihr neues Haus stand am selben Platz wie das alte, aber es war größer und schöner. Ein ansehnliches Kontor gehörte dazu. Die Geschäfte liefen gut, auch wenn er sich manchmal fragte, ob es einem Stadtrat wohl angemessen war, den Großteil seines Gewinns einem Schmuggler zu verdanken. Aber englisches Tuch und italienischer Wein erzielten gute Erlöse, vor allem wenn man sie zollfrei durch den Sund bekam.
    »Guten Morgen, Johanna. Ist Kalle schon da?«
    »Ja, der sitzt bei ’ner Mahlzeit in der Küche.«
    Simon schmunzelte. Auch das hatte sich nicht geändert. Wenn Kalle in aller Frühe kam, bediente er sich, als wäre er hier zu Hause.
    Der Schmuggler erwartete ihn bereits.
    »Hallo Simon. Du siehst ja richtig übernächtigt aus. Und dabei dacht ich immer, so ’n Stadtrat arbeitet tagsüber.«
    »Schreit deine Tochter nachts nie?«, fragte Simon.
    Kalle hob die Schultern. »Du weißt doch, ich arbeite während der Dunkelheit, da krieg ich nix mit. Hier, das hab ich dir heute mitgebracht.«
    Er wies auf einen großen Sack in der Ecke.
    »Englisches Tuch?«
    »Das beste, das ich kriegen konnte. Wird ’n schönen, satten Gewinn abwerfen.« Er schob seine Mahlzeit beiseite, stand auf und wuchtete den Sack auf den Tisch. »Schau es dir gut an. Das werden sie dir in Lübeck aus den Händen reißen.«
    Simon ließ sich Zeit, die Ware zu begutachten. Kalle hatte wie immer recht. Mit so guten Stoffen zu derart günstigen Preisen konnte nicht einmal Jacob von Oldesloe aufwarten, und der besaß immerhin ein eigenes Handelshaus in Brügge.
    Schritte von oben.
    »Simon?« Das war Bridas Stimme.
    »Hier unten!«, rief er zurück.
    Die Schritte näherten sich. Brida betrat die Küche, den kleinen Matthias im Arm.
    »Guten Morgen, Kalle«, begrüßte sie den Schmuggler. »Welch früher Besuch!«
    »Ja, wir machen gerade gute Geschäfte, der Herr Stadtrat und ich, ne?« Kalle neckte Simon gern mit seinem neuen Amtstitel.
    »Sehr gute Geschäfte«, bestätigte dieser.
    »Nun, die könnt ihr auch machen, wenn du kurz auf Matthias aufpasst. Hier, Simon, er ist frisch gewickelt und gestillt.«
    »Wohin willst du?«, fragte er, während er seiner Frau das Kind abnahm.
    »Zum Hafen. Die Adela läuft gerade ein.« Und schon war sie aus der Tür.
    Simon lächelte. Das alte Ritual hatte Brida nie aufgegeben.
    »Vergiss nicht, Cunard und Barbara zum Frühstück einzuladen!«, rief er ihr nach. Er war mindestens ebenso neugierig wie Brida, was Barbara nach sechs Monaten auf See zu berichten hatte. Und ob sie und Cunard ihn wohl bald zum Onkel machen würden.
    »Selbstverständlich«, hörte er Brida von draußen zurückrufen.
    »Tja, so kann’s ’nem Mann gehen, ne?« Kalle grinste. »Früher haste jeden mit’m Messer klein gekriegt, und jetzt schaukelste lieber ’n Säugling.«
    Ja, die
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