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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman
Autoren: Catherine Bourne
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Dame«, meinte Joanne.
    »Nein, danke«, sagte Cherry.
    Joannes Blick folgte dem Captain, der zum anderen Ende der Theke ging, um Cherrys Drink zu mixen.
    »Ich frage mich, was es mit dem auf sich hat«, sagte sie kaum hörbar. »Ich meine, hat er eine Freundin? Ist er mal verheiratet gewesen? Ist er ein Massenmörder? Ein Trannie? Ein ehemaliger Sträfling? Wie kommt es, dass er uns nie anmacht?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Cherry leicht gereizt. »Wir sind natürlich jung genug, um seine Töchter zu sein.«
    »Das hat für Fred Hirsch auch keine Bedeutung.«
    »Vielleicht ist er schüchtern. Vielleicht denkt er auch, man macht keine Kunden an.« Die letzte Erklärung
schien Cherrys Anstandsgefühl zu gefallen, und sie verschränkte befriedigt die Arme.
    »Würdest du ihn ficken?«, fragte Joanne.
    »Wie bitte?«, fragte Cherry und blickte nervös in Richtung des Captains. Joannes Stimme war immer irgendwie gut zu hören.
    »Ich sagte, würdest du ihn …?«
    »Ich habe dich genau verstanden«, zischte Cherry. »Und die Antwort lautet nein. Ganz sicher nicht.«
    »Gut«, meinte Joanne, »denn ich glaube, er hat es auf Schwester Cameron abgesehen.«
    »Hoffentlich nicht«, meinte Cherry. Sie wollte Grace beschützen, denn sie hatte in den letzten Jahren viel durchgemacht und brauchte keine unerwünschten Annäherungsversuche. »Sie kommt nämlich gern hierher, um ein bisschen zu entspannen.«
    »Was hast du gegen den Captain? Hast du mal seine Suppe probiert?«
    »Der Chowder ist wirklich gut«, gestand Cherry. »Schsch, er kommt.«
    Langsam näherte sich der Captain mit Cherrys leuchtend blauem Drink in der Hand.
    »Mein Vater hatte ein Aftershave in der Farbe«, sagte Joanne. »Das hat er sich immer so ins Gesicht gepatscht und gesagt: Danke. Das brauche ich jetzt .«
    »Danke«, sagte Cherry zum Captain, der den Drink vor sie hinstellte. Joanne wusste genau, dass Cherry nicht die Absicht hatte, das Zeug wirklich zu trinken. Cherry trank niemals ihr Glas aus. Sie hielt es einfach in der Hand, bis sich das Licht darin fing und es wie ein blauer Edelstein glänzte. Das passte zu ihren Augen, ihren Kleidern.
Sie gab Geld für einen bunten Drink aus, nur damit sie sich an dem Anblick erfreuen konnte.
    »Ich möchte mal sehen, dass du das trinkst«, sagte Joanne.
    »Ich nehme einen kleinen Schluck«, meinte Cherry. »Das Zeugs steigt mir direkt zu Kopf, das habe ich doch gesagt. Das macht am nächsten Morgen einfach keinen Spaß.«
    In dem Augenblick ertönten die ersten Takte von »Hard Lovin Man« von den Fleshtones von Joannes Handy.
    »Es ist Donny«, sagte Joanne leicht beunruhigt. »So spät ruft er sonst nie an. Ich hoffe, er ist okay.« Dann drückte sie die Taste. »Donny? Alles in Ordnung?«
    »He, Schmusemäuschen«, hörte man Donnys Stimme vor lauten Hintergrundgeräuschen. »Hast du Lust auf eine heiße Party?«
    Schmusemäuschen! So hatte er sie seit Jahren nicht mehr genannt. »Eine Party?« fragte Joanne aufgeregt. Sie war plötzlich nicht mehr müde. »Wo bist du?«
    Donny nannte ihr eine Adresse in Manhattan, West 50s.
    Joanne beendete das Gespräch und wandte sich zu Cherry. »Hast du Lust auf eine Party in der Stadt?«
    »Ich habe gerade vierzehn Stunden Arbeit hinter mir«, sagte Cherry und verbarg ihren Ärger, dass Joanne nicht daran gedacht hatte. »Außerdem treffe ich morgen früh meine Tante.«
    »Ach ja, deine Tante.« Joanne trommelte mit den abgekauten Fingernägeln auf die Theke. Was sollte sie tun? Sie wollte nicht allein auf die Party gehen und davon abhängen,
dass Donny sich um sie kümmerte. Aber sie wollte ihn auch sehen, denn sie vermisste ihn. Meistens fühlte sie sich damit im Reinen, aber manchmal wurde sie von dem schrecklichen Gefühl gepackt, dass sie nicht ohne ihn leben konnte.
    »Okay«, sagte sie zu Cherry. »Du gehst heim. Und ich treffe mich mit meinem verrückten Gatten.«

3
    T ut mir leid, Sie zu wecken, aber bei Mr. Ho müssen die Katheter entfernt werden«, sagte Grace in den Hörer. Ihre Stimme klang betont fröhlich, weil sie versuchte, ihre Wut nicht durchklingen zu lassen. »Er sollte doch schon vor Stunden verlegt werden.«
    »Die Katheter?«, entgegnete Rick schläfrig. »Ich dachte, die hätte schon jemand herausgenommen.«
    Jemand? Dieser Jemand hätte Rick Nash selbst sein sollen - einen Herzkatheter zu entfernen war Sache der Ärzte. Das wusste er doch sicher.
    »Nein«, antwortete Grace. »Niemand hat ihn entfernt. Er steckt immer noch fest in Mr.
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