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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman
Autoren: Catherine Bourne
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eine Bulldogge mit einem Messer im
Maul (ein Hund aus seiner Kindheit?), auf dem anderen ein rotes Herz, auf das der Name Suzanne tätowiert war (seine Exfrau? die verstorbene Gattin?). Auf dem linken Unterarm sah man eine Hand, deren Zeigefinger durch einen Haken verlängert war. Den rechten Arm umringelte eine grüne Schlange vom Ellbogen bis zum Handgelenk. Man hatte nicht das Gefühl, dass man ihn danach ausfragen konnte, und selbst Joanne hatte sich das bisher nicht getraut. Der Captain verhielt sich sehr reserviert, was mit seinen Jahren auf See zu tun haben mochte, so als hätte er das Schweigen der unendlichen Wasserflächen verinnerlicht. Er hatte überall auf der Welt Fischerboote gesteuert und das in der Bar zum Thema gemacht. An den Ziegelwänden hingen Netze und Walknochen, auf den Eichentischen standen antike Laternen. Eine alte Jukebox spielte Blues und Jazz, ein bisschen Country and Western und eine Auswahl von italienischen und irischen Seemannsliedern.
    Joanne trank ihr Bier in kleinen Schlucken und dachte an Donny - wie oft, wenn sie trank. Bei ihrem letzten Treffen vor zwei Wochen hatte er angedeutet, dass sie zu dick sei. Derselbe Donny, der ihren Körper praktisch angebetet hatte, der ihn mit Honig beträufelt und mit Kerzen umstellt hatte, der seine Beißspuren darauf hinterlassen hatte. Der gemurmelt hatte, sie sei »üppig« und »weiblich«. Aber mit der Zeit hatte sich sein Geschmack den Frauen zugewendet, die er tagtäglich in seinem Salon in Manhattan um sich sah - die bleistiftdürren Models und Schauspielerinnen mit den spitzen Schuhen, den teuren Sonnenbrillen und den Tausenddollar-Handtaschen. Und Donny selbst - ein altersloser Punk-Rocker
mit struppigem schwarzem Haar, einer Garderobe wie die Ramones: Röhrenjeans, schwarze Jack Purcells und eingerissene T-Shirts, die nie bis zum Nabel reichten. Hatte sie ihn jemals als dürr bezeichnet, als unattraktiv, und gefordert, dass er ein bisschen zunehmen müsste? Nein, niemals.
    Gott sei Dank gab es noch Männer in der Welt, die eine richtige Frau zu schätzen wussten. Zum Beispiel die Techniker im Krankenhaus. »Wie geht’s, du Schöne? Mamacita , du bringst mich um den Verstand. Mein Herz schleudert wie ein Schuh in der Waschmachine.« Und dann natürlich Fred Hirsch, der einmal zu ihr gesagt hatte, sie sähe aus wie die junge Sophia Loren. Okay, die Bemerkung sagte mehr über Freds Alter aus als über Joannes Aussehen, denn das einzige, was sie und Sophia gemeinsam hatten, waren die Brüste und die italienische Abstammung. Aber Joanne nahm Komplimente hin, wann immer sie sie bekam. Das Komische aber war, dass in punkto Sex Donnys Modefriseursalon im Vergleich mit der Intensivstation nichts zu bieten hatte. Die Ärzte, Schwestern, Praktikanten, Techniker und sogar die Patienten flirteten ununterbrochen und machten anzügliche Bemerkungen. Ärzte gaben den Schwestern einen Klaps auf den Hintern, die Schwestern kniffen den Ärzten in den Po. Niemand beschwerte sich, nur die älteren Oberschwestern wie Kathy, die Flirts im Krankenhaus als für den medizinischen Berufsstand unangemessen empfand. Aber diese Schwestern waren machtlos, wie gegenüber einer Naturgewalt. Sie waren alle von Tod und Leiden umgeben und mussten einfach irgendwo Druck ablassen.
    Joanne hatte sich von Donny getrennt, als sie Beweise
dafür fand, dass er untreu gewesen war. Donny hatte natürlich alles abgestritten, und vielleicht glaubte Joanne ihm auch ein kleines bisschen - oder wollte ihm glauben. Sie hatten weiterhin Kontakt zueinander, und Donny schnitt ihr immer noch die Haare, wie eben vor zwei Wochen in seinem Salon. Damals hatte sie ihm Suzi vorgestellt, die draußen am Bordstein geparkt war. »Süß«, hatte Donny gesagt und war anerkennend nickend einmal um das Motorrad herumgegangen. »Aber sei bloß vorsichtig, ja? Diese Dinger sind gefährlich.« Joanne hatte ihm erklärt, dass sie Fahrstunden genommen und den Test bestanden hatte, dass sie staatlich zugelassen und vor allem eine verantwortungsbewusste Fahrerin war. »Außerdem«, hatte sie hinzugefügt, »passt Tony auf mich auf.« Tony war der heilige Antonius, ihr Schutzheiliger. »Yeah«, hatte Donny gemeint, »aber der schützt dich vor Schiffbruch, nicht vor Motorradunfällen.«
    »Das reicht aber«, hatte Joanne erwidert.
    Joanne trank ihr Bier aus und stellte es ab. Der Captain spielte am anderen Ende der Theke Schach mit Ed dem Fischer. Ed fuhr Tag für Tag mit seinem Boot in den Sund hinaus und
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