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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre
Autoren: Lois McMaster Bujold
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keine Überraschung, dass es Beweise für ein Interesse an allen Arten von Strategiespielen und Staats- und Militärgeschichte gab.
    Überraschender war eine Mappe von vergilbenden Feder- und Tuschzeichnungen, auf die Vorkosigan stieß, als er eine Schublade voller Medaillen, Andenken und Plunder durchsuchte.
    »Hast du das gezeichnet?«, fragte Cordelia neugierig. »Das ist ziemlich gut.«
    »Als ich ein Teenager war«, erklärte er, während er weitersuchte. »Einige später. In den Zwanzigerjahren gab ich es auf. War zu beschäftigt.«
    Seine Sammlung an Medaillen und Kampagnenbändern wies eine eigenartige Geschichte auf. Die frühen, niedrigeren waren mit hinzugefügten Erläuterungen sorgfältig auf mit Samt verkleideten Karten arrangiert. Die späteren, höheren waren wahllos in ein Glas gestopft. Eine, die Cordelia als eine hohe barrayaranische Tapferkeitsauszeichnung erkannte, lag lose im hinteren Teil der Schublade, ihr Band war zerknittert und verwickelt.
    Sie setzte sich auf sein Bett und schaute die Mappe durch. Es handelte sich meist um akribisch ausgeführte Architekturstudien, aber auch um einige Figurenstudien und Porträts, die in einem weniger sicheren Stil gezeichnet waren. Es gab einige von einer eindrucksvollen jungen Frau mit kurzen dunklen Locken, sowohl bekleidet wie auch nackt, und Cordelia erkannte mit einem Schock anhand der Anmerkungen auf den Blättern, dass sie auf Vorkosigans erste Frau schaute. Sie hatte nirgendwo andere Bilder von ihr unter seinen Sachen gesehen. Es gab auch drei Studien eines lachenden jungen Mannes, die mit ›Ges‹ gekennzeichnet waren und quälend vertraut wirkten. In Gedanken addierte sie vierzig Pfund und zwanzig Jahre zu der Gestalt, und das Zimmer schien zu schwanken, als sie Admiral Vorrutyer erkannte. Sie packte die Mappe still wieder zusammen.
    Vorkosigan fand schließlich, was er gesucht hatte: ein Paar Sätze alter roter Leutnantsabzeichen. »Gut. Das ging schneller, als wenn wir ins Hauptquartier gefahren wären.«
    Im Kaiserlichen Militärkrankenhaus wurden sie von einem Krankenpfleger angehalten. »Sir? Die Besuchszeiten sind schon vorbei, Sir.«
    »Hat niemand vom Hauptquartier angerufen? Wo ist der Sanitätsoffizier?«
    Koudelkas Arzt, der ihn bei Cordelias erstem Besuch mit dem Handtraktor bearbeitet hatte, wurde schließlich aufgestöbert.
    »Admiral Vorkosigan, Sir. Nein, für ihn gelten natürlich die Besuchszeiten nicht. Danke, Sanitäter. Sie können gehen.«
    »Ich komme diesmal nicht zu Besuch, Doktor. Offizielle Geschäfte. Ich möchte Sie heute Abend von Ihrem Patienten befreien, falls das physisch möglich ist. Koudelka ist versetzt worden.«
    »Versetzt? Er sollte in einer Woche aus den Streitkräften entlassen werden! Versetzt wohin? Hat niemand meine Berichte gelesen? Er kann kaum laufen.«
    »Das wird er nicht müssen. Seine neue Aufgabe besteht ganz aus Schreibtischarbeit. Ich hoffe, Sie haben seine Handfunktionen wiederhergestellt?«
    »Ziemlich gut.«
    »Gibt es noch medizinische Arbeit, die getan werden muss?«
    »Nichts Wichtiges. Ein paar letzte Tests. Ich wollte ihn einfach bis zum Ende des Monats hierbehalten, dann hätte er sein viertes Jahr vollendet. Dachte, das würde ihm ein bisschen bei seiner Pension helfen, so wie die Dinge liegen.«
    Vorkosigan schaute die Papiere und Disketten durch und gab die relevanten an den Arzt weiter. »Hier. Füttern Sie das in Ihren Computer und sorgen Sie dafür, dass seine Entlassung aus dem Krankenhaus unterschrieben wird. Komm, Cordelia, überraschen wir ihn.« Er sah glücklicher aus als je zuvor an diesem Tag.
    Sie betraten Koudelkas Zimmer und fanden ihn noch für den Tag gekleidet, in der schwarzen Arbeitsuniform; er kämpfte mit einer therapeutischen Übung zur Handkoordination und fluchte leise.
    »Hallo, Sir«, begrüßte er Vorkosigan geistesabwesend. »Das Dumme an diesem verdammten Nervensystem aus Silberpapier ist, dass man ihm nichts beibringen kann. Übung hilft nur für die organischen Teile. Ich schwöre, eines Tages werde ich meinen Kopf gegen die Wand hauen.« Er gab die Übung mit einem Seufzer auf.
    »Tun Sie das nicht! Sie werden ihn in den Tagen, die vor Ihnen liegen, noch brauchen.«
    »Ich vermute es. Er war allerdings nie mein bester Körperteil.« Er starrte zerstreut und niedergeschlagen auf die Patiententafel, dann erinnert er sich, dass er sich seinem Kommandeur gegenüber fröhlich geben müsste. Er blickte auf und stellte fest, wie spät es schon war. »Was
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