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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Autoren: Luke Scull
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Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn. Erfolglos versuchte er, sie mit bloßer Gedankenkraft zu vertreiben.
    »Ach, wirklich?« Der Soldat auf der linken Seite schien wenig beeindruckt. Er war in mittleren Jahren und hatte ein brutales Gesicht mit kleinen, zusammengekniffenen Augen und unzähligen Pockennarben. »Dann wird es dir doch nichts ausmachen, wenn wir dich bitten, deinen Anspruch irgendwie zu belegen.« Er sah Cole erwartungsvoll an.
    Cole schluckte schwer und zog Magierfluch mit einer fließenden Bewegung. Dabei achtete er darauf, dass der Dolch die zitternde Hand so gut wie möglich verdeckte. Er nickte in die Richtung der Klinge. »Die Waffe ist verzaubert. Seht ihr das Glühen? Nur ein Augmentor darf eine solche Waffe führen. Ich nehme doch an, das befriedigt eure Neugierde.«
    Bitte nickt einfach und lasst mich in Frieden, betete er stumm. Laut sagte er: »Und jetzt geht mir aus den Augen, ehe ich euch den Dolch so weit in den Arsch ramme, dass euch die Spitze im Hals kitzelt.«
    Die Wächter wechselten einen Blick und verständigten sich wortlos. Der Pockennarbige zuckte mit den Achseln und spuckte auf den zerschundenen Mann aus, der noch am Boden lag.
    »Soll mir recht sein. Er gehört dir. Wir wünschen noch einen guten Tag.« Die beiden Wächter entfernten sich langsam in südlicher Richtung auf der Straße.
    Er sah den flatternden roten Mänteln nach. Die Begeisterung übermannte ihn, und er musste über seine Improvisationskunst und seine Gerissenheit lächeln. Er war nicht nur gebildeter als die übrigen Splitter – so nannten sich die Rebellen –, sondern konnte auch fluchen wie die gröbsten Flegel unter ihnen, wenn es geboten schien. Er war überall zu Hause, konnte sich mühelos unter die Edelleute mischen und kam auch mit den schlichtesten Zeitgenossen leicht zurecht.
    Nun betrachtete er den stöhnenden alten Kerl, der vor ihm lag. Das linke Auge war zugeschwollen, auf der Wange und am Hals klebte geronnenes Blut. »Kannst du aufstehen?«, fragte Cole.
    »Äh …«, machte der Mann. Er versuchte sich zu erheben, doch es gelang ihm nicht. Cole verlor die Geduld.
    »Hast du gesehen, was gerade geschehen ist? Ich habe dir das Leben gerettet. Sie hätten dich sonst getötet.« Er sprach leise weiter und legte dem Alten beruhigend eine Hand auf die Schulter, während er in die Hocke ging. »Auch wenn es dir nicht so erscheinen mag, es war eine Fügung des Schicksals, dass du hier bist. Du sollst mein Zeuge sein. Eines Tages wirst du zurückblicken und dich fragen, ob dies nicht die Geburtsstunde einer Legende … was? Was ist denn?«
    Der Mann hatte das unverletzte Auge weit aufgerissen, als hätte er hinter Cole etwas Schreckliches bemerkt. Der junge Splitter drehte sich um.
    Der Pockennarbige stand da, ein böses Lächeln auf den Lippen. Der zweite Wächter hatte das Schwert erhoben. Im letzten Moment bemerkte Cole den Knauf, der auf seinen Kopf zielte. Er wich rasch aus, sodass die Wucht des Schlages vor allem die Nase traf.
    Knack. Der Schmerz explodierte. Ein unglaublicher Schmerz. Er wollte schreien, aber die Stimme brach, und er bekam nichts als das Quieken eines Ferkels heraus. Weißes Licht blendete ihn. Als er wieder sehen konnte, lag er auf dem alten Narren. Wie konnte das passieren?
    Im Mund sammelte sich eine zähe Flüssigkeit, die nach Salz schmeckte. Blut. Er schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, sich zu orientieren.
    Der Pockennarbige baute sich vor ihm auf. Die Sonne blitzte auf dem erhobenen Langschwert und spiegelte sich auf dem Kettenhemd. Cole hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Auf dem weißen Wappenrock sah er den Obelisken vor einem roten Sonnenuntergang. Außerdem bemerkte er Blutflecken. Ist das etwa mein Blut?
    Der Soldat zog das Langschwert so schnell herunter, dass die Klinge pfeifend die Luft teilte. Cole konnte sich gerade noch abrollen. Die Klinge traf die leere Luft, wo er gerade noch gelegen hatte, und spaltete den Kopf des alten Mannes. Knochensplitter und Gehirnmasse flogen auf das Pflaster.
    Zähneknirschend kämpfte Cole gegen die Kopfschmerzen an und hob Magierfluch, um nach dem Bein des Wächters zu stechen. Der glühende Dolch riss nur eine oberflächliche Wunde, und sofort hob der Soldat fluchend das mit Blut bedeckte Langschwert zum nächsten Hieb. Auch sein Gefährte näherte sich mit erhobener Klinge.
    Cole krabbelte panisch zurück, als der Pockennarbige zu einem wilden beidhändigen Schlag ausholte. Das Schwert sauste herab,
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