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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Autoren: Luke Scull
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ihnen. Er konnte sogar ein Schiff erkennen; der Bug und das halbe Deck ragten fast direkt über ihm aus dem Wasser hervor. Es war die Freiheit.
    Dann brach die Wand aus Wasser über ihn herein.

Todesengel

    Früher an diesem Tag …

    Das Wasser packte ihn wie mit einer Riesenfaust und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Verzweifelt strampelte er, schüttelte den Kopf und zwang sich, noch einen Moment länger durchzuhalten. Sein ganzer Oberkörper brannte.
    Er konnte es schaffen. Drei Minuten. Das reichte schon. Noch ein paar Sekunden, und …
    Es nützte nichts. Davarus Cole riss den Kopf aus dem Wasser und atmete laut schnaufend aus. Wütend schlug er mit den Fäusten auf die Ränder des eisernen Waschzubers und verfluchte den Magierfürsten, dessen Tod er sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte. Der Tyrann, der die Stadt mit eiserner Faust regierte, musste sterben.
    Salazar. Du kannst der Abrechnung nicht entgehen.
    Er stemmte die Hände auf die Ränder der Wanne und drückte sich hoch. Blinzelnd, um das Wasser aus den Augen zu vertreiben, stand er da. Sein Blick wanderte zu dem kleinen Spiegel in der Ecke. So ein Ding war eine Seltenheit in Dorminia. Gewöhnlich konnten sich nur die Adligen einen solchen Luxus leisten. Garrett, sein Lehrer und Ziehvater, hatte ihn für teures Geld erstanden. Soweit es Cole anging, war das ein Aufwand, den er selbstverständlich verdiente.
    Schließlich, so dachte er sich, musste ein Held auch etwas hermachen.
    Im Spiegel betrachtete er seinen schlanken, drahtigen Körper, das schwarze Haar, das bis in den Nacken reichte, und den kleinen Ziegenbart, der einen scharfen Kontrast zur hellen, schimmernden Haut bildete. Das kalte Wasser im Waschzuber hatte ihm sein bisschen Farbe geraubt, und nun wirkte er beinahe wie ein Gespenst. Ein Todesengel.
    Cole kniff die grauen Augen zusammen und bewunderte sich ausgiebig. Dann stellte er sich Salazars runzliges altes Gesicht vor, wenn Magierfluch sein Ziel traf – das leise seufzende Erkennen, während dem Tyrannen das Blut aus dem Mund strömte und sein Körper in sich zusammensank. Erinnerst du dich an meinen Vater, du alter Hundsfott? Weißt du noch, was du ihm angetan hast? Ich bin Davarus Cole und nehme mir nun, was mein ist.
    Er runzelte die Stirn. Was war denn sein? Die Rache natürlich, aber das war doch gewiss nicht alles. Es kam keinesfalls infrage, seinen Triumph mit Zweifeln an seiner erhabenen Bestimmung zu besudeln. Andererseits würde ihm ein gerüttelt Maß an Selbstzweifeln vielleicht sogar sehr gut zu Gesicht stehen. Ein Mann voller Geheimnisse. Ja, das gefiel ihm.
    Impulsiv spannte Cole sich an, sprang rückwärts aus der Wanne, überschlug sich in der Luft und landete mehrere Schritte entfernt in der Hocke. Langsam richtete er sich auf und warf einen letzten bewundernden Blick zum Spiegel. Wieder dachte er an den unausweichlichen Augenblick seines Ruhmes. Nicht jetzt. Nicht heute. Aber eines gar nicht so fernen Tages ganz gewiss.
    Gedankenverloren wie er war, fingen seine sonst so scharfen Ohren nicht die sich nähernden Schritte auf, bis die Besucherin fast die Tür seiner Kammer erreicht hatte. Erschrocken erinnerte Cole sich daran, dass er nicht abgeschlossen hatte. Er war starr vor Schreck. Dann flog die Tür auf, und Sasha stürmte herein.
    Sie starrten einander an. Sasha war groß und schlank und zwei Jahre älter als er. Sie hatte Augen, die jeden Mann fesseln konnten, und dunkelbraunes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel. Mit zunehmender Besorgnis verfolgte er ihren Blick, der über seinen nackten Körper langsam nach unten wanderte.
    Sasha lächelte fast unmerklich. »Nun, das ist ja nicht besonders beeindruckend. Ich dachte, du besitzt eine Waffe, die Magie abwehren und Magierfürsten wie ein Wildschwein pfählen kann. Kaum zu glauben, dass ein Instrument wie dieses auch nur ein Bauernmädchen zur Strecke zu bringen vermag.«
    Cole betrachtete seine arg geschrumpfte Männlichkeit, bedeckte sie rasch mit der linken Hand und deutete mit der Rechten auf den Waschzuber. »Das Wasser«, stotterte er. »Es ist unglaublich kalt.«
    Sasha betrachtete ihn noch einen Moment. Die geweiteten Augen blitzten belustigt. »Beim nächsten Mal schließt du besser ab.« Das Lächeln verflog. »Garrett braucht uns in einer Stunde auf dem Haken. Pass auf, dass du pünktlich kommst. Ich glaube, es ist wichtig. Trödele nicht herum, Cole.«
    »Ja«, antwortete er schwach, als sie schon zur Tür unterwegs war. Dann hielt sie noch
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