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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg
Autoren: Andreas Saumweber
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Während dieser sprach, bemerkte Lars, wie die Plattform weiter schwankte, bei weitem nicht mehr so stark wie gerade eben, aber dennoch spürbar. Was passierte hier bloß?
    Erik legte wieder auf. Nachdenklich starrte er in die Runde. »Die Nummer zwei ist ebenfalls locker. Wenn hier nicht bald was geschieht, dann reißt sich die Station los oder kentert. Sven, Lars, ich will euch eigentlich nicht da hinunterschicken. Doch wie die Dinge stehen, bleibt mir gar keine andere Wahl. Irgendjemand muss herausfinden, was dort unten vor sich geht! Macht euch bereit.«
    Er gab beiden noch einmal die Hand, dann verließ er eilig den Kontrollraum.
     
    Als Viktor die Brücke des Seenotkreuzers verließ, zog ihm der Sturm beinahe die Tür aus der Hand. Heulend griffen die Windfinger nach seiner Regenjacke und versuchten, ihn von der Leiter zu zerren. Regen peitschte beinahe waagerecht aus tiefhängenden grauen Sturmwolken, gemischt mit Eiskristallen, denn zusammen mit dem Wettereinbruch war auch ein Temperatursturz gekommen. Viktor kämpfte sich die Reling entlang in das Heck des Schiffes, ständig auf der Suche nach nicht ordnungsgemäß befestigter oder verräumter Ausrüstung. Zum Glück für seine Mannschaft fand er keine, und so kehrte er trotz schwerer Regenjacke völlig durchnässt und deshalb übelgelaunt auf die Brücke zurück.
    Mit ihm fuhr ein Windstoß durch die Tür und verteilte die Ausdrucke des Wettertickers im gesamten Raum. Einer seiner Männer, Karl, machte sich hektisch daran, die Zettel wieder aufzusammeln, bevor sie sich in den Pfützen am Boden vollsaugen konnten. Viktor stieß ein paar lästerliche russische Flüche aus, während er die Regenjacke auszog. Das Meer präsentierte sich prächtig durch die Sichtfenster – so aufgewühlt hatte der alte Kapitän das Nordmeer nur selten erlebt.
    »Gib der Leitstelle Bescheid, dass wir die Patrouille abbrechen!«, befahl er seinem Stellvertreter Leif. »Wir waren jetzt lange genug da draußen, inzwischen sollten es sogar die langsamsten Kähne auf die Schleichwege geschafft haben!« Mit Schleichwegen meinte er die direkten Küstengewässer, die vom Rest des Nordmeers durch zahllose vorgelagerte Inseln abgeschnitten waren. Dort würde der Sturm viel weniger zu spüren sein.
    Viktor nahm Karl die Papiere, die dieser gerade mühsam aufgesammelt hatte, aus der Hand und setzte sich auf seinen Kapitänssessel. Wütend blätterte er sie durch. Während sie sich in den einzelnen Daten geringfügig unterschieden, blieb die Aussage die gleiche: Eigentlich lag das Meer ruhig und sanft vor ihm, zwischen Schäfchenwolken schien die Sonne hindurch, und der Wind blies gerade mal stark genug, dass die Möwen nicht vor Langeweile vom Himmel fielen. Das Problem war einzig und allein,dass sich das Wetter einen feuchten Kehricht um den Wetterbericht scherte!
    »Sehen diese Idioten im Wetterdienst eigentlich auch mal aus dem Fenster?«, schrie er wütend, den Papierstapel zur Seite wischend. »Sagt der Leitstelle, dass sie diese Wetterfrösche suspendieren sollen oder am besten gleich an die Wand stellen!«
    Karl schnappte sich die Ausdrucke, bevor sie erneut zu Boden fielen. Währenddessen rief Leif über Funk nach der Leitstelle. Viktor nickte, zufriedengestellt. Seine Männer hatten schnell gelernt, dass ihr Skipper erwartete, dass seine Befehle
immer
ausgeführt wurden. Wenn Viktor seinen Männern sagte, sie sollten die Leitstelle anscheißen, dann war das nicht nur das Gemeckere eines Kommandanten, sondern tatsächlich eine Arbeitsanweisung. Andere Kommandanten hielten das vielleicht anders. Er hielt es so.
    Leif begann, halblaut in das Funkgerät hineinzunuscheln.
    »Die Leitstelle?«, fragte Viktor. Als Leif nickte, nahm er ihm kurzerhand den Hörer ab. Manche Dinge erledigte man am besten selbst.
    »Hör mal, sind eure Wetterfrösche besoffen?«, schrie er, ohne sich zu melden. »Oder denkt ihr, es ist mal wieder Zeit, die Jungs auf den Booten zu verarschen? Schau mal aus dem Fenster und sag mir, wie man da einen solchen Wetterbericht ausgeben kann!«
    Sein Gegenüber erkannte ihn natürlich sofort. Viktor war im gesamten Leitstellengebiet für seine permanente üble Laune bekannt, und das wusste er auch. »# Viktor, der Wetterdienst steht vor einem Rätsel#«, begann der Funker in beruhigendem Tonfall. »# Wir werden das besprechen, und dann werden wir sehen, ob die Jungs geschlafen haben oder nicht. Vorerst aber stehen sie ihre Schicht durch, genauso wie ich das hier am
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