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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Sie war plötzlich da«, erklärte Anke stockend, „direkt vor meinem Wagen. Ich konnte gar nichts tun, ich ...!«
    Beruhigend legte die Polizistin ihr eine Hand auf die Schulter. Sonderbar gleichgültig schaute Anke zu, wie die Vermessungen am Unfallort vorgenommen wurden. Nur mit halbem Ohr registrierte sie, dass zur Abklärung des Unfalls ihr Wagen beschlagnahmt würde und sie in den nächsten Tagen zur Aussage aufs Revier nach Remagen kommen müsse.
    Etwas stimmt mit mir nicht.
    Die Geschehnisse um sie herum schienen in Zeitlupe abzulaufen, alles aus ihr herauszusaugen und eine Leere in ihr zurückzulassen, die sie bisher so nicht gekannt hatte. Entrückt und fast teilnahmslos beantwortete sie weitere Fragen. Nein, getrunken habe sie nicht. Nur geheult und anscheinend nicht genug aufgepasst. Aber das verschwieg sie. Niemand hätte rechtzeitig bremsen können. Und zu schnell sei sie auch nicht gewesen. Anke hörte dem kleinen, rundlichen Beamten nicht mehr zu. Statt dessen schluckten ihre Ohren das monoton ratternde Geräusch des Güternachtzuges, der auf den Gleisen neben der Bundesstraße 9 unweit der Unfallstelle durch den Remagener Bahnhof rollte. Ein bisschen kann ich noch denken. Wolf hilf mir.
    Spontan wollte sie nach dem Handy greifen und ihn anrufen. Aber Sekunden später wurde ihr Gehirn, was Wolf betrag, gleichzeitig mit unzähligen angefangenen Gedanken überschwemmt.
    Warum setzt er plötzlich alles auf eine Karte? Was, wenn ich nicht endgültig ins denkmalgeschützte Haus zurückkehre? Verlässt er mich dann ...?
    Sie begann zu zittern. Kurz darauf schlotterte sie mit dem gesamten Körper, während ihre Haut kalt und schweißnass wurde. Sie fror entsetzlich, verspürte Todesangst. „Wolf!«, wollte sie schreien. Alsbald wurde sie bedenklich ruhig. Apathisch beobachtete sie weiterhin die Betriebsamkeit am Unfallort. Die Welt schien stehen zu bleiben. Sie nahm nicht mehr wahr, dass sie angesprochen wurde. Jemand fasste sie am Arm. Anke blickte, bereits ein wenig weggetreten, in das Gesicht eines Sanitäters.
    „ Sie haben einen Schock!, kommen Sie.«
    Anke spürte seinen kräftigen Handgriff an ihrem Oberarm. Zielstrebig führte der Sanitäter sie zu einem der bereitstehenden Rettungsfahrzeuge, half ihr auf die Liege, legte ihre Beine hoch, deckte sie zu und setzte ihr eine Infusion.
    „ Gleich wird es Ihnen besser gehen«, beteuerte er. „Haben Sie jemanden, den Sie informieren können, der Sie später vom Krankenhaus abholt?«
    Bei dem Wort Krankenhaus fühlte Anke sich sogleich gesund.
    „ Ich schaff das schon. Ich rufe meinen Mann an. Er holt mich hier ab. Ich …« Ihr fielen die Augen zu. Anke hörte das Martinshorn des Notarztwagens, flatterte mit den Lidern und versuchte, die Augen offen zu halten. Es kostete sie erhebliche Konzentration, ihre Frage zu formulieren: „Wo wird die Verletzte hingebracht?«
    „ In die Neurochirurgie zum Venusberg.«
    „ Venusberg«, murmelte Anke, während sie spürte, dass sich auch der Rettungswagen mit ihr in Bewegung setzte.
    Jetzt lande ich doch im Krankenhaus.
     
    Wolf hielt ihre Hand.
    Anke sagte: „Ich will hier raus!«
    Wolf nickte, während sein Lächeln ihr zeigte, dass er sich bemühte, ihren erst wenige Stunden zurückliegenden Streit zu überspielen.
    „ Der Arzt schaut gleich nach dir.«
    Wieder empfing Anke sein gequältes Lächeln.
    „ O Gott*g, jammerte sie, „Remagen wird mich jetzt bis ans Ende meines Lebens verfolgen. Jedes Mal, wenn ich hier durchfahre, den Namen auch nur höre oder einer die Bundesstraße 9 erwähnt, wird sich mir die Brust zusammenziehen.«
    „ Nun mal nicht so theatralisch«, meinte Wolf.
    Angezogen lag Anke auf dem Krankenbett und richtete sich jäh auf, als ihre Lebensgeister zurückkehrten. Der Schock schien fast überwunden. Ihr Gehirn funktionierte wieder. Sie sah nun das Geschehen klar vor sich. Suizidversuch. Wie ein Schnellschuss fuhr das Wort in ihren Kopf.
    „ Sie war plötzlich da, direkt vor mein Auto, als wäre sie quer vom Himmel geflogen ...« Abrupt hielt sie inne, „nein ...«, fügte sie nach, „geschossen.«
    „ Das war sicher nur in deiner Fantasie so, aber davon abgesehen, vielleicht hatte sie Suizidabsichten«, spekulierte Wolf.
    „ Genau«, murmelte Anke, doch das aufkommende Gefühl, trotz dieser Annahme vielleicht einen Menschen zu Tode gefahren zu haben, traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. „Die Polizei hat sich auch in diese Richtung geäußert.«
    „ Dich trifft keine
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