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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
Autoren: R.A. Salvatore
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Stärke dieses Mannes namens Elbryan, war das Mitgefühl, seine Bereitschaft, alles einem höheren Ziel zu opfern. Nachtvogels Geschenk an die Welt war sein Tod, als er seinen schwer verwundeten, sterblichen Körper in Jilseponies entscheidenden Kampf mit dem vom Dämon besessenen Markwart warf, und das im vollen Bewusstsein, diese Auseinandersetzung nicht überleben zu können – indem er Jilseponie half, opferte er sein Leben.
    Er hat es getan, und zwar ohne Zögern, denn Nachtvogel besaß sehr viel mehr, als wir Touel’alfar ihm jemals haben geben können. Elbryan, der Nachtvogel, war ein Mann von echtem Charakter und mit Sinn für das Gemeinwohl.
    Wird dieses allein und ohne Liebe aufgewachsene Kind ihm je das Wasser reichen können?
    Das ist meine größte Sorge.
    Belli’mar Juraviel

1. Erstes Blutvergießen
    Mittlerweile hatten sie das Gebirge hinter sich gelassen und kamen ohne größere Schwierigkeiten voran. Diredusk schien vor allem den weicheren und ebeneren Untergrund zu genießen; das kleine, kräftige Pony schritt kräftig, geradezu ungeduldig unter Brynns erfahrener Führung aus. Seiner edlen To-gai-Herkunft entsprechend vermochte der kleine Schimmelhengst viele Meilen weit zu traben, bevor er eine Ruhepause brauchte, und selbst dann hatte er sich rasch wieder so weit erholt, dass er auf den Pfad zurück wollte, wo Brynn ihn nur mit Mühe daran hindern konnte, ein höheres Tempo anzuschlagen.
    Für Brynn gab es kaum etwas Schöneres, als an einem Tag im Spätfrühling oder Frühsommer über stille Waldpfade zu reiten, und alles wäre geradezu perfekt gewesen, hätte sich die junge Hüterin nicht mit jeder Meile, die sie zurücklegten, immer seltener umgesehen und stattdessen den Blick erwartungsvoll nach vorn gerichtet. Sie konnte den Ritt nicht uneingeschränkt genießen, wenn das Ziel das einzig Wichtige war.
    Ab und zu teilte sich Belli’mar Juraviel das Pferd mit ihr, zumal Diredusk das zusätzliche Gewicht des zierlichen Geschöpfes kaum spürte. Normalerweise saß der Elf dann vor Brynn, das Gesicht ihr zugewandt, den Rücken an den kräftigen Hals des kleinen Ponys gelehnt. Trotzdem vermied er unterwegs jedes ausführliche Gespräch mit Brynn, denn ihm war nicht entgangen, dass das Ziel, das sie erwartete, sie mit jedem Schritt nachdenklicher machte. Das war es, was Juraviel von der jungen Frau erwartete und was die Touel’alfar von der Hüterin verlangten. Allein das Ziel zählte, denn Lady Dasslerond hatte es so angeordnet, und nichts durfte Brynn Dharielles Gedanken davon ablenken, nicht der Duft des soeben zu neuem Leben erwachten sommerlichen Waldes, nicht der Gesang der Vögel, nicht einmal das Glitzern der Morgensonne auf den taufeuchten Gräsern und Blättern.
    Deshalb ritten sie schweigend. Manchmal sprang Juraviel von Diredusks Rücken ab, flatterte hinauf in die Zweige der Bäume und suchte sich einen höher gelegenen Aussichtspunkt, um die vor ihnen liegende Straße auszukundschaften.
    Auch ihre Abende verliefen größtenteils schweigend, wenn sie am Lagerfeuer hockten und sich das Abendessen schmecken ließen. In dieser Umgebung, die nur wenige Reize bot, erzählte Brynn Juraviel gelegentlich Geschichten aus ihrer alten Heimat, von ihren Eltern und ihrem kleinen Nomadenstamm der Kayleen Kek. An einem dieser Abende, Andur’Blough Inninness lag bereits einhundert Meilen hinter ihnen, wurde Brynn ganz besonders von Heimweh geplagt.
    »Den Sommer über zogen wir immer in höher gelegenes Gelände«, erzählte sie ihrem Begleiter. »Hinauf auf die Hänge des mächtigen Gebirges, das ihr den Großen Gürtel nennt und das bei uns damals Uleshon Twak hieß, Drachenrücken. Manchmal schlugen wir unser Lager in so großer Höhe auf, dass wir Mühe hatten, noch genug Luft zu bekommen. Es war, als wäre man ständig völlig außer Atem. Jeder Schritt schien Minuten zu dauern, und ein Zelt, das man bereits vor sich sah, konnte noch eine volle Stunde Fußmarsch entfernt sein. Ich erinnere mich, dass mir manchmal scheinbar grundlos Blut aus der Nase schoss, woraufhin sich meine Mutter immer fürchterlich aufregte, während mein Vater einfach meinte, das liege vermutlich an der Höhenkrankheit und sei kein Grund zur Besorgnis.«
    Juraviel betrachtete sie, während sie mit ihrer Geschichte fortfuhr, den Kopf in den Nacken gelegt, sodass ihre Augen in den nächtlichen Himmel blickten. Wegen der von Westen her zunehmend dichter werdenden Wolken gab es in dieser Nacht keine Sterne zu sehen.
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