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Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut

Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut

Titel: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
Autoren: Jennifer Benkau
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erkannte, dass es tatsächlich der Müllbeutel war, den sie am Morgen in die Tonne geworfen hatte. Oh Himmel. Der Mann stahl Abfall, um zu überleben, und offensichtlich fürchtete er die Policia mehr als alles andere – oder zitterte er aus Kälte? Ihr zog es den Magen zusammen. Was konnte sie tun?
    „Warten Sie“, sagte sie und ließ die Pistole resigniert auf den Tisch sinken. „Lassen Sie meinen Müll liegen, ich habe etwas anderes für Sie.“ Im Kühlschrank befanden sich noch die Reste ihres Mittagsessen s , gebratenes Ingwerhuhn mit Gemüse, ausreichend für sicher zwei Mahlzeiten. Sie packte die Frischhaltedose, eine Salami, Käse und einen Laib Brot in einen Beutel und legte eine Flasche Milch und eine Tafel Schoko lade dazu. Der Bettler war näher ans Fenster heran getreten und äugte halb misstrauisch, halb neugierig in die Küche.
    „Schön haben Sie es.“
    „Danke.“ Sie zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. Er hatte recht; die Frage war bloß, wie lange noch. Aber angesichts seiner Probleme kamen ihr ihre Ängste plötzlich erstaunlich normal, beinah banal vor. Sie war nicht der einzige Mensch, der nicht wusste, was der nächste Tag bringen würde. Ihr und Nicholas drohte ein Dämonenfürst. Diesem Bettler der Hunger und die Kälte. Gab es einen Unterschied?
    „Warten Sie noch einen Moment“, sagte sie und holte ihre Handtasche aus der Diele. Unauffällig ließ sie einen Geldschein zwischen die Lebensmittel glei ten. Es war nicht viel, aber es würde reichen, um ein paar Tage in einer Pension unterzukommen. Ein paar Tage ohne Angst waren manchmal das, was man brauchte, um wieder Kraft zu sammeln.
    „Gehen Sie die Straße Richtung Stadtzentrum hoch“, flüsterte sie und reichte ihm die Tasche nach draußen. Dabei fiel ihr Blick auf ein dickes Bund verschiedener Schlüssel, dass er am Gürtel trug. Sie erinnerte sich an eine Geschichte, die ihr eine Portu giesin erzählt hatte: Es brachte angeblich Glück, einem Wanderer den Schlüssel des eigenen Hauses mitzugeben. Das Wasserrauschen aus dem Oberge schoss hatte aufgehört. Wenn der Landstreicher nicht einem leibhaftigen Dämon erklären wollte, was er in seinem Garten tat – und das wollte er nicht, so viel stand fest –, sollte er langsam verschwinden. „Dort liegt eine Pension. Ich kenne die Inhaberin gut, sagen Sie an der Rezeption, dass Joana Ânjâm Sie schickt und Ihre Rechnung begleichen wird.“ Sie nahm ihren Schlüssel aus der Tasche und drehte einen ab. Es war nicht der Schlüssel zu ihrer Haustür, er passte bloß in die Tür des Hauses, das Nicholas in die Luft ge sprengt hatte – aber was soll’s.
    „Senhora!“ Trotz des Abstands führte das ausgeru fene Wort einen Schwall übelster Gerüche nach saurem Atem und Alkohol mit sich. Joana wandte sich nicht ab und unterdrückte anschuldigende Gedanken. Vermutlich war billiger Schnaps der einzige Trost, den der alte Mann noch bekommen konnte.
    „Das kann ich nicht annehmen.“
    „Doch , das können Sie. Und das hier“, sie reichte ihm den alten Schlüssel, „nehmen Sie im Gegenzug für mich mit.“ Er steckte den Schlüssel an seinen Bund, aber seine traurigen Augen verrieten bereits, dass er dennoch niemals in der Pension ankommen würde. Sie versuchte es trotzdem ein letztes Mal. „Bitte tun Sie es. Schlafen Sie ein paar Tage aus und   … nehmen Sie ein Bad.“ Bitte, bitte, versauf das Geld nicht. „Nur gehen Sie jetzt. Schnell! Und kom men Sie nicht wieder. Dieser Ort ist …“
    „Gefährlich, ich weiß.“ Der Bettler drückte die Lei nentasche an seine Brust wie einen wertvollen Schatz. „Ich spüre so etwas. Hier ist der Tod.“ Er blickte über die Schulter in den Garten und hatte keinerlei Ahnung, dass die Gefahr, von der er sprach, aus der anderen Richtung drohte.
    Joana schüttelte den Kopf. „Nur etwas, das nicht lebt wie Sie und ich, sondern auf andere Weise. Ge hen Sie! Tragen sie meinen Schlüssel weit, ich kann das Glück gebrauchen.“
    „Danke, Senhora.“ Der Bettler machte eine Reihe von kurzen, buckligen Verbeugungen und verschwand hinkend in der Dunkelheit. Er wurde noch einmal sichtbar, als er die beleuchtete Haustür passierte. Seine Schritte knirschten im Kies der Einfahrt. Joana war tete, bis sie nichts mehr sah und hörte, dann schloss sie das Fenster und senkte die Stirn in die Hand flächen. Armer, alter Mann. Die Welt war voll von ihnen.
    Im Obergeschoss klapperte eine Tür. Sie versuchte, die trübseligen Gedanken abzuschütteln und
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