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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller
Autoren: Karen-Susan Fessel
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»Aber trödelt nicht! In einer Dreiviertelstunde treffen wir uns in der Halle, dann geht es los an den Strand. Seid pünktlich! Wer nicht rechtzeitig da ist, bleibt im Hotel.«
    »Ha, wie will er das denn kontrollieren?«, brummt Carl vor uns, aber Böhle hat mal wieder Ohren wie ein Luchs.
    »Wie ich das kontrollieren will? Na, ich habe ja tatkräftige Unterstützung«, sagt Böhle und zeigt auf Schiefschlips neben sich, der grinsend nickt. Seine Goldzähne blitzen.
    »Oh ja«, sagt er gewichtig. »Bin ich gut in Aufgepassen!« Und plötzlich guckt er ganz fies. Gar nicht mehr so nett wie zuvor.
    Dr. Jekyll und Mr Hyde.
    Nur auf Ungarisch.
    Unser Zimmer liegt im vierten Stock und ist ziemlich klein, obwohl es ja ein Dreibettzimmer ist. Die Einrichtung ist wahrscheinlich das, was Ma rustikal nennen würde: braune Holzmöbel und ziemlich viel geblümter Stoff an den Wänden und auf den Betten.
    Links an der Wand stehen zwei davon nebeneinander, unterm Fenster ein weiteres. Dann gibt es noch einen leicht klapprigen Schrank und eine Kofferablage, die Daria sofort in Beschlag nimmt. Birte wirft ihre Tasche aufs Doppelbett, und ich sichere mir schnell das Einzelbett am Fenster.
    »Puh, müffelt ein bisschen, oder?« Daria zieht die Falttür neben dem Bett auf und inspiziert das winzige Bad. Neben die Duschkabine sind das WC und ein kleines Handwaschbecken gequetscht, aber dafürgibt es einen verspiegelten Wandschrank mit einem integrierten Kosmetikspiegel, den Daria sofort ausfährt, um sich genauestens darin zu betrachten.
    »Kotz, ein Pickel!« Sie streckt ihr Kinn vor und befingert es vorsichtig, und Birte gesellt sich neugierig zu ihr. Die beiden, echt!
    Ich lasse mich rücklings aufs Bett fallen und federe erst mal fast bis zum Boden durch. Na ja, hat ja auch kein Mensch gesagt, dass wir für unsere paar Kröten ein First-Class-Hotel erwarten dürfen! Die drei Strahler an der Decke sehen auch nicht so richtig vertrauenerweckend aus. Hoffentlich knallen die mir nachts nicht auf den Kopf! Ich setze mich wieder aufrecht hin und ziehe den Vorhang zur Seite.
    Von wegen Seeblick! Unser Zimmer geht natürlich keineswegs auf die Promenade raus, sondern nach hinten, auf einen schmalen Durchgang, der von einer niedrigen Mauer begrenzt wird. Direkt dahinter ragt die Fassade der Bettenburg empor. Ein kleines Stück Himmel ist nur zu erkennen, wenn ich den Kopf ganz in den Nacken lege. Und unten, im schattigen Hof, reiht sich ein zerbeulter Müllcontainer an den nächsten. Davor steht ein junger Typ mit einer Kochmütze auf dem Kopf und raucht eine, während er angestrengt auf sein Handy starrt.
    Ich knie mich aufs Bett und versuche das Fenster zu öffnen, aber der Griff klemmt ein bisschen. Probeweise ruckele ich etwas fester daran, aber da erregteine Bewegung ganz links unten meine Aufmerksamkeit.
    Am anderen Ende des Durchgangs, ungefähr da, wo unser Bus meiner Berechnung nach geparkt haben müsste, stehen Leute. Zwei Männer, genauer gesagt. Irgendwie kommen sie mir bekannt vor. Sind das nicht …? Neugierig beuge ich mich vor.
    Ja, das könnte hinhauen, die Größe, die Statur, die dunklen Klamotten – ich glaube, das sind die beiden Männer, die ich gerade noch mit meinem Retter gesehen habe! Der eine steht einfach nur da, mit verschränkten Armen, den Rücken zu mir, der andere scheint ein Bündel Geldscheine zu zählen. Trotz der Entfernung kann ich sein zerfurchtes Gesicht ganz gut sehen, vor allem, als er aufblickt. Im selben Moment tritt eine weitere Gestalt ins Bild, die ich sofort erkenne. Schiefschlips! Der Hotelmitarbeiter, der eben noch an Böhles Seite gestanden hat.
    Verblüfft sehe ich zu, wie Schiefschlips die Hand ausstreckt und grinsend das Bündel Geldscheine entgegennimmt. Dann dreht er sich um und verschwindet aus meinem Blickfeld.
    Aber da ist offenbar noch jemand, denn der Typ, der Schiefschlips das Geldbündel gereicht hat, wendet sich jetzt halb um und redet wild gestikulierend auf jemanden ein, der sich knapp außerhalb meines Blickfeldes befindet. Ich beuge mich noch weiter vor und stoße mit der Stirn gegen die Scheibe.
    »Mist!«, fluche ich unterdrückt.
    »Was ist denn da unten?« Die Matratze sackt durch, als Birte neben mich hüpft. Gemeinsam schaukeln wir nach unten und wieder hoch, und ich verliere fast das Gleichgewicht. Birte lacht, als sie mein Gesicht sieht.
    »He, Alex, was ist denn mit dir los?«
    Ich klettere zum Fensterbrett zurück, beuge mich vor und sehe nach unten.
    Niemand
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