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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller
Autoren: Karen-Susan Fessel
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aufgeschnappt, blickt einer von ihnen, ein großer, magerer in meinem Alter, zu mir herüber und pfeift mir breit grinsend zu. Als ich mich wegdrehe, schnalzt er mit der Zunge und ruft etwas, und seine Kollegen lachen.
    Echt, genau wie in Berlin! Da sind die Jungs genauso dämlich drauf!
    »Na, Alexandra, möchtest du nicht mal langsam deinen Koffer holen?« Frau Adomeit steht plötzlich neben mir und lächelt mich an. Das hat Seltenheitswert  – die Adomeit ist immer total streng und angespannt, aber jetzt wirkt sie ganz locker, trotz der Schweißperlen, die sich auf ihrer Stirn gebildet haben. »Du bist die Letzte!«
    Tatsächlich, nur noch meine Tasche steht in der geöffneten Ladeluke. Die anderen haben sich schon unter Böhles Führung auf den Weg gemacht, und Birte und Daria winken aufgeregt zu mir rüber. Auch Carl sieht zu mir her und hebt die Hand.
    »Alex, jetzt komm!«, ruft Daria, »los, je schneller wir eingecheckt haben, desto eher können wir baden!«
    »Ganz genau«, sagt die Adomeit, »da hat die Daria recht. So, ich werde dann mal klären, wann genau wir morgen zum Tagesausflug nach Budapest abgeholt werden.« Sie marschiert zum Busfahrer, der rauchend und mit grimmiger Miene an der Tür hantiert, und ich trabe zur Ladeluke hinüber und ziehe meine Tasche heraus. Gerade als ich sie mir über die Schulter werfen will, geht der Reißverschluss auf, und meine Trainingsjacke, die ich oben noch hineingestopft habe, fällt heraus.
    »Mist!« Vorsichtig setze ich die Tasche ab und stopfe die Jacke wieder rein. Dann will ich den Reißverschlusszuziehen, aber er verklemmt sich. Das hat mir gerade noch gefehlt! Ich zerre die Tasche in den kühlen Schatten zwischen Bus und Hauswand und wische mir über die Stirn. Die anderen sind alle schon weit voraus. Der ganze Trupp, geführt von Böhle, biegt gerade um die Ecke des Hotels. Ich kämpfe eine Weile mit dem Reißverschluss, bis er sich endlich löst und ich ihn zuziehen kann. Plötzlich erahne ich eine Bewegung, und dann ist auf einmal jemand dicht neben mir.
    » Daj! « Eine fremde Stimme zischt mir etwas ins Ohr, und gleichzeitig verspüre ich einen kräftigen Ruck. Ein heftiger Schmerz schneidet mir in die Schulter, über der mein Rucksack hängt.
    Jemand zerrt an meinem Rucksack, und reflexartig drehe ich mich weg und trete nach hinten aus. Ich höre ein überraschtes Keuchen, dann ruft jemand etwas, und als ich mich wieder umdrehe, erkenne ich den großen, mageren Fensterputzer, der gerade eben noch auf der Kreuzung herumgeturnt ist. Jetzt reißt er mit aller Kraft an meinem Rucksack, aber ich lasse nicht los.
    »Hau ab!«, schreie ich wütend und trete noch einmal zu, und wie durch ein Wunder erwische ich ihn voll am Schienbein.
    Der Kerl stöhnt auf und lässt meinen Rucksack los, und ich springe rückwärts – und lande genau in den Armen eines anderen Typen, der mich von hintenpackt. Den rechten Arm dreht er mir auf den Rücken, die freie Hand presst er auf meinen Mund.
    » Daj! «, ruft er. » Brzo! «
    Sein Gesicht kann ich nicht sehen, aber sein Geruch dringt mir in die Nase; er stinkt, nach Schweiß und Knoblauch und anderen Dingen, von denen ich lieber gar nichts wissen will, aber das ist jetzt nicht so schlimm. Schlimm ist, dass der Große jetzt auf mich zukommt, mit verbissener Miene, Wut in seinen zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen. Mit geballter Faust nähert er sich mir und flüstert etwas, und erst jetzt, erst in diesem Moment, bekomme ich Angst.
    Wieder flüstert er etwas. In meinen Ohren rauscht es, für einen Moment verschwimmt alles, dann kann ich wieder klar sehen. Der Große steht dicht vor mir und hebt die Faust, und ich strecke die Handflächen nach vorne.
    »Schon gut!«, will ich rufen, aber es geht nicht richtig, denn immer noch ist da diese Hand, die mir den Mund zupresst. »Schon gut! Nimm doch den Scheißrucksack!«
    Das Gesicht vor mir verzieht sich, und ich brauche einen Moment, um zu erkennen, dass der Große jetzt lächelt. Sein Lächeln ist wie eine Fratze, und auf einmal, ich weiß auch nicht warum, auf einmal fällt mir der Schmutz auf seinen Wangen auf.
    Er streckt die Hand aus, und jetzt lockert auch der Typ hinter mir den Griff um meinen Arm ein wenig,gerade genug, dass ich meinen Rucksack hinuntergleiten lassen kann. Scheiße, der Rucksack! Da ist alles drin: das Handy, mein Geld, mein Ausweis, meine Kladde. Ich muss an Ma denken, wenn jetzt das Handy weg ist, kann ich sie nicht anrufen, dann wird sie sich
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