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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
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»Königliche Hoheiten der Sidhe Crain«, sagte er ehrerbietig. »Wenn ich bitten darf …«
    »Königliche Hoheit?«, wiederholte Nadja verdutzt.
    »Worum bitten?«, fragte David.
    »Nun, auch ihr solltet euch dem Volk zeigen. Hört ihr es nicht jubeln?«
    Der Saal leerte sich zusehends. Alle strömten nach draußen zu den Wartenden, um sich gegenseitig zu beglückwünschen. Feindschaften wurden im Nu begraben, und die Elfen vermischten sich zu einem bunten Durcheinander. Im ganzen Reich versammelten sie sich; was vorher gegeneinander stand, wandte sich nun gemeinsam dem Baumschloss zu.
    So, wie es sein sollte. Die Elfen waren zu ihrem Ursprung zurückgekehrt. Sie würden feiern, was das Zeug hielt, und streiten, was das Zeug hielt, und sich am Ende wieder vertragen … und von vorn anfangen.
    Der alte Grogoch strahlte, und seine Kartoffelnase zitterte. Kein Grau war mehr in seinen langen Haaren, abgesehen von einem kleinen Büschel oben auf der Stirn. Er nickte dem Paar zu und watschelte auf den Balkon.
    »Grog hat recht. Zeigen wir uns dem Volk.« David hob Nadjas Hand an seine Lippen. »Wirst du meine Königin sein?«
    »Eine Sterbliche auf dem Thron der Crain? Du bist ja verrückt.«
    »Du bist nicht einfach eine Sterbliche, Nadja.«
    »Na, was denn sonst? Für dein Volk werde ich immer nur ein Mischblut sein …«
    »Nadja«, unterbrach er sie, stellte sich vor sie und sah mit eindringlichem Blick auf sie hinab. Er hob den Arm leicht, in dessen Beuge sein Sohn lag und zufrieden grinste. Ab und zu zeigte Talamh irgendwohin, und Blumen regneten herab. »Für mein Volk bist du zum einen Fiomhas Tochter, jenes Mannes, der sich mit deiner Mutter auf dem Idafeld für die Welt opferte. Und du bist Talamhs Mutter, jenes Kindes, das den Frühling zurückbrachte. In erster Linie aber bist du die Frau, die die Anderswelt – ja
alle
Welten gerettet hat. Wir verdanken unser Überleben allein dir. Das Volk der Elfen wird dir das niemals vergessen. Es wird dich auf ewig ehren.«
    Er sagte das so ernst, dass sie schlucken musste.
    »Ich bitte dich, gib den Elfen die Gelegenheit dazu, dich zu ehren. Nimm den Thron an. Deine … Arbeit ist noch nicht getan. Ich brauche dich, denn wir stehen am Beginn einer neuen Ära. Hilf mir, die neue Welt zu bereiten.«
    Sie zögerte. »Aber … für wie lange?«
    »Bis Talamh groß genug ist und Danus Segen empfangen hat«, antwortete er. »Für ihn ist der Thron bestimmt. Und ich glaube, das weiß er bereits und will ihn auch annehmen. Bis dahin habe ich eine Menge zu tun. Hast du Rians letzte Worte nicht gehört?«
    »Gewiss.« Nadja legte die Hand an Davids Brust, wo seine Seele hell hervorleuchtete. »Aber was ist hiermit?«
    Er lächelte. »Ich bin gewissermaßen eine Trinität für sich: Ich bin Elf, Gott und Mensch zugleich. Auch ich werde deshalb eines Tages meine Entscheidung zu treffen haben.«
    »Und ich bin dann tot …«
    »Nein. Dein Elfenerbe wird das verhindern. Solange du hier bist, wirst du nicht altern. Und wenn wir beide eines Tages entscheiden sollten, in die Menschenwelt zurückzukehren, so wird das in der Blüte unserer Jahre geschehen. Wir werden dort noch viele weitere Jahre vor uns haben und gemeinsam alt werden, genau wie deine Eltern es vorhatten. Es ist allein unsere Entscheidung – darin sind wir frei. Freier Wille, schon vergessen?«
    Sie sah zu ihm auf. Dann nickte sie, und ihr wurde leicht ums Herz.
    Der Saal war leer. Nur Fanmór stand noch da, der letzte Riese der Tuatha Dé Danann, der nun kein Herrscher mehr war. Seine Schultern waren gebeugt, und sein Gesicht sah müde und alt aus. Sein Haar war fast zur Hälfte weiß geworden. Auch die Rückkehr der Unsterblichkeit hatte nichts daran geändert.
    Nadja gab David einen leichten Stoß. »Er ist dein Vater«, sagte sie leise. »Er wollte das Beste für sein Volk und war fehlbar wie jeder von uns. Trotzdem verdankst du alles ihm. Du musst ihm verzeihen.«
    Er zögerte. Dann gab er sich einen Ruck, nahm Nadja an der Hand, hielt seinen Sohn im anderen Arm und ging zu seinem Vater.
    »Wir sollten neu beginnen, und ich möchte Euch dabeihaben, Vater«, erklärte David. »Ich bitte Euch, mein Erster Berater zu sein, nachdem Regiatus nicht mehr zur Verfügung steht. Lasst uns gemeinsam den Thron verwalten, bis Talamh alt genug geworden ist, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    Fanmór senkte den Blick. »Vergib mir, mein Sohn«, sagte er schwer.
    »Hört mit der Vergangenheit auf!«, warf Nadja munter
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