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Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Titel: Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)
Autoren: Meike Nilos
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spreizte leicht die Beine. Die kühle Luft strich über meine Schenkel und erhitzte mich noch mehr. Ich folgte dem Lufthauch mit meinen Fingerspitzen. Die Sonne beschien meine Beine, ein weiteres Rotkehlchen hatte in den Gesang eingestimmt. Ich lehnte mich zurück und betrachtete das Blau, das durch das Blätterdach zu sehen war, und fühlte mich frei. Niemals zuvor hatte ich es gewagt, mich auf diese Weise zu berühren, mich selbst zu spüren, mich so kennen zu lernen, wie ich es in diesem Augenblick tat.
    Ich schloss die Augen, vergaß meine Unsicherheit, die Zweifel, gab mich vollständig meinen Empfindungen hin.
    “Marianne, bist du hier? Marianne!”
    Ich sprang auf. Das war Elinors Stimme! Ich riss heftig an meinem Kleid und versuchte mich herzurichten, als Elinor mich bereits entdeckt hatte.
    “Da bist du ja!” Sie schwenkte einen Brief in der Hand.
    Alle Wärme wich aus meinem Körper und ich begann zu zittern. Hatte Willoughby einen weiteren Brief geschickt? Hatte Elinor ihn geöffnet und gelesen? Ich schwankte und ließ mich schwer auf die Bank fallen.
    Elinor setzte sich neben mich und lächelte mich an. “Ich habe eine freudige Überraschung”, sagte sie. “Oberst Brandon veranstaltet einen Ball und hat uns eingeladen. Ist das nicht eine wundervolle Abwechslung?”
    Nur langsam drangen ihre Worte zu mir durch. Ein Ball. Oberst Brandon. Nicht Willoughby. Ich stieß den Atem aus und drängte die aufsteigenden Tränen zurück.
    “Marianne?” Elinor sah mich fragend an. “Was ist mit dir? Freust du dich denn nicht?”
    Ich nickte und versuchte zu lächeln. “Doch, natürlich, ich war nur überrascht. Wann wird der Ball stattfinden?”
    “Schon am nächsten Sonntag! Ist das nicht aufregend?” Sie griff meine Hand und zog mich mit sich. “Oh, es gibt noch so viel vorzubereiten.”
    Viel zu lange hatte ich Elinor nicht mehr so aufgeregt gesehen. Ihre Fröhlichkeit wirkte ansteckend auf mich. Ein Ball! Möglicherweise würde Willoughby auch anwesend sein. Ich würde ihn wiedersehen!
     

6
    Die folgenden Tage waren ausgefüllt mit den Vorbereitungen auf den Ball. Die Kleider mussten hergerichtet werden und wir fuhren einige Tage nach London, um einzukaufen, so blieb mir kaum Zeit, über Willoughby nachzudenken und doch tat ich es. Auch wenn meine Gedanken abgelenkt waren, ich war nicht mehr dieselbe wie zuvor. Meine Begegnungen mit Willoughby hatten mich verändert, sie hatten mir die Unschuld genommen, wenn auch nicht im wörtlichen Sinne.
    Wenn wir durch die Straßen gingen, die Auslagen in den Schaufenstern betrachteten, die Menschen beobachteten, dann fragte ich mich, ob auch sie diese Dinge taten, die ich getan hatte. Die Lady in dem grünen Kleid, berührte sie sich, wen sie alleine war? Oder ihr Ehemann, mit dem verschlossenen Blick, flüsterte er seiner Frau Worte ins Ohr, wie Willoughby es bei mir getan hatte? Und erregte sie das? Tat man so etwas in einer Ehe? Oder taten das nur schlechte, verdorbene Personen, wie ich eine geworden war? Eines wusste ich sicher, Frauen, die sich unsittlich benahmen, fanden keinen Ehemann. Würde Willoughby mich … Waren seine Absichten ehrenhafter Natur? Konnten sie das überhaupt sein?
    Eine Türglocke riss mich aus meinen Gedanken. Elinor schob mich in einen Laden und die nächsten Stunden fand ich keine Muße für Grübeleien. Wir kauften hübsche Bänder und Schuhe und einen neuen Hut für mich, auch wenn ich wusste, dass unsere finanziellen Mittel das eigentlich nicht zuließen. Mutter nannte es eine Investition in die Zukunft und blinzelte Elinor verschwörerisch zu. Sie war mit drei Töchtern geschlagen und hoffte natürlich, uns möglichst gut verheiraten zu können.
    Und wieder war Willoughby in meinen Gedanken. Vielleicht liebte er mich wirklich. Vielleicht waren diese Spielchen seine ganz eigene Art, das zu zeigen. Vielleicht würde er sich mir auf dem Ball schon erklären! Wie dumm und naiv ich war. Ich glaubte wirklich, Willoughby würde mich heiraten. Ich schloss die Hoffnung fest in meinem Herzen ein und bewahrte sie dort wie einen kostbaren Schatz.
    An diesem Abend holte ich den zerknitterten Brief wieder hervor. Ich strich mit den Fingerspitzen über Willoughbys Handschrift. Berühren Sie sich. Und ich berührte mich. Doch in meiner Vorstellung waren es Willoughby Hände, die meine Brüste liebkosten, bis ich seufzend einschlief.
     

7
    Je näher der Sonntag rückte, desto nervöser wurde ich. Ich konnte mich kaum auf meine Arbeiten
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