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Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Titel: Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)
Autoren: Meike Nilos
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sich die Sorgenfalte, die in letzter Zeit oft zu sehen war. Ich schämte mich, dass ich sie belog, aber ich konnte nicht anders. „Gut“, sagte sie dann. „Richte Mr Willoughby und seiner Tante meine Grüße aus.“
    Ich stürmte auf mein Zimmer und zog mich in Windeseile um. Alle Zweifel waren vergessen, alle Widersprüche bedeutungslos, da war nur noch Willoughbys Gesicht, sein anzügliches Lächeln und seine Stimme, die meinen Namen zu etwas Besonderem machte.

3
    Als ich Willoughbys Anwesen erreichte, schlug mein Herz so schnell, dass ich fürchtete, ohnmächtig zu werden. Das Mädchen führte mich in den Salon und bat mich, dort auf Mr Willoughby zu warten. Meine Aufregung wandelte sich in Wut. Was bildete er sich ein? Dass ich sprang wie ein Hündchen, wenn er nach mir pfiff und geduldig Platz machte, bis der Herr sich bequemte, mich mit seiner Anwesenheit zu beglücken?
    Ich nahm eine der weißen Porzellanfiguren vom Kaminsims und wollte sie zu Boden schleudern. Dann lachte ich auf. Ja, genau das erwartete er von mir. Und auch wenn meine Wangen vor Scham brannten, genau das gefiel mir an ihm. Sein unverschämtes Wesen, die Arroganz, mit der er mir begegnete. Aber auch sein unverhohlenes Interesse an mir, an meinem Körper. Noch nie hatte ein Mann mich so angesehen und noch nie hatten mich Blicke so aus der Fassung gebracht. Ich kannte mich selbst nicht mehr. Oder war ich gerade erst dabei, mich kennen zu lernen?
    „Miss Marianne.“
    Ich schreckte herum. Die Figur fiel aus meiner Hand und zerbrach in hundert kleine Scherben. Genau wie mein letzter Rest Beherrschung. Sein Atem streifte meine Wange, seine Blicke krallten sich in mein Haar, berührten meine Haut. Ich schluckte trocken. „Mr Willoughby …“ Meine Stimme brach und er lachte.
    „Ich bin froh, dass Sie meiner Einladung so kurzfristig gefolgt sind“, sagte er. Um seine Lippen spielte ein kaum merkliches, unverschämtes Lächeln. „Ich wusste, dass Sie kommen würden“, fügte er leiser hinzu. „Und allein, wie ich sehe.“
    „Meine Schwester halten unaufschiebbare Verpflichtungen fest.“ Ich hörte das Zittern in meiner Stimme und ging ein paar Schritte durch den Raum. Die Nähe dieses Mannes verstörte mich. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er sich in den Sessel setzte und die Beine übereinander schlug.
    „Tee?“, fragte er. Er klang belustigt.
    Ich drehte mich zu ihm um und funkelte ihn wütend an. „Was wollen Sie von mir, Mr Willoughby?“
    Er faltete die Hände und legte die Zeigefinger an die Lippen. „Tee trinken, ein anregendes Gespräch führen, mich an Ihrer entzückenden Gesellschaft erfreuen.“
    Er spielte mit mir und ich ließ mit mir spielen wie eine Schachfigur. Ich wusste, dass ich gehen sollte. Dass ich hätte gehen müssen, wenn ich mich nicht komplett zur Närrin machen wollte, und doch blieb ich. Ich ließ mich auf die Sofakante sinken und sah ihn trotzig an. „Nun, dann lassen Sie uns Tee trinken, Mr Willoughby.“
    Er rührte sich nicht, sah mich nur durchdringend an, tastete meinen Körper mit seinen Blicken ab. Erst, als ich den Blick senkte, ergriff er wieder das Wort. „Wollen Sie das wirklich? Sind Sie deswegen hier, Miss Marianne? Um Tee zu trinken?“
    Ich rang mit mir. Tausend Empfindungen kämpften in meiner Brust. Furcht, Scham, Erregung, Pflichtgefühl. Was würde Elinor sagen, wenn sie mich so sehen könnte? An Mutter mochte ich gar nicht denken. Ich schüttelte den Kopf.
    „Nein?“, fragte er und stand auf, streckte mir die Hand hin. „Sie sind eine außergewöhnliche Frau, Miss Marianne, das wusste ich vom ersten Augenblick an. Kommen Sie, ich möchte Ihnen etwas zeigen.“
    Ich holte tief Luft und schüttelte wieder den Kopf. „Mr Willoughby, ich sollte gehen, es schickt sich nicht …“
    Er lachte laut auf und die Schamesröte brannte wie Feuer auf meinen Wangen. „Schicklichkeit, Miss Marianne? Sind wir über diesen Punkt nicht bereits hinaus?“
    Natürlich waren wir das, aber ich hätte immer noch die Etikette wahren können, auch wenn er unverschämt war, er war ein Gentleman und würde Stillschweigen bewahren. Noch konnte ich zurück. Immer noch hielt er mir die Hand hin, und bevor ich die Gedanken zu Ende denken konnte, hatte ich sie ergriffen und er führte mich aus dem Salon.
    Was hatte er vor? Würde er mich geradewegs in sein Schlafzimmer bringen? Mein Mund war trocken, meine Lippen rau und spröde, als wäre ich lange Zeit durch große Hitze gewandert. Willoughby hielt
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