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Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Titel: Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)
Autoren: Meike Nilos
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meine Mutter, aber ich folgte ihr. Ich musste weg, weg von diesem Mann, dessen Anwesenheit einen Wirbelsturm der Gefühle durch meinen Körper jagte, der mich ängstigte und gleichermaßen erregte.
    Der Rest des Nachmittags liegt unter einem Nebelschleier. Alles, an was ich mich erinnere, sind Willoughbys Blicke und das Gefühl, dass er meine Gedanken sehen könnte, als hätte ich sie laut ausgesprochen.
    In dieser Nacht fand ich lange keinen Schlaf. Ich presste die Hände auf meine Brüste und stellte mir vor, es wäre Willoughbys Körper, der sich am Eingang des Heckenlabyrinthes so unverschämt an mich gedrängt hatte. Ich konnte es nicht abwarten, ihn wieder zu sehen.

2
    Sehnsüchtig erwartete ich einen Brief, eine neuerliche Einladung auf Willoughbys Landsitz, ein paar Zeilen in seiner markanten Handschrift. Mit jedem Tag, an dem keine Nachricht eintraf, wurde ich ungeduldiger, ruheloser. Erregter. Ich war mir sicher, dass er an mich dachte, dass er sich ausmalte, wie ich wie ein eingekesseltes Tier in meinem Zimmer auf und ab lief, und es ärgerte mich, dass ich genau das tat. Elinors besorgte Blicke folgten mir, aber sie drang nicht in mich.
    Ich vernachlässigte meine Aufgaben im Haus, meine Handarbeiten ermüdeten mich, die Gespräche mit meiner Familie schienen plötzlich zu gewöhnlich, angesichts der widersprüchlichen Gefühle, die in mir wüteten und alles andere aus meinem Denken verbannten. Und überall sah ich Willoughbys Augen, hörte seine unverschämte Stimme, spürte seine Hände auf meiner Haut.
    Oft täuschte ich eine Unpässlichkeit vor, um allein in meinem Zimmer zu sitzen und mir sein Gesicht vorzustellen. Mir vorzustellen, wie er mich berührte. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich den Weg seiner Hände nach, an meinem Hals hinab, über meine Brüste. Ich schämte mich, konnte Elinor kaum noch in die Augen sehen und doch konnte ich mich nicht dagegen wehren. Ich wollte diesen Mann wiedersehen und wenn ich dafür mit allen Konventionen brechen und ihn uneingeladen besuchen müsste. Doch dazu sollte es nicht kommen.
    Der Brief kam zwei Wochen nach unserem Treffen. Er hatte sich zwei Wochen Zeit gelassen, in denen ich fast verrückt geworden war. Ich riss Elinor das Papier aus der Hand und schloss mich in meinem Zimmer ein. Das Briefpapier duftete nach Rosen, ich drückte es an meine Brust und schloss die Augen. Mein Herz klopfte so laut, dass es im ganzen Haus zu hören gewesen sein musste. Mit zitternden Fingern öffnete ich den Umschlag und las die wenigen Zeilen.
    Miss Marianne , stand dort, erweisen Sie mir die Ehre eines Besuches. Heute Nachmittag. Willoughby.
    Das war eine Unverschämtheit! Was bildete der freche Mensch sich ein, so über mich zu verfügen? Mir blieben gerade noch drei Stunden Zeit. Ich konnte der Einladung auf keinen Fall folgen. Ich musste ihr folgen. Mein Kopf sagte klar und deutlich Nein, aber mein Herz hatte sich bereits entschieden.
    „Du wirst unter keinen Umständen alleine zu Mr Willoughby gehen und dich und unsere Familie kompromittieren“, sagte Elinor streng. „Ich werde dich begleiten, wenn du schon nicht davon abzubringen bist. Auch wenn ich mich um anderes zu kümmern hätte.“ Sie sah auf die Briefe des Anwalts, die sie beantworten musste. Daneben türmten sich unbezahlte Rechnungen. Elinor seufzte.
    Nach Vaters Tod hatte unser Halbbruder das gesamte Vermögen geerbt, und wir mussten Norland Park, unser Anwesen in Sussex, verlassen. Sir John Middleton hatte uns daraufhin ein Cottage auf Barton Park angeboten, das wir dankbar annahmen. Unsere Einnahmen deckten gerade den täglichen Bedarf, aber an ein unbeschwertes Leben wie auf unserem geliebten Norland war nicht mehr zu denken. Diese Sorgen lasteten schwer auf Elinors Schultern. Sie kümmerte sich um die Geldangelegenheiten, das Personal, das Haus und sorgte sich liebevoll um ihre Schwestern und um unsere Mutter.
    Elinor war eine gute Seele und die beste Schwester, die man sich wünschen konnte, aber auf keinen Fall wollte ich mit ihr bei Willoughby erscheinen. Sie würde in mir lesen wie in einem Buch, würde sofort erkennen, was in seiner Gegenwart in mir vorging. Welch schreckliche und unziemliche Empfindungen mich plagten. „Nein“, sagte ich etwas zu laut, nahm entschuldigend ihre Hand und log ihr direkt ins Gesicht: „Seine Tante wird anwesend sein, es ist nicht nötig, dass du mich begleitest und deine Arbeiten vernachlässigst.“
    Elinor sah mich schweigend an. Zwischen ihren Brauen zeigte
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