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Satt Sauber Sicher

Titel: Satt Sauber Sicher
Autoren: Dirk Bernemann
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ist."
Hermann Hesse - Der Steppenwolf
    Zauberhaftes Werk, nicht war liebe Garry-Plotter-Freunde? Die Guten haben überlebt und Liebe gefunden, die Bösen sind im Feuerreigen umgekommen und wegen diverser Explosionen zu einem Klumpen Asche zerborsten. Gottes Gnade über allem und gemeinsam singen wir ein Lied. "All we need is love." Trompete. Danke Beatles. Und dann kommen Sie hier rein und stellen hier ungefragt aufregende Fragen. Stand etwa auf dem Buchdeckel "Die Pressekonferenz"? Ich kann auch "Auf-die-Fresse-Korrespondenz". Mach ich aber nicht, war grad in der Maniküre.
    Ich bin nicht dekadent. Nein, bin ich nicht. Bloß weil ich wollte, dass mein Buch aus Tropenholzpapier gemacht werden sollte mit einem schönen weißen Eisbärenfelleinband? Nur weil ich mich nicht als böser Mensch beschimpfen lasse, weil ich Schuhe aus Robbenkinderhaut trage und eine Mütze aus dem Elfenbein indischer Elefanten? Bloß weil mein Auto nicht von mir selbst gefahren wird, sondern von einem, der es wirklich kann? Nur weil ich meine Praktikantinnen nach dem Lächeln und nicht nach so was wie IQ, Schulabschluss odersonstigem gängigen Bewertungsscheiß aussuche? Das ist doch nicht zu viel verlangt für einen Dichter meines Standes. Und jetzt kommen Sie hier rein und finden das dekadent. Und dann noch Schlimmeres, Sie finden mich jetzt auch noch sexistisch und gewaltverherrlichend nach der Lektüre dieses Buches? Ja, da muss ich mir mal Gedanken drüber machen, stimmt.
    Dramatische Denkpause ...
    Okay, ich bin nicht sexistisch. Und schon gar nicht gewaltverherrlichend. Ich mache Bilder, verstehen Sie? Nein, verstehen Sie nicht? Ich fotografiere die Realität. Aha. Und ein Foto der Realität ist Kunst, verstehen Sie, Sie Unfug? Ich mache Kunst und Sie machen nur Schwierigkeiten. Aber Sie fragen immer weiter nach Inhalten und gut, ich nehme mir Zeit für das Beantworten Ihrer Bedürfnisse ...
    Ich wurde schon von verschiedenen Stellen gebeten zu erklären, warum ein solches Buch aus meinem Kopf in die Welt gleiten soll. Von Würdenträgern, Moralaposteln, Linksintellektuellen, Musikern mit gutem Willen, von Freunden, Regierungsmitgliedern, Kleinkindern und Bundeswehrsoldaten. Ich muss leider verständnislos reagieren auf diese Anfragen. Ich habe dafür keine Erklärung. Ich habe es einfach gemacht, weil dies Gedanken waren, die mich beschäftigt haben. Snuff, Elternhäuser, zerbrochene Existenzen mit zertanzten Leben, Sex auf Wegen, wo man ihn nicht sehen will, Menschen in Bewegung, empfangen vom Tod, die ja eine Frau ist und eigentlich wunderbar. Das kommt vor in der Tiefe des Lebens. Das gilt es auszuhalten, wegzutherapieren, zu analysieren und Umgang damit zu finden. Daher laufe ich auf diesen Wegen wegen der Konfrontation mit dieser Vielfalt an denkbarer Dringlichkeit.
    Kürzlich passierte Folgendes, als ich an einer roten Ampel stehend in den schillernden Verkehr starrte und vor lauter Lärm nicht denken konnte. Da fragt mich noch eines und es war ein gutes Menschlein: "Herr Bernemann, was tun Sie nur mit ihrer Existenz?" Es harrte, mit aufgeschnalltem Rucksack, einer bedeutungsschwangeren Antwort entgegen. Ich hingegen entgegnete seinem Wissensdurst wahrheitsgemäß: "So viel Zeit wie eben möglich mit Nichtstun verbringen ... Rest of it: Creating evil plans for world domination ..." Das Menschlein guckte bescheiden und ein wenig erschrocken, da es nicht so doofe, kosmisch unaufgeregte und antiintellektuelle Sätze von mir erwartet hatte. "The time will come ...", habe ich dann noch gebrüllt und die Augen so verdreht, dass nur noch das Weiße darin zu sehen war. Das zarte Menschlein hat sich dann überlegt zu verschwinden und ist aber geblieben, bis meine Augen wieder ihre normale Position erreicht hatten. "Danke", habe ich gesagt und das Menschlein in den Arm genommen und so fest gedrückt, dass es meine Liebe gespürt hat, und so sachte, dass es jederzeit hätte weglaufen können. "Danke", habe ich nochmal geflüstert und es ging mir gut an diesem Tag.
    Ich verabschiede mich mit gutem Willen in die Therapie des Herzens und wünsche Ihnen alles Gute.
Weitermachen.
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