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Satanskuss (German Edition)

Satanskuss (German Edition)

Titel: Satanskuss (German Edition)
Autoren: Jennifer Schreiner
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manifestierte, ließ ihn frösteln.
    Welch herzlose Kreatur konnte sich solch einen Plan zurechtlegen? Eine Mordserie begehen, und dann dem Ermittler einen toten Sündenbock inmitten von zerstückelten Leichen präsentieren?
    Die Kälte bohrte sich den Magen des erschütterten Privatermittlers und ließ sie krampfen. Er würgte und spukte Galle.
    Eine Inszenierung nur für mich?
    Raffael stolperte zurück in die Dunkelheit, warf die Tür vor sich zu, um nicht mehr sehen und riechen zu müssen.
    Mit ungelenken Fingern klammerte er sich an seine Fackel. Das einzige Licht in der Finsternis, ein kleiner Kreis der Helligkeit gegen die Verdammnis um ihn herum.
    Das Zittern schüttelte ihn gnadenlos, während er so leise wie möglich seinen Kreidemarkierungen folgte. Vor jeder Ecke verharrte er, obwohl sich die Fackel dem Ende zu neigte.
    Seine sichere Welt war erschüttert worden, würde nie wieder dieselbe sein, egal, wie er mit der Zukunft umging.
    Unachtsam stolperte Raffael über einen Totenkopf und verfluchte sich im Stillen dafür, dass er niemandem gesagt hatte, wohin er ging. Ganz alleine hatte er in die vergessenen Katakomben des heiligen Calixtus gehen müssen. – Und der wahre Täter hatte es gewusst.
    Nur Raffael und die Toten waren hier – die alten und die neuen – und der Tod, der wahrscheinlich irgendwo auf ihn lauerte.
    Wenn der Ermittler sich anmerken ließ, dass er den Plan durchschaut hatte, irgendeine Entscheidung traf, die auffällig war, würde er hier sterben. – Niemand würde ihn suchen oder finden können.
    Dreißig Meter unter den Weinbergen, zwei Stockwerke tief in der Dunkelheit verglomm seine Fackel unspektakulär und erlosch.
    Raffael zog seine alte Kavalleriepistole der französischen Garde de Corps und ging langsam vorwärts. – Nur nicht stehen bleiben!
    Mit einem Mal schien die Dunkelheit lebendig zu werden, Geräusche von überall zu kommen.
    Der Ermittler blieb stehen und die Töne verstummten. Es war nur der Hall seiner eigenen Schritte, den die Wände der Krypten zurückwarfen. Für einen Moment glaubte er frische Luft in seinem Gesicht spüren zu können. Ein Belüftungsschacht nach oben, Lebensrettend hier unten, von oben eine unsichtbare Fallgrube in den Tod.
    Als er sich tastend nach vorne bewegte, stieß er mit dem Fuß gegen ein Hindernis. Die Treppe!
    Zwar nur in das obere Stockwerk, aber sie brachte ihn dem Ausgang und dem Entkommen näher.
    Vorsichtig stieg er hoch.
    Oben angekommen versuchte er sich daran zu erinnern, wie er gegangen und abgebogen war. Labyrinthartig lag das Netz der Gänge und Abzweigungen in der Finsternis vor ihm, während die Dunkelheit immer dichter wurde, an Schwere zu gewinnen schien und von allen Seiten auf ihn drückte.
    Raffael hatte von der Urdunkelheit gehört, von der Dunkelheit vor dem Wort Gottes.
    Sie ist so dunkel, dass sie jede Farbe in sich einschließt. Besteht aus jeder Farbe, die seit Anbeginn der Zeit existiert hat und jeder Farbe die je existieren wird. Bei dem Gedanken an die hübsche Quelle dieser Erzählung verflüchtigte sich etwas von dem Druck der Finsternis; Raffael musste lächeln.
    Damals hatte er ihre Erzählung nicht verstanden. Jetzt verstand er – und verzweifelte. Als hätten Erde und Himmel niemals existiert, eine Schöpfung ohne Hoffnung und Vergebung. Nichts, was ein Mensch verstehen soll oder kann.
    Kein Mensch! Sein Täter war kein Mensch. - Konnte keiner sein. Nicht nachdem, was Raffael gesehen und gehört hatte.
    Panisch beschleunigte der Ermittler, ignorierte die Warnungen seines Verstandes und hetzte mit ausgestreckten Armen voran durch die Gänge.
    Plötzlich fiel er der Länge nach. Die zweite Treppe!
    Raffael sprintete nach oben, genoss die Schemen, die er in der heller werdenden Dunkelheit ausmachen konnte und dankte dem Mond.
    Atemlos verharrte der Ermittler am Ende der Treppe, verzaubert von dem Bild, welches das Mondlicht ihm bot. Friedliche Weinberge. Keine Spur mehr von Urdunkelheit oder einer Schöpfung ohne Liebe. Für einen Moment horchte Raffael in sich hinein, suchte sich selbst, den abgebrühten Ermittler, den die Jahre der harten Arbeit geformt hatten oder den verwirrten Mann, dessen gesamtes Weltbild vor wenigen Minuten durch die Erkenntnis, dass er keinen Menschen verfolgte, erschüttert worden war.
    Aber Raffael fand nur Enttäuschung über die Ungerechtigkeit seiner Situation, Wut auf sich und die Schöpfung und Angst, weil er sich und die Menschen nicht würde schützen können.
    Ohne
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