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Satans Ritter

Satans Ritter

Titel: Satans Ritter
Autoren: Vampira VA
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er, daß der Mann, mit dem er gesprochen hatte, ihm auf den Fersen war. Und obwohl dieser weder schwach noch wehrlos wirkte, weckte der Keim in Benji plötzlich große Zuversicht, daß das Neugeborene mit ihm zurechtkommen würde.
    Wenn nicht, würde alle Mühe vergebens gewesen und auch Tattus zweiter Versuch, auf dieser Welt Fuß zu fassen, gescheitert sein .
    *
    Benji braucht lange, dachte Manilaaq. Wahrscheinlich zu lange ... Der Blick des Schamanen hatte sich in die Rubinaugen des neuge-borenen Gottes gesenkt und dort verankert. Manilaaq war nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft wieder aus dem Sog dieser Abgründe zu lösen.
    Seit Benji gegangen war, schwieg der Mund des Neugeborenen.
    Manilaaq fror, aber auch fiebrige Hitze kroch in Schüben durch seinen runzligen alten Körper.
    Aufhören. Bitte - hör - auf. Trink meinetwegen aus mir, wenn dich so dürstet - aber laß etwas übrig. Ich bin dein Diener und lebendig wertvoller als tot.
    Schone mich, bis der Junge kommt. Kehrt er allein zurück, erwähle ihn Manilaaq wußte nicht, ob sein stummes Flehen Gehör fand. Das Neugeborene hatte inzwischen die Größe eines fünf- oder sechsjährigen Kindes erlangt, und seine zarte Haut war noch bleicher als die der Inuit. Bislang sproß kein Haar auf seinem Körper. Der Schamane wußte nicht, ob sich daran etwas ändern würde, wenn es größer und älter wurde. Er wußte nicht einmal, ob er selbst es noch erleben würde, wie der Gott der Legende zur vollen Größe und Macht gedieh.
    Plötzlich verspürte er den unwiderstehlichen Wunsch, aufzustehen. Er tat es, machte zwei wankende Schritte und setzte sich dann erschöpft neben die kleine Gestalt, deren bloße Nähe ihn schon die ganze Zeit aus jedem inneren Gleichgewicht warf, auf den Bretterboden. Mit bebenden Lippen fragte er: »Kannst du mich verstehen? Ich weiß nicht, ob du unserer Sprache bereits mächtig bist .«
    Ein Lächeln erschien auf den Zügen des Neugeborenen. Sein Atem ging schneller, und sein Lächeln fraß sich in Manilaaqs Seele . nein, es fraß die Seele des Schamanen.
    Der Alte stöhnte. Er wollte sich wieder erheben und zurückweichen, aber der kindhafte Gott streckte einen seiner zuvor noch angewinkelten Arm vor und berührte Manilaaq mit der kleinen, totenkalten Hand.
    »Durst ...«, brach es erneut dumpf gurgelnd aus seiner Kehle. Die Stimme des Gottes war häßlich. Selbst für Manilaaq klang sie furchterregend. Und unerbittlich.
    Der Schamane bog den Kopf weit in den Nacken und lehnte sich zurück, bis sein Hals ganz nah am Gesicht des Neugeborenen war. Die vernarbten Vampirmale traten fast plastisch auf Manilaaqs Haut hervor.
    Der sich nähernde Mund des Gottes hatte schon geschlossen unsagbar obszön gewirkt. Nun öffnete er sich.
    Manilaaqs Atem stockte in Erwartung des Schmerzes. Er schloß die Augen.
    Im selben Moment wurde die Tür der Hütte aufgerissen. »Warte!« drang Benjis Stimme in Manilaaqs seltsam trunkenen Verstand und - so hoffte der Schamane inbrünstig - auch ins Bewußtsein des dunklen, hungrigen, gierenden Gottes direkt bei ihm. »Ich habe dir frischere Nahrung mitgebracht, großer Tattu, aber du mußt helfen, sonst ist alles verloren ...!«
    *
    Sergeant Hank Powell blickte auf den Eingang der Hütte, in die der Junge verschwunden war. Hütte war eigentlich zuviel gesagt; es handelte sich um einen besseren Unterschlupf, ziemlich nachlässig gebaut und mit Tannenästen vor der Außenwelt verborgen. Eine typische Übernachtungsmöglichkeit für ausgedehntere Jagden.
    Aber seit drei Sekunden fühlte sich Powell selbst wie ein belauertes Wild.
    Versteckte Augen schienen ihn zu taxieren, nein, schlimmer noch, schienen wie Röntgenstrahlen bis in sein Innerstes zu blicken und seinen Seelengrund auszuloten.
    Aus einem Reflex heraus nahm er die während des Marsches umgehängte MPi von der Schulter. Die Handschuhe behinderten ihn nur. Er zog sie aus.
    Kein Laut drang aus der Behausung, die einen knappen Steinwurf entfernt lag. Auch die Stille der Landschaft war überwältigend.
    Powell hatte Benji auf halber Strecke eingeholt und sich breitschlagen lassen, das Bürschchen auch noch den Rest des Weges zu begleiten, um dessen Bruder nach Nuiqtak zu bringen. Benji hatte darauf bestanden, zunächst allein hineinzugehen, damit sich sein Bruder nicht vor Powell erschreckte.
    Soweit, so gut.
    Wenn da nicht dieser Anflug von . Beklemmung gewesen wäre, die Powell zu schaffen machte, seit der Junge aus seinem Blickfeld verschwunden
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