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Satans Ritter

Satans Ritter

Titel: Satans Ritter
Autoren: Vampira VA
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ein Unterschlupf, in dem sein Vater bei ausgedehnteren Streifzügen übernachtet hatte.
    Vater ist tot, dachte Benji. Und Mutter ebenfalls.
    Ihr Verlust bereitete ihm keinen Kummer. Er trauerte einzig um Tattu, dessen unerwarteter Tod ihn eine Zeitlang völlig aus der Bahn geworfen hatte.
    »Du kommst aus dem Wald«, fuhr der Soldat fort, der Benji offenbar schon eine ganze Weile vor Erreichen der ersten Häuser beobachtet hatte. »Wie ist dein Name?« Während er sprach, gestikulierte er mit einem Zettel in der behandschuhten Faust.
    »Benji Hosteen. Ich war - die Schlingen überprüfen.«
    »Wie lange warst du fort?«
    »Zwei Tage.«.
    »Zwei volle Tage auf der Jagd? Allein? Ein Junge deines Alters?« Der Mann wirkte ungläubig. Aber er sah nett aus, machte einen freundlichen Eindruck. Offenbar überdeckte seine Erleichterung, daß Benji nicht hatte mitansehen müssen, wie die Ältesten des Dorfes hingeschlachtet worden waren, sein Mißtrauen. Er hob die Hand und las, was auf dem Zettel stand. »Hosteen . Deine Eltern haben dich als vermißt gemeldet. Du stehst hier neben den Namen derer, die bereits identifiziert wurden .« Er preßte die Lippen zusammen.
    »Die Namen der - Toten?« fragte Benji.
    »Komm ...«, wich der Soldat aus. Er streckte Benji den Arm entgegen und wollte den Jungen zu einem der Hubschrauber führen, deren Anblick Benjis Herz schneller schlagen ließ. Geschützläufe und Raketenabschußvorrichtungen machten ihm unvermittelt klar, was er unterschwellig schon die ganze Zeit gefühlt hatte: Er war im Krieg. Mitten im Krieg. Und er stand auf der anderen Seite. Denn Tat-tus letzter Sproß mußte beschützt werden, koste es, was es wolle. Ihm durfte nichts geschehen. Der Geist des Zwittergotts wohnte darin .
    »Wohin bringst du mich?« Benji fühlte die gewaltige Bürde, die auf ihm lastete und die die Zähne Tattus in ihn gepflanzt hatten. Er war auserwählt, und was in seinem Blut kreiste, erinnerte ihn un-ablässig daran. Er selbst merkte gar nicht, daß seine Gedanken längst die Gedanken dessen waren, was dem Kokon entschlüpft war.
    (Mein Wille sei dein Wille ...)
    *
    Nicht Tattu, nicht dem Schöpfer dieser oder anderer Welten sollte Benji Hosteen dienen, sondern einem Monstrum aus dem Reagenzglas, das in der Lage war, sich selbst in beinahe beliebiger Zahl zu vermehren. Einst in Heraks Genlabor gezüchtet, hatte es helfen sollen, den Verlust des Lilienkelchs zu verschmerzen. 2 Denn das Vampiroberhaupt von Sydney hatte eine Möglichkeit schaffen wollen, vampirischen Nachwuchs ohne den magischen Kelch zu zeugen. Aber er selbst hatte das Gelingen seines Traums nicht mehr auskosten können. Er war nur noch Asche.
    Hier draußen jedoch, in der eisigen Einöde der Arktis existierte noch immer sein Vermächtnis. Wenn es dem hier heranwachsenden Genvampir gelang, unbehelligt zu bleiben und - sobald er genügende Reife erlangt hatte - seinerseits neue Nachkommen zu zeugen, würde er nicht mehr zu stoppen sein. Von nichts. Und von niemandem.
    »Ich bringe dich zu deinen Eltern«, sagte der Soldat. »Sie dürfen nicht länger glauben, daß du -«
    »Nein, warten Sie!«
    »Was ist?« Der Soldat wandte sich ihm wieder ganz zu und ließ den Arm sinken.
    »Mein Bruder .«
    »Du hast einen Bruder?«
    »Ja. Er liegt verletzt in der Hütte im Wald. Ich kam, um Hilfe zu holen. Wir müssen uns beeilen .«
    »Von einem weiteren vermißten Kind steht hier nichts.«
    Benji drehte sich um und stapfte durch den kniehohen Schnee in Richtung Wald.
    »Bleib stehen!«
    »Nein - kommen Sie! Sie sind kräftig. Sie können ihn tragen. Er braucht Hilfe!«
    »Junge, sei vernünftig . Was fehlt ihm überhaupt?«
    »Nichts Schlimmes. Er hat sich den Fuß verknackst. Vielleicht auch gebrochen. Jedenfalls kann er allein nicht mehr laufen.« Benji vergoß ein paar Tränen und dachte dabei an Tattu. »Lassen Sie uns meinen Bruder holen - bitte!«
    »Ich werde mit meinem Vorgesetzten reden. Ich darf mich nicht einfach entfernen. Außerdem lauert dort draußen womöglich noch -« Er kniff seine mit weißer Fettcreme bestrichenen Lippen zusammen und ließ unausgesprochen, was ihm noch auf der Zunge lag.
    Benji setzte sich in Bewegung. So schnell der Schnee es überhaupt erlaubte, hetzte er auf die Bäume zu.
    Der Soldat hinter ihm fluchte entnervt. Benji hörte, wie er einem Kameraden zurief, er solle den Hosteens Bescheid geben, daß ihre beiden Söhne gefunden und gesund seien. Als der Inuit-Junge über seine Schulter schaute, sah
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