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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld
Autoren: Andy Claus
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auch Kolchosen einrichten? Red’ doch schon oder sind wir dir nicht fein genug?“
    Alle lachten und Sascha spürte, dass ihm die Tränen kamen. Aber er nahm sich zusammen und antwortete:
    „Du bist ja total hohl. Ich bin kein Russe, wir hatten keine Kolchosen in der DDR. Und Geld lassen wir uns auch nicht schenken.“
    Dann lief er los, als habe er es plötzlich sehr eilig. Er floh vor der Arroganz der anderen, weil er sich nicht wehren konnte. Es sah aus, als habe Marc Recht. Man wollte ihn hier nicht.
    Schon am nächsten Tag überlegte Sascha, ob er nicht lieber die Schule schwänzen sollte. Er konnte diese demonstrative Verachtung nicht ertragen und malte sich aus, wie sehr es ihn aufwerten würde, wenn er Geld hätte. Sobald er Markenjeans trug, konnte er mitreden, das war sonnenklar. Aber vorerst sah es nicht so aus, als würde bald ein Wunder geschehen. So saß er weiter pleite neben Marc und kapselte sich vollkommen ab.
    Er war froh, wenn er mittags wieder heimgehen konnte. Er hockte dann meist unter dem einzigen Baum am Parkplatz neben den Containern und machte seine Hausaufgaben. Es war ihm egal, dass die Erde unter ihm gefroren war. Es war ihn auch egal, dass die Leute ihn selbst hier komisch ansahen. Er fühlte sich einsam und wollte es auch bleiben. Jedenfalls redete er sich das ein.
    ✵
    Mit den Wochen pendelte es sich dann doch ein, dass Sascha sich mit Marc unterhielt. Er wollte nicht völlig allein dastehen. Er brauchte Solidarität, egal von wem. Er genoss es, wenn Marc als der Robustere der beiden sich nicht die Butter vom Brot nehmen ließ. Marc hatte für jede Attacke die passende Antwort parat. Obwohl sie sich mittlerweile nicht mehr ganz fremd waren und Sascha festgestellt hatte, dass Marc eigentlich ein guter Kumpel sein konnte, trafen sie sich bisher nur in der Schule. Heute jedoch lud Marc Sascha ein weiteres Mal für den Nachmittag ein. Sascha dachte an sein reizloses Zuhause und so kam es, dass sie sich diesmal gegen drei am Gürzenich trafen.
    Sascha hatte sich bereits an Marcs schrilles Outfit gewöhnt. Aber die Blicke der Passanten, die Marc selbst nicht im geringsten interessierten, nervten Sascha doch sehr. Er wollte nicht auffallen, was in Marcs Nähe unmöglich war.
    Allerdings ging es während ihres Treffens auch nicht um Marcs Kleidung, denn dieser ließ es sich nicht nehmen, Sascha in seinen Lieblingsjeansshop auf der Hohestraße mitzunehmen. Dort kaufte er trotz Saschas allerdings nur halbherzigen Protestes eine fliederfarbene, mit Fell gefütterte Collegejacke, Jeans, Stiefel und ein Guns’n’Roses-Sweatshirt.
    Dabei fiel Sascha ein weiteres Mal auf, dass Marc fast immer Geld bei sich hatte. Es war mal mehr, mal weniger. Nur ganz selten war er vollkommen blank. Bisher wagte Sascha noch nicht, Marc zu fragen, wie er an das Geld kam. Heute jedoch tat er es. Marcs Antwort war kurz und eindeutig:
    „Ich gehe anschaffen.“
    Sascha bekam kreisrunde Augen.
    „Du gehst was?“
    „Anschaffen, du Nase. Sexausverkauf. Guck nicht so blöd. Ich bin kein Außerirdischer.“
    „Du lässt dich für Sex bezahlen? Wo ... wo lernst du denn die Frauen kennen?“
    „Nicht Frauen, Alter! Männer! Das geht schneller, Frauen stellen zu viele Ansprüche. Ein Arsch ist schnell geknallt, ein Schwanz noch schneller gewichst, während man bei den Weibern noch irgendwelche mysteriösen GPunkte finden soll. Und davon verstehe ich nichts. Das macht auch zuviel Arbeit. Ich lerne die Typen am Bahnhof und in bestimmten Lokalen ringsherum kennen. Sonst noch Fragen?“
    „Männer?“
    „Ja, das sind die aufrecht gehenden Tiere, die den Schwanz vorn tragen. Schon gehört?“
    Sascha starrte Marc an. Er konnte nicht sofort begreifen, was er gerade erfahren hatte. Dann aber fragte er wie aus der Pistole geschossen:
    „Bist du denn schwul?“
    „Eigentlich kann man auch am Fließband stehen ohne ein Maschinenteil zu sein. Wieso, wäre es ein Problem für dich, wenn ich auf Männer stände?“
    „Ich weiß nicht genau.“
    „Okay, ja ich bin schwul. Wird sich zwischen uns deshalb was ändern? Du weißt, ich wollte immer dein Freund sein.“
    „Ja – ich meine nein, es wird sich nichts ändern. Außerdem hätte ich ja gar keinen Ersatz für dich und dann wäre ich wieder allein“, sprach Sascha ungeniert aus, was er dachte.
    „Na, danke vielmals. Besser einen perversen Freund als gar keinen. Und ich hatte mir eingebildet, du würdest mich ein wenig mögen.“
    „Ich bin aber nicht
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