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Sarum

Sarum

Titel: Sarum
Autoren: Edward Rutherfurd
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doch wohl annehmen, daß auch einige Britannier an Ort und Stelle geblieben sind. Die These, daß es im Gebiet von Sarum möglicherweise heute noch Einwohner gibt, deren Abstammung auf die während keltischer oder vorkeltischer Zeit dort lebenden Bewohner zurückgeht, kann zwar nicht bewiesen werden, ist aber auch nicht völlig abwegig.
Die Düne
    Ich habe für die Höhenburg von Alt-Sarum absichtlich den heute üblichen Terminus Düne gewählt. Eigentlich sollte er »dün« geschrieben werden.
Zusammenfassung
    Meiner Ansicht nach hat kein Gebiet Englands eine so lange, kontinuierlich aufzeigbare Geschichte des Bauens und der Landnahme wie die Region von Sarum. Der Reichtum an archäologischen Informationen ist neben historischen Aufzeichnungen überwältigend. Bei einer derartigen Materialfülle konnte ich als Autor nur eine persönliche Auswahl treffen in der Hoffnung, den großen Zauber dieser Gegend spürbar zu machen.

Das alte Sarum
D IE R EISE NACH S ARUM

    Vor der Entstehung Sarums gab es eine Zeit, in der die Welt kalt und dunkel war.
    Über einen riesigen Bereich der nördlichen Hemisphäre, vielleicht ein Sechstel des gesamten Erdballs, breitete sich eine mächtige Eisdecke. Sie bedeckte das ganze nördliche Asien, Kanada, Skandinavien und etwa zwei Drittel des späteren Britannien. Die Dicke des Eises war gewaltig; selbst an der Außenkante betrug sie fast hundert Meter. Im Süden der Eisregion zog sich ein mehrere hundert Meilen breiter, trostlos düsterer, öder Tundragürtel entlang. So war die Welt viele tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung.
    Da die ungeheure Eishülle aus großen Wassermengen bestand, lagen die Meeresspiegel niedriger als in späteren Zeiten – einige Meere gab es noch gar nicht –, und so ragten die Landstriche im Süden höher heraus. Ihre jähen Klippen blickten finster in leere Abgründe, die längst wieder unter dem Wasser verschwunden sind.
    Über dem Eis und der Tundra lag eine schier endlose Stille, auch wenn rauhe Winde und schwere Schneestürme über das Eisland tobten. Es gab in der arktischen Tundra nur spärliche Formen von Leben: eine magere Vegetation und vereinzelt widerstandsfähige Tierarten, die ein kümmerliches Dasein in der gefrorenen Öde fristeten. Das war die letzte Eiszeit. Tausende von Jahren vergingen, und nichts änderte sich. Dann kündigte sich, um 10000 v. Chr. ein Wandel an. An den Außenkanten der Eiswüsten stieg die Temperatur während der folgenden Jahrhunderte immer ein bißchen weiter. Schließlich begann die Eishaube zu schmelzen. Der Prozeß ging in Etappen vor sich – ein Bach hier, ein Fluß dort. Langsam kam neues Land – Tundra – unter dem Eis zum Vorschein. Neue Flüsse wurden geboren. Eisschollen schoben sich südwärts in die ansteigenden Meere. Eine Art Gärung riesigen Ausmaßes war auf der Erdoberfläche im Gange: Neue Länder bildeten sich, und neues Leben faßte allenthalben vorsichtig Fuß. Die letzte Eiszeit war, Säkulum um Säkulum, im Rückzug begriffen.
    Etwa um 7500 v. Chr. plante ein einzelner Jäger in einem noch rauhen, unwirtlichen Sommer in jenen nördlichen Breiten eine schier unmögliche Reise. Sein Name war Hwll, und man spricht ihn, wie er geschrieben ist.
    Als seine Frau Akun von dem Plan erfuhr, sah sie Hwll ungläubig an und widersprach. »Niemand wird mit uns gehen. Wie sollen wir ohne Hilfe Nahrung finden?«
    »Ich kann allein jagen«, antwortete er. »Wir werden zu essen haben.«
    »Jenes Land, von dem du sprichst, existiert gar nicht.«
    »Doch.« Hwll wußte, daß es so war. Sein Vater hatte es ihm erzählt, und der hatte es von seinem Vater gehört. »Wir werden es nicht überleben«, sagte Akun. Sie standen auf dem Hügelkamm über ihrem Lager; ein armseliger Haufen Zelte aus Rentierhäuten über langen Stangen, die die fünf Familien der Jägergemeinschaft aufgestellt hatten, als der Winterschnee gewichen war. Jenseits der Hügelkette erstreckte sich, so weit das Auge reichte, das Land mit struppigem graubraunem Gras, dazwischen gelegentlich ein Busch, eine Zwergbirke oder ein paar Felsbrocken, auf denen sich Flechten und flachsiges Moos angesiedelt hatten. Graue Wolken trieben im eisigen Nordostwind über das braune Land.
    Das war die Tundra. Zwischen Schottland und China folgten in diesen ungeheuren Leerräumen mit einem Klima wie etwa im heutigen Sibirien kleine Gruppen von Jägern – den Archäologen als Menschen der späten Altsteinzeit und darauf des Mesolithikums bekannt – dem
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