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Sarahs Moerder

Sarahs Moerder

Titel: Sarahs Moerder
Autoren: Andrej Longo
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können. Kreischende Bälger. Überall Familien. Und dann erst der Gestank nach Sonnencreme. Kokos, ist dir das schon mal aufgefallen? Zum Kotzen. Vielleicht ist es im August in den Bergen besser?«
    »Da ist dann auch ganz schön was los.«
    »Na, dann lass uns den kühlen Fleck hier genießen und nicht weiter drüber nachdenken, was?«
    Wir gingen zurück zum Auto und fuhren weiter durch die Straßen. In der Hitze zerfloss der Asphalt. Auf einer Bank saßen zwei Schwarze, hatten das Hemd ausgezogen und aßen Eis. Ich trank die Cola aus, und als wir an einer Mülltonne vorbeifuhren, versuchte ich, die Dose reinzupfeffern. Daneben. Sofort bremste Cipriani und stieg aus.
    »Was ist denn?«
    Aber ich wusste schon: Ich sah, wie er die Dose aufhob und in die Mülltonne warf.
    »Gott, übertreib’s nicht!«
    »Hör mal, man schmeißt nicht alles einfach auf die Straße«, sagte er todernst.
    Mir lag auf der Zunge, dass es auf eine Dose mehr oder weniger nicht ankommt, hatte aber keine Lust auf Streit. Ich holte meine Zigaretten raus und zündete mir eine an. Sofort fing Cipriani an zu husten.
    »Du weißt, dass mich das stört.«
    »Schon gut, ich mach sie gleich aus.«
    Ich zog ein paar Mal und drückte die Zigarette dann im Aschenbecher aus.
    Wir waren schon eine Stunde lang so rumgefahren, als ein Anruf aus der Zentrale kam.
    »Zentrale an Como-Santa Lucia 11, Zentrale an Como-Santa Lucia 11, Achtung, bitte melden.«
    Das war Cherry. Die nannten wir so, weil sie massenhaft rote Haare hatte, wie eine Löwenmähne sah das aus. Sie war die einzige Frau bei uns und spielte sich gern auf. Ab und zu sagt sie: »Jetzt reicht’s aber mit Cherry.« Auf die roten Haare war sie trotzdem stolz und den Spitznamen fand sie doch lustig.
    Ich nahm das Mikro vom Radio.
    »Como-Santa Lucia 11 an Zentrale. Wir hören.«
    »Ihr müsst in die Via del Parco Mastriani Nummer 7. Von dort hat einer angerufen. Er hat was von der Treppe, dem Hausflur gesagt, viel war nicht zu verstehen. Wenn ihr in der Gegend seid, schaut mal vorbei.«
    »Via del Parco Mastriani, wo soll das denn sein?«
    »Geht von der Via Posillipo ab, ungefähr auf Höhe vom Palazzo Donn’ Anna.«
    »Alles klar, Cherry«, sagte ich, um sie zu ärgern.
    »Nerv nicht.«
    Ich gab Cipriani ein Zeichen, in Richtung Piazza Sannazzaro abzubiegen und schaltete die Sirene ein.
    »Warum die Sirene?«
    »Dann sind wir schneller da.«
    »Ach komm, die Straßen sind doch leer, und in den Vorschriften steht, dass wir die Sirene nur bei Gefahr benutzen sollen.«
    »Kann doch ein Notfall sein, wer weiß.«
    »Die Vorschriften …«
    »Schon gut, Ciprià, schon gut.« Ich schaltete die Sirene aus. »Zufrieden?«
    Das war es, was nervte. Kann ja sein, dass er recht hatte, aber diese Sturheit, mit der er jeden Mist exakt richtig machen wollte, machte mich fertig.
    Während wir nach Posillipo hochfuhren, versuchte ich, ihm das zu erklären.
    »Bei mir zuhause …«, fing er an.
    »… macht man das so, schon klar. Aber hier sind wir nicht bei dir zuhause.«
    »Na und?«, fragte er beleidigt.
    Ich hätte genauso gut mit der Wand sprechen können.
    »Nichts, Ciprià, entspann dich, schau mal, die Häuser!«
    Er sah sich um.
    »Keine schlechte Gegend.«
    »Keine schlechte Gegend? Die schwimmen hier im Geld. Halt, die hier rechts muss die Via del Parco Mastriani sein.«
    Er fuhr an den Bürgersteig.
    »Mastriani war ein Schriftsteller. Wusstest du das?«
    »Klar!«
    Ich setzte die Mütze auf und legte mir das Pistolenholster um, dann stieg ich aus.
    »Ich schau mal nach.«
    Er wollte auch aussteigen.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich komme mit.«
    »Laut Vorschrift steigt der Streifenleiter aus und sieht nach, während der Fahrer beim Auto bleibt, schon vergessen, Herr Professor?«
    Er setzte sich ein wenig beleidigt ins Auto.
    »Komm schon, Ciprià, war nicht so gemeint. Der Anruf war sicher nur ein Witz.«
    »Ein Witz? Die werden schon einen Grund haben.«
    »Glaub mir. Die Leute wissen in der Woche von Ferragosto nicht, was sie anstellen sollen. In zwei Minuten bin ich wieder da.«
    Ich ging in die Straße hinein. Sie führte zwischen Häusern hoch, eins eleganter als das andere. Nach zwanzig Metern wurde sie breiter, dort war die Nummer 7. Ein dreistöckiges Gebäude, ein Altbau, der wie ein Schloss aussah, weil er auf der einen Seite eine Art Turm mit hohen Fenstern hatte. Alles war frisch gestrichen und perfekt gemacht, mit Bäumen ringsrum und einem Parkplatz mit Kette.
    Wer in so einem
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