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Sandrine

Sandrine

Titel: Sandrine
Autoren: Iris Berg
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von Frau zu Frau war.
    "Sind Sie und Ihr Mann zum ersten Mal überhaupt hier?" hörte ich ihre Frage wie aus weiter Ferne.
    "Nein, mein Mann kommt jedes Jahr, schon länger. Diesmal kam ich mit, zum ersten Mal. Es ist auch das erste Mal, daß er eine Wohnung von der Firma gestellt bekam. Sonst wohnte er immer im Hotel."
    Wieso erzähle ich das eigentlich alles? schimpfte ich insgeheim mit mir selber.
    "Aha, ich verstehe." Sie lachte ihr Lachen. Seltsam, jetzt empfand ich es als eine Spur zu ordinär.
    Ich betrachtete Sandrine. Noch immer machte sie auf mich den Eindruck von der Unschuld vom Lande. Trotz der schwellenden, zum großen Teil entblößten Brüste.
    Sie ergriff meinen Ärmel und zog mich ein wenig zur Seite. Ich hatte gar nicht bemerkt, daß wir Leute behinderten, die zum Buffet wollten.
    "Nun, da wir herausgefunden haben, daß wir beide Fremdlinge sind, sollten wir zusammenhalten. Was halten Sie denn davon?"
    "Ich - ich bin ja nur ein Vierteljahr hier", entgegnete ich lahm.
    "Macht doch nichts. Ich bin ja auch nicht das ganze Jahr hier. Wir haben unser altes Domizil nicht völlig aufgegeben. Mein Mann ist auch beruflich hier. Ist schon erstaunlich, was dieses Kaff Smalltown an interessanten Arbeitsplätzen zu bieten hat. Wie ich vermute, verdient Ihr Mann auch nicht schlecht?" Sie ließ mich gar nicht zu Wort kommen, sondern fuhr in ihrer Geschwätzigkeit fort: "Ich habe es jedenfalls schon lange nicht mehr nötig, Geld zu verdienen. Wenn doch, dann tu ich das freiwillig. - Und Sie?"
    "Nun, ich war schon immer berufstätig, wenn auch nur von daheim aus."
    "Aha?" machte sie interessiert. "Was tun Sie denn so - von daheim aus?"
    "Ich schreibe."
    "Journalistin?"
    "Ja, auch Schriftstellerin."
    "Soso, und unter welchem Namen schreiben Sie?"
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    "Unter dem Namen Iris Berg."
    "Und was schreiben Sie da für gewöhnlich? Richtig scharfen Sex, mit allem drum und dran, schön geil und so?"
    "Äh, nein, eher das Gegenteil!" sagte ich ein wenig verstimmt. Meine Blicke irrten umher, als müßte ich mich vergewissern, daß auch ja niemand Zeuge dieses mir höchst peinlichen Gesprächs wurde. Andererseits: Wer von denen sprach schon die Sprache, in der wir uns unterhielten - außer meinem Mann? Und der war nirgendwo zu sehen.
    "Das ist ja langweilig!" entfuhr es ihr. Jetzt schlug sie ihrerseits die Hand vor den Mund. Ich hörte ihr verlegenes Lachen und dann: "Äh, verzeihen Sie, Iris, ich wollte Ihnen nun wirklich nicht zu nahe treten. Wie kann ich mir anmaßen, über Ihre Schreibe zu urteilen, wenn ich noch nie etwas von Ihnen gelesen habe?"
    "Genau!" wollte ich sagen, aber ich ließ es bleiben, sondern schaute sie nur ruhig an.
    "Und was schreiben Sie so für gewöhnlich?"
    "Alles mögliche", wich ich aus. "Sex und Erotik kommen nur vor, wenn es paßt, und da nur sehr dezent. Ich bin ja schließlich keine Pornoschreiberin."
    "Was nicht ist, kann ja noch werden!" philosophierte Sandrine und zupfte mich wieder am Ärmel, um mich tiefer in eine stille Ecke zu dirigieren. Ich ließ es mit mir geschehen und ärgerte mich darüber im gleichen Augenblick maßlos. Verflixt, wieso hatte ich denn nicht längst schon das Weite gesucht?
    "Ich weiß, Iris, ich sehe nicht unbedingt danach aus, aber mein Mann hat nicht ganz unrecht, wenn er meint, ich würde in erster Linie im Unterleib denken. Für mich ist Sex nunmal die Hauptsache. - Mal was mit 'ner Frau gehabt?" fragte sie mich unvermittelt.
    Ich erschrak sichtlich. "Nein, natürlich nicht!" antwortete ich entrüstet.
    "Das ist aber ein grober Fehler, glaube mir! Und schade ist es obendrein, denn du würdest mir gut gefallen. Ich stehe auf interessanten Blondinen, die sich zwar ziemlich konservativ kleiden und tunlicht bemüht sind, auch ja keine erotische Ausstrahlung zu verbreiten, die aber gepflegt, selbstbewußt und intelligent auftreten. Wenn du weißt, was ich meine." Sie faßte mir unvermittelt unter das Kinn und drehte meinen Kopf zur Seite.
    Erst jetzt entdeckte ich den Spiegel. Sie zwang mich, hineinzusehen, und lachte dabei ihr helles Lachen.
    "Und jetzt siehst du selber, was ich meine. Wären wir nicht ein schönes Paar? Es braucht ja nur für eine Nacht zu sein, wenn du willst. Wäre ziemlich scharf auf dich. Mein Höschen ist schon richtig feucht von der Vorfreude. - Es liegt ganz allein bei dir."
    Ich schreckte einen Schritt zurück und wehrte ihre Hand ab. Meine Kehle wurde von leichtem Ekel zugeschnürt.
    "Lassen Sie das,
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