Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
der dichteren Sternfelder und des immer noch unerreichbaren Kerns.
    Cain schien froh über Holts Vermutung zu sein. »Ja! Ich bin ein Außenweltler. Ich bin fast zweihundertundzwanzig Standardjahre alt und habe ungefähr genauso viele Welten gesehen. Von Menschen bewohnte, von Hrangan, Fyndii und so weiter. Ich kenne sogar Welten im Menschenall, auf denen Menschen leben, die gar keine Menschen mehr sind, wenn du weißt, was ich meine. Schiffahrt, immer Schiffahrt. Wenn ich einmal einen interessanten Ort entdeckte, bin ich für kurze Zeit dageblieben. Ich habe alle möglichen Dinge gesehen, Holt. In meiner Jugend besuchte ich das Festival der Randzone. Auf High Kavalaan stellte ich Banshee, der Todesfee, nach, und auf Kimdiss habe ich geheiratet. Aber meine Frau starb bald, und so bin ich weitergefahren. Nach Prometheus und Rhiannon, die schon auf der Innenseite der Randzone liegen, und dann über Jamisons Welt und Avalon immer weiter der Galaxismitte zu. Eine Zeitlang war ich ein richtiger Jamie, und auf Avalon heiratete ich gleich drei Frauen. Und zwei Männer oder Co-Gatten, wenn du so willst. Zu der Zeit war ich nicht einmal hundert. Damals besaßen wir unser eigenes Schiff, trieben Handel und steuerten ein paar alte Hrangan-Sklavenwelten an, die seit dem Krieg unabhängig geworden waren. Selbst Alt-Hranga war eine unserer Etappen. Man sagt, daß es immer noch, tief im Inneren von Hranga, ein paar Geister gibt, die irgendwann einmal wieder auftauchen und die Menschenwelt angreifen werden. Aber alles, was ich dort sah, waren ärmliche, kümmerliche Wesen.«
    Cain lächelte. »Gute Jahre, Holt, sehr gute Jahre. Wir nannten unser Schiff Jamisons Arsch. Meine Frauen und Ehemänner stammten alle von Avalon, bis auf einen — der kam von Alt-Poseidon. Und Avalonier können Jamies nicht ausstehen. So kamen wir auf den Namen. Ich muß sagen, die Abneigung gegen die Jamies ist gar nicht mal unberechtigt. Viele Jahre zuvor war ich selbst ein Jamie gewesen. Auf Port Jamison. In der Stadt, wie auch auf dem ganzen Planeten, leben nur schrecklich kleinkarierte Typen.
    Wir verbrachten fast dreißig Standardjahre gemeinsam auf Jamisons Arsch. Aber die Ehe brach langsam auseinander, und schließlich ging ich auch wieder meine eigenen Wege. Die anderen wollten Avalon als Handelsstützpunkt beibehalten. Nach dreißig Jahren hatte ich aber alle Welten in der Umgebung kennengelernt und wollte was anderes sehen. Also zog ich weiter, obwohl ich meine Frauen und Männer liebte, Holt. Ich liebte sie wirklich. Ein Mann sollte mit seinen Schiffskollegen verheiratet sein. Das hat viele Vorteile.« Er seufzte. »Sex ist viel problemloser, ungezwungener.«
    Holt drängte darauf, mehr zu erfahren. »Und danach?« fragte er, und sein junges Gesicht verriet, wie neidisch er war. »Was hast du dann gemacht?«
    Cain zuckte mit den Achseln, blickte auf die Konsole und drückte auf die glühenden Knöpfe, um eine Antriebskorrektur vorzunehmen. »Oh, ich bin weiter auf Reisen gegangen. Alte Welten, neue Welten, bewohnt von Menschen, Nicht-Menschen und Aliens. Neue Zuflucht, Pachacuti, die zerstörte Alt-Wellington, dann nach Newholme, Silversky und zur alten Erde. Ich fahre immer tiefer ins Innere der Galaxis, so weit ich komme, bis an mein Lebensende. So wie es Tomo und Walberg vor mir getan haben. Ihr von Ymir kennt doch auch die Geschichte von Tomo und Walberg, oder?«
    Holt nickte bloß. Selbst die Bewohner von Ymir hatten von Tomo und Walberg gehört. Tomo war auch ein Außenweltler gewesen. Er stammte von Darkdawn, einem Planeten weit draußen in der Randzone. Man sagte ihm nach, ein undurchsichtiger Schwärmer gewesen zu sein. Walberg, ein Menschmutant von Prometheus, wurde in den Legenden als großmäuliger Abenteurer beschrieben. Vor drei Jahrhunderten hatten sich die beiden mit ihrer Träumenden Hure von Darkdawn aus auf den Weg quer durch die Galaxis gemacht. Wie viele Welten sie angelaufen hatten, was ihnen dort begegnet war, und wie tief sie in die Galaxis vorgestoßen waren — das waren die Fragen, über die Schuljungen immer noch diskutierten. Holt mochte die Vorstellung nicht aufgeben, daß die beiden noch am Leben waren und irgendwo da draußen herumkreuzten. Immerhin hatte Walberg behauptet, ein Supermann zu sein, und wer wußte, wie alt ein Supermann werden konnte? Vielleicht alt genug, um den Mittelpunkt und die Welten dahinter zu erreichen. Holt starrte träumend vor sich hin. Cain grinste ihn an und sagte: »Hey!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher