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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)
Autoren: Emil Sommer
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Heide bei Halle reitet er bisweilen ohne Kopf auf einem Schimmel durch die Luft. Dann folgt jedesmal binnen drei Tagen Sturm und Ungewitter. – Ohne Kopf zeigt er sich auch in einem Walde zwischen Schraplau und Eisleben, im Zellgrunde zwischen dem Galgen- und Zellberge bei Erdeborn, im Mittelholz bei Näglitz und in vielen andern Wäldern Sachsens. Wenn er naht, legen sich die Wanderer auf den Boden, und er braust mit seinen Hunden über sie hinweg.

     

4. Hast du geholfen jagen,
Mußt du auch helfen nagen.
     

      Mündlich aus Wettin.

     

    Der wilde Jäger zieht bei Wettin oft durch den Grund, welcher die Pfaffenmat heißt. Da geht es »Kleff, kleff! hede, hede, hede!« Einst lag ein Hirt in seiner Hürde und hörte das Bellen und Hetzen: da fragte er ob er nicht mitjagen dürfe. »Nur zu !« rief der wilde Jäger, und der Hirt jagte mit. Als die Jagd zu Ende war, bekam er als Antheil an der Beute eine Pferdekeule, die er essen sollte. Und weil er dies nicht wollte, tanzte die Keule drei Nächte hinter einander auf der Weide rings um die Schafe und mitten durch sie hindurch, daß die Thiere sehr scheu wurden. Da wandte sich der Hirt an den Prediger und klagte ihm seine Noth; und der Prediger citierte den wilden Jäger und gebot ihm die Keule zurück zu nehmen. Doch der wilde Jäger sagte, das sei alter Brauch bei ihm und seinen Jägersleuten, wer mit jage, der müsse auch mit essen; daher komme noch das alte Sprichwort

     

    »Hast du geholfen jagen,

    Mußt du auch helfen nagen .«

     

    Da mußte sich der Hirt bequemen ein kleines Stück von der Keule zu essen, welche hierauf verschwand.

    Dieselbe Sage erzählt man zu Greifenhagen und Dederstedt. Zu Wettin aber rief einst ein Schiffer, als er den wilden Jäger über sich hin fahren hörte, »Mir auch eine Keule !« und augenblicklich lag eine mächtige Pferdekeule in seinem Kahn, die er lange umsonst hinaus zu werfen suchte; denn sie war so schwer, daß er sie gar nicht erheben konnte. Da stieß er im Ärger einen Fluch aus, und plötzlich war die Keule verschwunden.

     

5. Die Futterstelle des wilden Jägers.
     

      Mündlich aus Dederstedt.

     

    In Dederstedt bei Eisleben war eine Stelle, an welcher der wilde Jäger stets anzuhalten und seine Pferde und Hunde zu füttern pflegte. Als man dort vor einigen Jahren ein Haus baute, wurde die erste Mauer funfzehn Mal hinter einander über Nacht wieder eingerissen: erst das sechzehnte Mal blieb sie stehen; doch ist es noch jetzt bei Nacht in den Zimmern unruhig, und rings um das Haus, welches grade an einer Ecke steht, weht zu allen Tageszeiten der Wind.

     

6. Frau Holle.
     

      Mündlich.

     

    Frau Holle, die man in ganz Thüringen kennt, ist ein kleines, bucklichtes altes Mütterchen. Sie ist sehr häßlich und spielt den Leuten manchen bösen Streich, besonders wenn sie in den zwölf Nächten spinnen. Sie macht dann daß die Kühe Blut statt Milch geben, daß das Garn ungleich wird und die Leinwand bald zerreißt. Man fürchtet sie und spricht nur Gutes von ihr: das Böse flüstert man sich leise zu. Und wenn ein verwegner junger Bursch in der Spinnstube über sie spotten will und eine alte Frau dabei sitzt, springt sie wohl auf, hält ihm den Mund zu und murmelt, indem sie ängstlich nach dem Fenster sieht, »Gott segn' uns, wenn sie das gehört hat.«

    Frau Holle heißt sie auch im Magdeburgischen und um Naumburg, Weißenfels und Zeiz. Um Wollmirstedt dagegen, so wie um Eisleben (in Amsdorf, Ober-und Unterröblingen, Erdeborn, Helfta, Volkstädt, Helbra) und von da aufwärts nach der Saale zu in Hedersleben, Dederstedt, Schochwitz, Gorsleben wird sie allgemein Frau Wolle, in dem eine halbe Meile von Gorsleben dicht an der Saale gelegenen Zaschwitz aber, in Wettin und Beidersee Frau Rolle genannt.  

     

7. Der Steinberg.
     

      Mündlich aus Oberröblingen am salzigen See.

     

    Zwischen dem Dorfe Aseleben und dem salzigen See liegt ein Berg, der mit einigen hundert Steinen bedeckt ist. Auf diesem Berge hütete einst ein Schäfer, und als er frühstücken wollte, kam Frau Wolle den Berg herauf um auf der andern Seite zum See hinab zu gehen und sich darin zu baden. Wie sie den Schäfer sah, bat sie ihn um ein Stückchen von seinem Brote: doch er lachte und sprach, wenn sie essen wolle, solle sie arbeiten; sein Brot habe er ehrlich verdient und brauche es allein. Da berührte ihn Frau Wolle mit einer Ruthe, die sie in der Hand trug, und alsbald war er in Stein verwandelt: darauf
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