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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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nun sah, wie seine Leute Durst litten, eilte er zu dem Gnadenbild und bat: »Meine liebe himmlische Magd! Ich habe das meinige getan, die Reihe ist jetzt an Dir. Hilf mir und den Meinen in dieser Not!« Und wirklich, die himmlische Magd hatte das Gebet des frommen Klausners erhört, das Fäßchen war mit einemmal wieder gefüllt.
    Das Volk aber erzählt, das Wunder sei weitergegangen. Als das Fäßchen lange, lange nicht leer geworden war, kam Eberhard ein Zweifel, wie lange es noch so fortgehen könne, und neugierig untersuchte er mit einem Maßstab, wieviel Liter noch im Faß seien. Im selben Augenblick aber hörte zur Strafe für seinen Zweifel das Fäßchen zu laufen auf.
    Heute noch wünscht sich mancher, wenn ihm zum heißen Tagewerk der Trunk abgeht, »Eberhards Fäßchen«, so sagen die Moselländer Landsleute.

Das Haus der Frau Richmut zu Köln
    Frau Richmut von Adocht, die Gemahlin eines reichen Bürgermeisters zu Köln, starb und wurde feierlich begraben. Der Totengräber hatte bemerkt, daß die Verstorbene einen wertvollen Ring am Finger trug. Die Goldgier trieb ihn nachts zu dem Grabe, das er heimlich öffnete, um den Ring abzuziehen.
    Kaum aber hatte er den Sargdeckel aufgemacht, so sah er, daß der Leichnam die Hand zusammendrückte und aus dem Sarg steigen wollte. Erschrocken floh er davon. Die Frau wand sich aus den Grabtüchern, stieg aus dem Grab heraus und ging geradewegs auf ihr Haus zu, wo sie dem Hausknecht rief, er möge ihr schnell die Tür öffnen; dann erzählte sie ihm mit wenigen Worten, was ihr widerfahren sei.
    Der Hausknecht eilte zu seinem Herrn, und atemlos stammelte er: »Unsere Frau steht unten vor der Tür und will eingelassen werden.«
    »Ach«, erwiderte der Herr, »das ist unmöglich; eher würden meine Schimmel oben auf dem Heuboden stehen.«
    Kaum hatte er die Bemerkung fallen gelassen, so trappelte es auf der Treppe und dem Boden, und siehe, die sechs Schimmel des Bürgermeisters standen alle oben auf dem Boden beisammen.
    Die Frau aber hatte nicht augehört zu klopfen; nun glaubte es der Bürgermeister, daß sie wirklich da sei, und ließ sie mit Freuden ins Haus. Wie waren alle glücklich, daß die Frau wieder dem Leben zurückgegeben war.
    Am nächsten Tag schauten die Pferde noch aus dem Bodenloch, und man mußte ein großes Gerüst aufstellen, um sie unversehrt wieder herabzubringen .
    Zum Gedenken an diesen Vorfall hat man Pferde ausgestopft, die an diesem Haus zum Boden herausschauen. Auch ist Frau Richmut in der Apostelkirche zu Köln dargestellt, wo man überdies einen langen leinenen Vorhang zeigt, den sie nachher mit eigener Hand gesponnen und der Kirche verehrt hat. Denn sie lebte noch sieben Jahre nach den schrecklichen Tagen ihrer Beerdigung.

Das Kräutermännchen
    Ein Fischer stand bei Sonnenuntergang mit seinem Wurfgarn oberhalb der Fließemer Mühle an der Kyll. Immer wieder warf er das Netz in die klare Flut, doch es gelang ihm nicht, auch nur ein einziges Fischlein zu fangen. Das machte ihn sehr verdrießlich, hatte er doch zu Hause zwei kranke Zwillingskinder, die einen Fisch zu essen begehrten.
    Während er so ungeduldig harrend am Ufer stand, kamen auf dem Wasser zwei junge Schwäne daher, die, schwach und matt, langsam flußaufwärts schwammen. Schon war er versucht, das Garn nach ihnen auszuwerfen, da trat am andern Ufer das grasgüne Kräutermännlein aus dem Walde und drohte ihm mit erhobenem Finger. Doch der Fischer achtete nicht auf die Warnung, er ließ das Garn fliegen, und die Schwäne waren gefangen. Als er aber das Netz aus dem Wasser zog, da waren statt der Schwäne zwei glänzende Forellen drin. Nicht wenig war darüber der Fischer verwundert; er eilte rasch nach Hause, um den kranken Kindern die sehnsüchtig erwartete Speise zu bringen. Als er sich seiner Hütte näherte, sah er zwei Schwäne über dem Dache emporsteigen und in nebelhafter Ferne verschwinden. Die Kinder aber lagen in ihren Betten und waren tot.
    Da wußte er, daß die kranken Schwäne seine eigenen Kinder gewesen waren, und untröstlich sprach er immer wieder: »O hätte ich doch dem Kräutermännlein gefolgt! «

Das Riesen-Spielzeug
    Auf der Burg Nideck, die an einem hohen Berg bei einem Wasserfall liegt, waren die Ritter vorzeiten große Riesen. Einmal ging das Riesen-Fräulein herab ins Tal, wollte sehen, wie es da unten wäre und kam bis fast nach Haslach auf ein vor dem Wald gelegenes Ackerfeld, das gerade von den Bauern bestellt ward. Es blieb vor Verwunderung
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