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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Kapelle. Rasch ging der Bau vonstatten; denn von allen Seiten eilten die Landleute herbei und halfen an dem gottseligen Werke. Es war mitten in der Sommerzeit, und Eberhard hatte von der Mosel ein Fäßlein guten Weines besorgt, um die Arbeiter von Zeit zu Zeit mit einem kühlen Trunk zu erquicken. Als aber an einem Tage die Sonne besonders heiß vom Himmel brannte, ging der Wein zur Neige. Der vorsorgliche Bauherr hatte zwar zeitig nach einem zweiten Fäßchen gesandt, doch es war noch nicht angekommen. Da fingen die Bauleute an zu murren und drohten fortzugehen. In dieser Not wendete sich der Einsiedler an die himmlische Mutter. Er betete: »Liebe Mutter, ich habe das Meinige getan, die Reihe ist jetzt an dir; hilf mir in meiner großen Not.« Und siehe, sein Gebet wurde erhört; das eben noch leere Fäßchen war wieder bis zum Spundloch voll des besten Weines.
    Die Nachricht von diesem großen Wunder verbreitete sich rasch in der ganzen Gegend. Noch heute ist es im Mosellande Sitte, sich bei Hitze und Durst ein Eberhardsfäßchen zu wünschen.

Das Ende des Zwergenvolkes im Hülser Berg
    Der junge König des Zwergenvolks, das im Hülser Berg am Niederrhein wohnte, hörte einmal von der vielumworbenen Tochter des Grafen von Krakauen bei Krefeld. Er nahm sich vor, das schöne Menschenkind zu gewinnen, und machte sich alsbald auf die Fahrt. Als er an den Schloßteich kam, traf er ein altes Weib; das riet ihm, er solle rufen:
    Fischlein, Fischlein, Timpatee,
hol mich rasch wohl über den See!
    Er befolgte den Rat, und sogleich kam ein großer Fisch ans Ufer. Der König setzte sich auf seinen Rücken, und schnell trug ihn der Fisch übers Wasser.
    Im Schloßgarten fand er die Königstochter. Sie wurde seine Liebste. Von nun an kam er Tag für Tag zu ihr. Eines Abends überraschte ihn der Graf, wie er gerade von seiner Liebsten Abschied genommen hatte und auf dem Rücken des Fisches davonschwamm. Voll Zorn griff der Graf nach seinem Bogen und durchbohrte den Zwerg mit einem Pfeil.
    An diesem Abend wartete das Volk im Hülser Berg vergebens auf die Heimkehr seines Königs. Nach langem Suchen fanden seine Getreuen ihn tot im Schloßteich von Krakauen. Sie begruben ihn und sangen dabei einen seltsamen Grabgesang. jedesmal, wenn sie das Lied gesungen hatten, sprang einer von ihnen in das Wasser, bis sie alle ertrunken waren.

Das Gnadenbild zu Klausen
    Nicht weit von dem langgestreckten Brauneberg, näher noch dem Moselflecken Piesport, liegt der Wallfahrtsort Klausen.
    Zu jener Zeit, als der gelehrte Nikolaus Cusanus schon ein berühmter Mann der Kirche und der Wissenschaft war, lebte im Dorfe Esch an der Salm ein frommer Bauer namens Eberhard. Dieser hatte eine besondere Andacht zur Muttergottes; einmal träumte ihm dreimal hintereinander, er müsse der Gottesmutter ein Haus bauen. Man schenkte ihm auch in Trier ein Bild der schmerzhaften Mutter Jesu, ein Glöckchen und einen Leuchterstock. Dann baute er eine kleine Kapelle und sich selbst eine Hütte dabei. Bald erzählte man auch von allerlei Wundern, die dort geschehen sein sollten; der Gnadenort bekam Zulauf, und Eberhard begann eine Kirche zu bauen.
    Eben damals kam auf einer Reise durch Deutschland der Kardinal Cusanus nach Trier. Als er von den Wundern bei Eberhards Klause erfuhr, meinte er, dies könne nicht mit rechten Dingen zugehen; er reiste hin, schalt den Bauern gehörig wegen seines törichten und abergläubischen Treibens und verbot ihm, mit dem Bau fortzufahren.
    Als der Kardinal aber weitergereist war und sich in Koblenz bei seiner Schwester aufhielt, wurde er schwer krank. Da hielt ihm seine Schwester vor, er habe vielleicht die Jungfrau Maria böse gemacht, indem er dem Klausner verbot, die Kirche auszubauen. Nun fiel dem Kardinal sein unwirsches Gebaren gegenüber dem frommen Bauersmann schwer aufs Herz; er schickte Boten aus und ließ Eberhard mitteilen, er solle nur weiterbauen; ja, er versprach ihm noch Beihilfe dazu. Bald darauf wurde der Kardinal wieder gesund und konnte seine Reise fortsetzen. Auch der Klausner Eberhard nahm sein Werk wieder auf, und die Bauern aus der Nachbarschaft halfen ihm eitrig dabei.
    Nun wollte ihnen Eberhard dafür etwas zugute tun und ließ, da es sehr heiß war, ein Fäßchen Wein von der nahen Mosel holen. Aber das war für die vielen Arbeiter nicht groß genug gewesen, deshalb ging der Wein bald aus. Der fromme Mann hatte zwar einen Boten um ein zweites Fäßchen geschickt, aber dieser blieb lange aus.
    Als Eberhard
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