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Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze

Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze

Titel: Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
Autoren: Alan Burt Akers
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kommen.
    Ein thronähnlicher Stuhl hing frei in der Luft. Die Umrisse waren nicht eindeutig definiert; die Erscheinung schimmerte unter Energien, die aus Quellen außerhalb des Normalen gespeist werden mußten. Seg blinzelte. Er vermochte den Thron zu erkennen und die davon herabhängenden Seidenbahnen, die allerdings nicht entsprechend der Flugbewegung im Wind wehten. Er sah die Chavonthpelze und Lingfelle, die über der Sitzfläche und den Armlehnen lagen, er erschaute den weiten Baldachin über dem Thron. Dieser Baldachin war einem keilförmigen Dinosaurier-Kopf nachgestaltet worden, dessen Maul weit aufklaffte, dessen Reißzähne silbern schimmerten. Die Augen zeigten sich als halbverhüllte rubinrote Lichter. Wer sich diesem Thron näherte, mußte Angst und Ehrfurcht empfinden vor dem hochaufragenden dämonisch wirkenden Kopf.
    All das eindrucksvolle Beiwerk war aber nichts neben der Frau, die den Thron innehatte.
    Schwarzgrün gekleidet, mit Gold besetzt, reichlich bestickt und verziert, saß sie starr und aufrecht da. Neben ihrem bleichen Gesicht wirkte Strom Ornols Antlitz geradezu so gerötet wie das von Herrn Exandu. Die Augen waren grün und wirkten wie bewegte leuchtende Jadeschlitze. Das dunkle Haar lag in langen schwarzen Zöpfen auf den Schultern und legte sich über der Stirn zu einer Haube zusammen. Die Frisur war von einem edelsteinbesetzten Band umschlossen, in dessen Mitte sich eine kleinere Darstellung des schrecklichen keilförmigen Dinosaurierkopfes erhob.
    Ein Wächter hob seinen Bogen, ein Brokelsch, Angehöriger jener Diffrassen, die in Körperbau und Auftreten ziemlich primitiv anmuteten. Er schoß den Pfeil ab. Die Umstehenden sahen es ganz deutlich. Die Spitze bohrte sich der Frau in die Brust. Das Geschoß sirrte aber weiter, durchquerte die schimmernde Erscheinung, flog weiter, beschrieb einen Bogen und senkte sich irgendwo in den Dschungel.
    Jemand schrie.
    Die Frau schaute von ihrem Thron herab, als wäre nichts geschehen. Ihr Mund war zu einer einladend roten reifen Knospe ausgemalt. Das bleiche Antlitz wies nicht die geringste Falte auf. Die Augenlider waren mit Blattgold verziert. Die Erscheinung musterte die Sterblichen tief unter sich.
    Jeder einzelne spürte die Wucht des Blickes, der ihn streifte, eine psychische Erkundung, die schnell weiterwanderte.
    Fregeff der Zauberer rührte keinen Muskel. Seine bronzene Peitsche bebte nicht.
    Mit einer Geste, die trotz ihrer Schlichtheit etwas Verführerisches hatte, hob die Frau die linke Hand. Diamanten funkelten. Sie gab ein Zeichen, der Zeigefinger deutete auf das Lager in der Lichtung.
    Wie alle anderen glaubte Seg daran, daß nun gleich Blitz, Feuer und Vernichtung aus dem drohenden Finger sprühen würden.
    Statt dessen begann die Erscheinung zu schwanken, die Umrisse verströmten wie Gold im Schmelztiegel. Der Thron bewegte sich aufwärts, verschwand hinter Baumwipfeln.
    Im nächsten Augenblick raste eine Horde Flugwesen herbei; die Männer in den Sätteln schwenkten Waffen. In einer Lawine der Gewalt, dürstend nach Tod und Vernichtung, stürzten sich die Flugkrieger auf das Lager.

2
     
     
    Segs Instinkte standen im Widerstreit.
    Im ersten Impuls hätte er am liebsten möglichst viele Pfeile abgeschossen, um eine ganze Horde verdammter Flugkrieger aufzuspießen, ehe er sein Schwert zog und sich in den Kampf stürzte.
    Gleichzeitig aber verspürte er den Drang, Dame Milsi um die Taille zu fassen und sein Versprechen einzulösen, sie zu schützen, indem er sie in die relative Sicherheit des Dschungels schleppte.
    Beide Wege standen ihm offen.
    Wo lag der Weg der Ehre?
    Sein alter Dom, von diesen Leuten der Bogandur genannt, sagte immer, Ehre bringe nichts zu essen ein. Trotzdem war er der ehrenwerteste Mann, den Seg kannte, mit einer Ehrvorstellung, wie sie strikter nicht sein konnte. Stets ging es ihm darum, für jedes auftauchende Problem die bestmögliche Lösung zu finden.
    Ohne sich umzudrehen, fauchte Seg: »Milsi! Lauf zum Dschungelrand! Versteck dich! Wag dich nicht zu tief hinein ...«
    Im Sprechen hob er den Bogen, zog an, schoß den Pfeil ab und hatte im Nu das nächste Geschoß aufgelegt und den Bogen erneut angelegt; seine Bewegungen waren mit dem Auge kaum nachzuvollziehen.
    »Wenn du dir denkst, ich laufe einfach fort und lasse dich ...«, rief Milsi.
    »Ich will nicht, daß du ums Leben kommst.« Er gab den zweiten Schuß ab, legte mit unglaublicher Geschwindigkeit einen neuen Pfeil auf und schickte ihn auf die
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