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Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen

Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen

Titel: Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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griff nach einem festen Ledergurt mit einem guten Rapier und einer Main-Gauche in den Scheiden. Die Waffen waren nichts Besonderes; man hatte ihre Griffe mit Silberdraht umwickelt. Zueinander passende Waffen, doch waren sie gleichwohl bestens ausbalanciert. Ich legte den Gurt um, schloß die Bronzeschnalle und wandte mich an Nath, um ihm noch etwas zu sagen – da entdeckte ich vor der Landkarte plötzlich einen Schatten. Das Licht vom Fenster konnte ihn nicht verursacht haben.
    Nath machte einen Satz rückwärts. Gleichzeitig erschien der schmale Dolch in seiner Faust. Sein Gesicht zeigte einen bestürzten Ausdruck.
    »Dolche nützen hier nichts, Nath!« sagte ich hastig. »Glaube ich jedenfalls.«
    Der Schatten wand und verdichtete sich, strömte nach Art einer Rauchwolke hin und her, bis er die Umrisse eines Mannes angenommen hatte, eines geduckt stehenden Mannes in einer schwarzen Kutte mit nach vorn gezogener Kapuze, in deren Öffnung nur das lodernde Glühen zorniger Augen auszumachen war, die uns dämonisch anstarrten.
    Nath erschauderte, eine Faust des Ekels schien ihn gepackt zu haben und durchzuschütteln. Der Dolch bebte.
    ›Zair sei Dank, daß ich meine Pläne nicht auf der Karte eingezeichnet habe!‹ dachte ich.
    Das projizierte Bild des Zauberers schwankte, als versuchten seine Kräfte die immaterielle Substanz innerhalb des Herrscherpalasts zu festigen. Die gesamte Anlage war von Khe-Hi-Bjanching, meinem Zauberer aus Loh, gegen solche Lupul-Projektionen versiegelt worden; dies lag aber einige Zeit zurück. Die Schutzfront schien mit der Zeit schwächer zu werden. Außerdem war Bjanching zusammen mit vielen anderen alten Freunden von Vanti, dem Wächter des Heiligen Taufteichs von Aphrasöe, in seine Heimat zurückverbannt worden.
    Dringend brauchten wir die Unterstützung eines Zauberers. Doch schon reagierte Nath Nazabhan nach jenem ersten Erschrecken wie ein Krieger. Ein Lichtstrahl fuhr durch den Raum. Funkelnd verließ der Dolch seine Hand und strömte geradewegs durch das substanzlose Bild, um gegen die Landkarte zu prallen, ein Stück von Falinur herauszureißen und harmlos zu Boden zu fallen.
    »Teufelswerk!« entfuhr es Nath, der sich bereits rückwärtsgehend dem Waffengestell näherte und die Faust nach einer neuen Waffe ausstreckte.
    »Das nützt bestimmt nichts.« Ich verharrte gelassen auf der Stelle. Ich spürte, wie mir das Blut durch die Adern pulste, während ich überlegte, was Phu-Si-Yantong wohl im Schilde führte.
    Denn eindeutig handelte es sich bei der Lupul-Projektion um Yantong. Eine böse Projektion, eine gefährliche Erscheinung. Er bespitzelte uns und scherte sich bei den Eisgletschern Sicces nicht darum, ob wir es wußten oder nicht.
    Der Blick der rubinroten Augen unter der Kapuze konnte auch das mutigste Herz erstarren lassen. Aus zusammengekniffenen Augen musterte ich die magische Erscheinung dieses verhaßten Feindes. Ein Krüppel war sie – diese Rolle hatte Yantong bei unser bisher einzigen Begegnung gespielt. Dabei hatten wir uns nicht von Angesicht gegenübergestanden. Stets blieb er im Verborgenen, hinter allerlei Verkleidungen. Vielleicht war er tatsächlich verkrüppelt. Vielleicht lag hier die Erklärung für seine pervertierten Ziele. Die schattenhafte Gestalt bewegte sich in sich selbst, gleichsam erfüllt von Rauchwolken, die ineinander wallten. Durch das Bild vermochte ich bruchstückhaft und gedämpft die Farben der Landkarte auszumachen.
    Wie stets versuchte ich dem Ereignis die beste Seite abzugewinnen. Stets ist mir die Erinnerung an den Nebel und den Skorpion in Erinnerung – und die Tatsache, daß ein Mensch ebensowenig wie ein Skorpion seiner Natur zuwiderhandeln kann. Aber vergesse ich nicht auch, daß ein Mensch die Konsequenzen seines Tuns einschätzen kann, und wenn er sie auch nicht bis ins letzte begreifen mag, so muß ihm doch die Tatsache seines Menschseins klarmachen, daß sein Handeln unweigerlich Konsequenzen haben wird. Yantong, so meinte ich, konnte nicht durch und durch verdorben sein. Selbst in ihm mußte ein Hauch des Guten existieren. Und so schaute ich mir die gekrümmt dastehende Schattengestalt an und hing meinen Gedanken nach.
    Nath verharrte neben dem Waffengestell und schien dort festgenagelt – wohl ebenso von meinen Worten als von der Erscheinung.
    Sechs Herzschläge lang schwebte Phu-Si-Yantongs Lupul-Projektion im Raum. Ich weiß es, denn ich zählte mit.
    Der Bann wurde gebrochen, als draußen eine Trompete ertönte,
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