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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie
Autoren: Cecily von Ziegesar
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kurzen
Zwischenspiels an einer Drogenentzugsklinik Anfang des Jahres war Nate seit seinem
elften Lebensjahr praktisch permanent bekifft, weshalb Blair an seine
unmotivierten Fragen gewöhnt war. Bei der Vorstellung, sie hätte eine mit
schwarzer Farbe gefüllte Narbe, rümpfte sie ihre kleine Nase. »Voll billig«,
schnaubte sie. Tätowierungen waren was für Schauspieler- Schlampen wie Angelina
Jolie.
    Nate zuckte mit den Achseln. Winzige
coole Tattoos an den richtigen Stellen hatten ihn immer schon ziemlich heiß
gemacht. Blair würde zum Beispiel mit einer kleinen schwarzen Katze zwischen
den Schulterblättern unwiderstehlich aussehen. Aber bevor er das Thema
vertiefen konnte, hatte Blair es schon entschlossen gewechselt.
    »Nate?« Sie drückte ihr Gesicht
in die Grube seines vollkommen geformten Schlüsselbeins. »Meinst du, deine Eltern
hätten was dagegen, wenn ich bei dir...« Der Rest des Satzes ging im schrillen
Klingeln der Haustür unter.
    Nate bewohnte die gesamte obere
Etage der Archibaldschen Stadtvilla, weshalb er auch eine eigene Klingel
benötigte.
    Er rollte sich zur Seite und
schwang beide Beine über die Bettkante.
    »Ja?«, rief er, nachdem er auf
den Knopf an der Gegensprechanlage gedrückt hatte.
    »Lieferservice!«, röhrte Jeremy
Scott Tompkmsons heisere Kifferstimme aus dem Lautsprecher. »Wir haben ganz
heiße Ware. Mach auf, bevor alles kalt wird!«
    Nate hörte Gelächter und
weitere Stimmen im Hintergrund. Blair wartete darauf, dass er ihnen sagte, sie
sollten abhauen, stattdessen drückte er auf den Öffner und ließ sie herein.
    »Dann zieh ich mir wohl besser
was über«, schmollte sie, rutschte vom Bett und tappte barfuß nach nebenan ins
Badezimmer. Wie konnte Nate einerseits intelligent genug für Yale sein und
andererseits zu hohl, um zu begreifen, dass es der volle Stimmungskiller war,
wenn er jetzt seine Rauchfreunde in ihre dampfende Liebesgrotte ließ?
    Nicht dass Nate seiner
Intelligenz wegen von Yale genommen worden wäre. Die Uni hatte ganz einfach
dringenden Bedarf an talentierten Lacrosse-Spielern.
    Wenigstens hatte Blair so einen
Grund, das leckere Sandelholz-Bodyshampoo von L'Occitane zu benutzen, von dem
die treu sorgende Haushälterin immer eine Flasche in Nates Badezimmer stellte.
Nach dem Duschen trocknete sie sich mit einem flauschig dicken marineblauen
Ralph-Lauren-Badetuch ab, schlüpfte in ihren zarten rosaseidenen Slip von
Cosabella, zog den Reißverschluss ihres blau-weißen Schuluniformrocks zu und
streifte zuletzt ihre weiße Calvm-Klein-Leinenbluse mit den Dreiviertelärmeln
über, von deren insgesamt sechs Knöpfen sie lediglich zwei schloss. BH und
Schuhe ließ sie weg. Voilä, die perfekte Verkörperung der
Wie-ihr-seht-hat-meine-Freundin-gerade-frisch-geduscht-also-verzieht-euch-gefälligst-
Aufforderung. Hoffentlich würden Nates Kumpel den diskreten Wink verstehen und
schleunigst abschwirren. Sie zauste sich die feuchten Haare zurecht und drückte
die Badezimmertür auf.
    »Bonjour!«, hauchte eine vollbusige
schwarzhaarige, langbeinige LEcole-Schülerin, die auf Nates Bett lümmelte.
Blair kannte sie von Partys. Sie hatte einen bescheuerten Namen, Lexus oder
Lexique oder so ähnlich, war sechzehn, ging in die elfte Klasse, hatte als Kind
in Paris gemodelt und arbeitete jetzt an der Vervollkommnung des französischen
Hippieluder-Looks.
    Lexie, wie sie in Wirklichkeit
hieß, trug ein lavendel- blau-senfgelbes Batik-Wickelkleid, das wie selbst
gemacht aussah, tatsächlich aber bei Kirna Zabete vierhundertfünfzig Dollar gekostet
hatte, und dazu die ultrahässlichen pakistanischen Schafhirtenschlappen, die
es momentan bei Barneys gab und die alle Mädchen außer Blair dieses Jahr
anscheinend für unverzichtbar hielten. Ihr Gesicht war völlig ungeschminkt und
sie drückte sich mit mageren Armen eine akustische Gitarre an die Brust. Neben
ihr auf dem Bett lag eine Plastiktüte voll Gras.
    Wow, was für eine
Individualistin! Normalerweise ging keine L 'Ecole -Schülerin ohne eine
Packung Gitanes, blutroten Lippenstift und hochhackige Sandaletten aus dem Haus.
    »Die Jungs sitzen draußen auf
der Terrasse und rauchen Bong«, informierte sie Blair und strich mit dem Daumen
über die Gitarrensaiten. »Ahrs... hast du Lust, mit mir eine Runde zu jammen, bis sie
fertig sind?«
    Zu jammern?
    Blair rümpfte die Nase noch
nachdrücklicher als vorhin bei der Erwähnung von Tattoos. Die ganze
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