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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
Autoren: Annette Lies
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Regelwerks SkyStyle zur Verfügung, das Sie in Ihrem Grundlehrgang erhalten haben (S. 27–30, Abs. 2 »Geeignetes Schuhwerk im Dienst«).
    Gerne berate ich Sie auch persönlich.
    Florinda von Metzingen
    Skyline/Kleiderkammer FRA
    Was bisher geschah …
    Bitte schnallen Sie sich an, bevor Sie meine Vorgeschichte lesen. Sollten Sie dies nachts tun, schließen Sie bitte Ihren Gurt sichtbar über der Decke, damit wir Sie bei Turbulenzen nicht unnötig zu stören brauchen.

2.
    »Hast du auch
was Richtiges gelernt?«
    »Excuse me, is the Black Forrest National Parc open on Sundays?«
    (LAX – MUC)
    Berufswahl ist keine leichte Sache. Mein erster Anlauf jedenfalls ging gründlich daneben. Wer konnte ahnen, dass Werbung doch nichts für mich ist? Okay, ganz ruhig. Es ist noch nicht zu spät! Einmal ist keinmal, und ich bin erst 23. Einsicht ist ja in jedem Fall der erste Schritt zur Besserung. Viele Wege führen nach Rom oder, in meinem Fall, hoffentlich auf die Komoren. Gerne auch auf andere Inseln im Indischen Ozean.
    Wie soll der junge Mensch von heute auch gleich nach dem Abitur wissen, was er werden will? Aufgrund wiederholter Teilnahme an den Bundesjugendspielen, regelmäßiger Doppelstunden Bio-LK und sonstiger trostloser Kurse, die ein Grundverständnis für Ionen erfordern? Ich könnte nach wie vor nicht mit Sicherheit sagen, ob die nächste Generation Kühe dominant schwarz-weiß oder rezessiv braun-weiß geboren wird.
    Und das, obwohl ich in der Oberstufe am Inge-Meysel-Gymnasium gezwungen war, mindestens eine Prüfung im naturwissenschaftlichen Zweig abzulegen, was ich bis heute für eine vielfach tabuisierte Menschenrechtsverletzung halte. Möglicherweise hätte mir auch nur ein Fach wie Malaiische Stammesgesänge oder ein LK mit dem Titel Die Bedeutung des Minirocks im emanzipatorischen Kontext der Sechzigerjahre wirklich zugesagt.
    Stattdessen stehst du dann da mit deiner Drei minus in Stochastik, kannst jederzeit vor Publikum eine Parallelverschiebung durchführen und sollst nun sagen, welche Karriere du bis zur Pensionierung verfolgen willst. Ich tue mich ja bis heute noch schwer damit zu entscheiden, ob ich für Mani- und Pediküre dieselbe Farbnuance wählen soll oder doch lieber Flieder für die Hände und Purpur für die Füße.
    Wenn du dann nicht zu den Menschen gehörst, bei denen bereits mit fünf Jahren klar war, dass sie eine Schwäche für das Erfassen von Primzahlen in einer von Thomas Gottschalk moderierten Samstagabendsendung haben, zu Sinfonien in e-Moll neigen oder die elterliche Gemeinschaftspraxis mit Schwerpunkt Gräserpollen-Allergologie übernehmen, hast du erst mal Pech. Und eine Vielzahl von Optionen: Auf dich warten circa dreihundert duale Studiengänge und vielversprechende Bachelors, wie der in Advanced Nursing Practise .
    Überhaupt erst in die Schule zu kommen, war bei mir gar nicht so einfach. Man hielt mich für zurückgeblieben, nur weil ich es im Einschulungstest nicht für nötig befand, zwischen den mir vorgelegten Kreidestücken das forstgrüne vom lindgrünen zu unterscheiden. (Als modebewusste Frau tue ich das heute natürlich!) So stapelten sich nach dem Abi bei mir erst einmal Unmengen Bücher mit Tipps und Tests, die dazu dienten, mich und meine Fähigkeiten besser kennenzulernen.
    Zugleich warteten meine Eltern darauf, nach meinem Auszug endlich die Wände einreißen zu können, zugunsten eines Wintergartens, der einer Doppelseite in einer Wohnzeitschrift würdig wäre. Meinen Vater sah ich nur noch mit Maßband, und meine Mutter kochte nicht mehr, sondern bedeckte die gesamte Küche mit Stoffmustern in Pastelltönen.
    Unterdessen gewann ich durch intensive Selbstfindung die deprimierende Erkenntnis, dass ich keinerlei räumliches Vorstellungsvermögen besitze, aber nahezu ideal geeignet bin für eine Unteroffizierslaufbahn des Heeres. Oder für was Kreatives. Abhängig davon, welchem »Jobfinder« man glaubte. Letzten Endes entschied ich mich gegen die Broschüre des Kreiswehrersatzamtes und dafür, mein Vertrauen in den pinkfarbenen »Berufskompass kompakt« zu setzen. Der nämlich lobte seitenlang mit blumigen Beschreibungen eine kaufmännische Lehre im Bereich Medien aus.
    Als ich begann, Bewerbungen zu schreiben, legten meine Eltern den Glaser für den Wintergarten auf die Kurzwahltaste und ich meine Hoffnungen in einen kleinen Familienbetrieb im Ballungsraum Rhein-Ruhr, der mich tatsächlich als Azubi nahm. Meine Lehre zur Werbekauffrau schloss ich zwei Jahre
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