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SABOTAGE: Warum wir uns zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden müssen (German Edition)

SABOTAGE: Warum wir uns zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden müssen (German Edition)

Titel: SABOTAGE: Warum wir uns zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden müssen (German Edition)
Autoren: Jakob Augstein
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das fordern. Aber es ist kein Gesetz.
    Was tat der Kapitän der »Costa Concordia«? Er bestieg als einer der ersten ein Rettungsboot und ließ sich zum Strand bringen. Dort fand man ihn mitten in der Nacht, die hell erleuchteten Aufbauten des halb versunkenen Kreuzfahrers ragten hoch aus dem Wasser. Der Strand war voller Menschen. Francesco Schettino wird erkannt. Beamte der Küstenwache treten auf ihn zu und fragen, warum er nicht an Bord sei, warum er sein Schiff verlassen haben. Die Männer meinen es gut: Er könne jetzt noch zurückkehren, sagen sie. Aber Schettino verschwindet.
    Später in dieser Nacht telefoniert der Kommandant der italienischen Küstenwache, Gregorio de Falco, mit dem Kapitän. Sie sprachen über Verantwortung. Der Wortlaut des Gesprächs ist erhalten.
    DE FALCO: Schettino? Hören Sie, Schettino. Es gibt Menschen, die an Bord eingeschlossen sind. Sie fahren jetzt mit Ihrem Rettungsboot unter die rechte Seite des Bugs. Da ist eine Leiter. Sie gehen die Leiter hoch und an Bord des Schiffs. Sie gehen an Bord und sagen mir, wie viele Personen dort sind. Ist Ihnen das klar? Ich zeichne dieses Gespräch auf, Kapitän Schettino.
    SCHETTINO: Comandante, ich sage Ihnen was ...
    DE FALCO (zunehmend verärgert) : Sprechen Sie laut. Halten Sie Ihre Hand vor das Mikrophon und sprechen Sie lauter, ist das klar?
    SCHETTINO: In diesem Moment liegt das Schiff auf der Seite ...
    DE FALCO: Ich habe verstanden. Hören Sie zu. Es gibt Leute, die die Leiter am Bug hinunterklettern. Sie gehen die Leiter in umgekehrter Richtung hoch, gehen auf das Schiff und sagen mir, wie viele Personen an Bord sind und was sie haben. Ist das klar? Sie sagen mir, ob Kinder dabei sind, Frauen oder Menschen, die Unterstützung brauchen. Und Sie sagen mir, wie viele es aus jeder Gruppe sind. Ist das klar? Schauen Sie, Schettino, Sie haben sich vielleicht aus dem Meer gerettet, aber ... ich sorge dafür, dass Sie echte Schwierigkeiten bekommen ... Gehen Sie verdammt noch mal an Bord!
    SCHETTINO: Comandante, ich bitte Sie ...
    DE FALCO: Nein, bitte schön, Sie gehen jetzt los, an Bord. Bestätigen Sie mir, dass Sie an Bord gehen ...
    SCHETTINO: Ich kümmere mich um die Rettung, ich bin hier, ich geh nirgendwo hin, ich bin hier ...
    DE FALCO: Los. Das sind schon Leichen, Schettino.
    SCHETTINO: Wie viele Leichen gibt es?
    DE FALCO: Ich weiß das nicht. Von einer weiß ich. Ich habe von einer gehört. Aber Sie müssen mir das doch sagen, Jesus.
    SCHETTINO: Ja, aber bedenken Sie doch, dass es dunkel ist, wir sehen hier nichts ...
    DE FALCO: Und Sie möchten nach Hause zurück, Schettino? Es ist dunkel, und Sie wollen zurück nach Hause? Steigen Sie über die Leiter auf den Bug des Schiffs und sagen Sie mir, wie viele Leute da sind und was Sie brauchen. Jetzt! ...
    SCHETTINO: Ist gut, Comandante.
    DE FALCO: Gehen Sie, sofort!
    Aber der Kapitän kehrte in dieser Nacht nicht auf sein Schiff zurück.

ANHANG

BIBLIOGRAPHIE
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    Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Lebenslagen in Deutschland. Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung, Bonn 2013
    Christoph Butterwege et al. (Hg.): Kritik des Neoliberalismus, Wiesbaden 2007
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    David Graeber: Inside Occupy, Frankfurt 2012
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    Michael Hartmann: Eliten und Macht in Europa, Frankfurt 2007
    Wilhelm Heitmeyer: Deutsche Zustände, Berlin 2012
    Wilhelm Heitmeyer et al. (Hg.): Gewalt, Frankfurt
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