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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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Elstyr.
»Und vollkommen schutzlos«, meinte sein Sohn.
    »Ganz im Gegenteil«, widersprach der Graf. »Dieser Ort verfügt über eine sehr wirkungsvolle Verteidigung.« Er lächelte in der Nacht. »Zumindest bisher…«
    »Hexen sollten auf unserer Seite sein«, sagte die Gräfin.
    »Bei ihr wird es nicht mehr lange dauern«, erwiderte der Graf. »Eine höchst… interessante Frau. Eine interessante Familie. Mein Onkel hat mir von ihrer Großmutter erzählt. Die Wetterwachs-Frauen standen immer mit einem Fuß im Schatten. Es liegt in ihrem Blut. Und der größte Teil ihrer Macht basiert darauf, daß sie sie leugnen.« Die Zähne des Grafen leuchteten, als er erneut lächelte. »Aber sie wird bald begreifen, wo der Barthel den Most holt.«
    »Oder ihr Pfefferkuchen brennt an«, sagte die Gräfin.
    »Oh, ja. Wohl gesprochen. Das ist natürlich der Nachteil daran, eine Wetterwachs zu sein. Wenn sie älter werden, hören sie das Knarren der großen Backofentür.«
    »Sie soll ziemlich stur sein«, warf der Sohn des Herzogs ein. »Und intelligent.«
    »Wir sollten sie töten«, schlug die Tochter des Herzogs vor. »Ich bitte dich, Lacci, wir können doch nicht alle umbringen. « »Warum denn nicht?«
»Nein. Mir gefällt die Vorstellung, daß sie uns irgendwie… nützlich ist.
    Und sie sieht alles schwarz und weiß. Das ist immer eine Gefahr für die Mächtigen. Oh, ja. Solch ein Bewußtsein läßt sich leicht… lenken. Mit ein wenig Hilfe.«
    Flügel schwirrten im Mondschein, und etwas Zweifarbiges landete auf der Schulter des Grafen.
    »Und dies… « Der Graf streichelte die Elster und ließ sie wieder davonfliegen. Dann zog er eine weiße Karte aus der Jackentasche; ihre Kante glänzte goldgelb. »Kann man das glauben? Ist so etwas schon einmal geschehen? Eine neue Weltordnung…«
    »Hast du ein Taschentuch?« fragte die Gräfin. »Gib es mir bitte. Ich sehe da einige Spritzer…«
Sie betupfte sein Kinn, und Blutflecken blieben im Taschentuch zurück, das sie dem Grafen wieder in die Hosentasche stopfte. »Jetzt ist alles in Ordnung«, sagte die Gräfin.
»Es gibt noch andere Hexen.« Der Sohn klang wie jemand, der einen Bissen im Mund hin und her drehte, weil er sich nur schwer kauen ließ.
    »O ja. Und hoffentlich begegnen wir ihnen. Sie können sehr unterhaltsam sein.«
Sie kehrten in die Kutsche zurück.
    In den Bergen stand der Mann, der versucht hatte, die Kutsche auszurauben, mühsam auf. Ein oder zwei Sekunden lang schien sein Fuß an etwas festzustecken. Verärgert rieb er sich den Hals und hielt nach seinem Pferd Ausschau, das nicht allzu weit entfernt hinter einigen Felsen stand.
    Als er versuchte, nach dem Zaumzeug zu greifen, glitt seine Hand wie Rauch durchs Leder und den Hals des Pferds, das sich erschrocken aufbäumte und davonlief.
    Es war keine besonders gute Nacht, dachte der Straßenräuber benommen. Er mußte nicht nur auf Beute verzichten, sondern jetzt auch noch auf sein Pferd. Wer hatte in der Kutsche gesessen? Er konnte sich nicht genau an die Ereignisse darin erinnern, aber er wußte, daß sie alles andere als angenehm gewesen waren.
    Der Straßenräuber gehörte zu einer besonderen Gruppe von eher einfachen Menschen: Wenn jemand wie er von etwas Größerem geschlagen wurde, so suchte er sich etwas Kleineres, um angemessene Vergeltung zu üben. Er schwor sich, daß in dieser Nacht jemand anders leiden würde. Und er wollte sich ein neues Pferd besorgen.
    Schon nach kurzer Zeit trug ihm der Wind das Pochen von Hufen entgegen. Er zog sein Schwert und trat auf die Straße.
»Halt an und leere die Taschen!«
    Das Pferd verharrte tatsächlich dicht vor ihm. Vielleicht, dachte der Straßenräuber, war die Nacht doch nicht so schlecht. Das Pferd erwies sich als prächtiges Geschöpf, schien mehr eine Art Kriegsroß zu sein. Im Licht der Sterne schimmerte sein weißes Fell, und offenbar glänzte Silber am Geschirr.
    Der Reiter hatte sich mit einem weiten schwarzen Kapuzenmantel vor der Kälte geschützt.
    »Geld oder Leben!« sagte der Straßenräuber.
WIE BITTE?
»Dein Geld«, wiederholte der Straßenräuber. »Oder dein Leben. Was
    davon verstehst du nicht?«
OH, JA. NUN, ICH HABE ETWAS GELD DABEI.
    Zwei Münzen landeten auf dem von Rauhreif bedeckten Boden. Der Straßenräuber wollte sie aufheben, aber das gelang ihm nicht. Neuer Ärger brodelte in ihm.
    »Also dein Leben!«
Die Gestalt auf dem Pferd schüttelte den Kopf. NEIN, DAS GLAUBE ICH NICHT. NEIN, WIRKLICH NICHT.
    Sie zog einen
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