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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht
Autoren: Willibald Alexis
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Pflege wie ich sie nur wünschen kann.«
    »Herr Geheimrath, aber eine Mesalliance!«
    »
Mais, ma belle soeur!
Adam war unser Aller Vater. Neulich am Klavier, ich hätte meine Schwester embrassiren mögen, Sie sangen es zu allerliebst:
     
    Als Adam grub und Eva spann
    Wer war denn da – der erste Geheimrath?«
     
    Er begleitete es durch ein angenehmes Gelächter.
    »Es ist also vollkommener Ernst!«
    »Ernst, theuerste Schwägerin! Ich hielt' es für einen deliciösen Scherz, wenn es von der Kanzel stürzte: Der königliche Herr Geheimrath Lupinus mit der ehrsamen Jungfrau Charlotte Philippine, Katharine, Tochter des ehrbaren –, was weiß ich, wer ihr Vater war, wenn sie einen hat.
Ma belle soeur,
wie hätten sie die Köpfe zusammen gesteckt, wie wären sie aus dem Dom gestürzt! Diese Gruppen unter den Pappeln, Nachmittags die Kaffeeklatsche. Und nun denken Sie sich, Schwägerin, Charlotte und ich im Wagen und unsre Vorfahrvisiten! Vierzehn Tage kein ander Gespräch. Und das Hochzeitmenuett! Sanft gebannt – an ihre Hand – durchs Leben – schweben!«
    Die Dame war sehr ruhig geworden: »
Mais, mon beau-frère,
warum haben Sie es aufgegeben?«
    »
Mon Dieu,
wer sagt Ihnen, daß ich es aufgab!«
    »Ein witziger Einfall, über den man nachdenkt, ist keiner mehr.«
    »Es geht doch nichts über einen sublimen Verstand. Ich werde mich hüten, sie zu heirathen.«
    »Ich bin jetzt ganz getröstet, wenn Sie es thun. Wirklich, lieber Schwager. Die Person hat gute Eigenschaften und Ihre Erziehung –«
    »Wenn ich sie heirathe, ist die Erziehung aus,« zischelte er ihr laut ins Ohr. »Sobald der Hochmuthsteufel in sie schießt, kocht sie nicht mehr, pflegt mich nicht mehr. Kurzum sie ist nicht mehr was sie ist, und darum müsste mich ja der – Excus! wenn ich meine gute Charlotte aufgäbe, um eine schlechte Geheimräthin draus zu machen. – Man wirft so gemüthliche Redensarten hin, möglich, es könnte sein – wenn nur nicht das und das wäre, wünscht ihr den besten Mann, aber klopft ihr auf die Schulter, sich nicht zu übereilen, es würde sich wohl noch alles anders und besser finden, als Mancher denkt.
Et caetera.
«
    Nach einer Pause, während sie auf ihre spitzen Finger gesehn, sagte die Geheimräthin: »Aber die Person ist auch klug. Sie merkt es. Lieber Schwager, kein Mann ist so klug, daß nicht eine Frau, die er beständig um sich hat, ihm die schwache Stunde abmerkt. Schlingen sind nun einmal die Waffen unserer Schwäche; es ist in der Natur. Entweder entschließen Sie sich und heirathen sie, oder brechen Sie schnell.«
    »Das kann ich nicht,
c'est absolument impossible!
'S ist wahr, Corsika kocht gut, 's kocht keiner so in Berlin. Das heißt
en general – mais –!
Was hilft mir das, wenn die Gäste fortgehen und sagen: es war alles recht fein, aber man weiß von nichts besonderm zu sprechen, nichts hat einen Eindruck hinterlassen. Das ist gleichsam ein verlorener Tag. In der Charlotte, verzeihen Sie mir, ist ein Genie. 'S ist nicht zu leugnen, Manches verdirbt sie, aber plötzlich mit einem Elan hat sie eine Komposition gefunden,
parbleu!
Erinnern Sie sich noch des Rebhühnerfricassés mit farcirten Trüffeln! Da war doch nur eine Stimme. Noch acht Tage drauf, als wir bei Excellenz Schulenburg-Kehnert am Tisch saßen, sprach Lombard davon. Sein Koch hat's versucht, der Englische Gesandte auch, es schickten noch mehrere ihre Köche. Warten Sie –
ça ne fait rien.
Es hat's Keiner rausgekriegt. Und wär's auch nur um Lombards Willen. Es war ein glücklicher Tag, als er mir beim Abschied die Hand drückte. Ich weiß es, Lombard hat viele Feinde, aber in der Freundschaft und – und in gewissen Ideen hat er eine gewisse
constance, persévérance.
Man kann wohl sagen, 's ist ein Mann von einem nobeln Esprit, ein Mann
comme il faut.
«
    »Schade, daß Lombard verreist ist,« sagte die Geheimräthin, »ich meine schade für Sie.«
    Es war wieder ein so eigener Ton, eiskalt und bitter wie der Blick, der den Geheimrath traf – und sie brach so scharf ab, daß die Wärme und Gemüthlichkeit, welche die Erinnerung der Trüffeln und Rebhühner angeregt, plötzlich gedämpft war.
    »Mein Gott,
belle soeur,
Sie kommen –«
    »Von meinem Mann geschickt. Was ist denn das mit den Gefangenen in der Vogtei, und den eingeschmissenen Fensterscheiben? Mein Mann hofft, daß Sie dabei außer dem Spiele sind.«
    Wir wissen, daß diese Erinnerung für den Geheimrath zu den unangenehmen gehörte. Die Rosenlinien der Freude
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