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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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es von den Wänden widerhallen musste. In Wahrheit ertönte kein Laut. Er zog den Türflügel so weit auf, dass er sich hindurchzwängen konnte. Der Beutel mit den Waffen verhakte sich, Panik ergriff ihn. Am anderen Ende der Eingangshalle kamen bereits die Schatten der beiden Männer in Sicht. Ihm blieb keine andere Wahl. Er zog an dem Beutel, drückte die Tür nur wenige Millimeter weiter auf. Seine Beute rutschte hindurch und er zog das Tor hinter sich ins Schloss. Keine Sekunde zu früh. Die Stimmen waren ganz nah, und Sekunden später wurde die Klinke bereits hinuntergedrückt.
    „Sie verstehen unter diesen Umständen sicher, Victor, warum Ihre Abreise keinen Aufschub duldet.“
    Die Angeln quietschten, hektisch blickte er sich nach einem Versteck um. Zumindest für die Beute. Ein Schacht kam in sein Blickfeld. Nicht perfekt, aber ausreichend. Hauptsache, man erwischte ihn nicht mit dem Diebesgut.
    „Erstatten Sie mir umgehend …“ Die Stimme des Mannes brach ab, als er beim Öffnen des Eingangsportals einem unerwarteten Gast gegenüberstand. „Sie? Mit Ihnen hatte ich nicht gerechnet.“
    Man merkte dem Sangui seine Überraschung nur Sekunden an, ehe er sich von seinem Ordensbruder verabschiedete. „Also, sobald Sie angekommen sind, Victor. Wie besprochen.“
    „Selbstverständlich Donald. Unter diesen Umständen.“
    Victor stieg in ein Auto und startete den Motor. Der Kies knirschte unter den Reifen, als er losfuhr. Donald schenkte dem Ankömmling seine Aufmerksamkeit, ohne noch einen Blick hinter dem Wagen herzuwerfen.
    „Kommen Sie rein. Man könnte fast meinen, Sie hätten meine Gedanken gelesen“, begrüßte er seinen Besucher. „Trifft sich ausgezeichnet. Ich habe einen neuen Job für Sie, Blue.“

Geblendet durch Leid
     
    S chmerz! Seine ganze Welt bestand nur aus Schmerz. Er bestimmte sein Denken und Fühlen, seit er sporadisch das Bewusstsein wiedererlangte, obwohl er nicht sicher war, wirklich wach zu sein oder in einem schrecklichen Albtraum gefangen. Jeder Atemzug war eine Qual, zerriss ihm die Lungen, doch seine Kraft reichte nicht aus, das Atmen einzustellen. Sein Körper gierte nach Sauerstoff, als könnte er damit die Wunden heilen, die beinah seinen gesamten Leib bedeckten.
    Es war ihm nicht möglich, die Augen zu öffnen, was er als Segen empfand, denn der Gedanke, sehen zu müssen, was er spürte – einen zerstörten menschlichen Torso, rohes Fleisch und verkohltes Gewebe – war schlimmer als die Schmerzen selbst.
    Seine Erinnerungen bestanden aus vagen Fetzen, dennoch gab es keinen Zweifel an der Art der Verletzungen. Ebenso wenig daran, dass er selbst dafür verantwortlich war. Es in Kauf genommen hatte, um seinem Leben ein Ende zu setzen, das nicht länger lebenswert war. Es gab viele Wege zu sterben und etliche, die er vorgezogen hätte, wenn eine Wahl bestünde. Der Anblick von Feuer gezeichneter Leichen war ihm nicht fremd und es überlief ihn eiskalt, wenn er daran dachte, dass er nun genauso aussah. Mit dem Unterschied, noch zu leben, auch wenn das einem Wunder glich.
    Er wollte Lachen vor Bitterkeit, brachte jedoch nur ein kratzendes Geräusch zustande, das er mehr spürte als hörte. Seine Arme und Beine zuckten unter ungewollten Nervenimpulsen. Erinnerungen spülten über ihn hinweg gleich einer unheilvollen Flut. Konfrontierten ihn mit Wellen neuen Schmerzes, die ihn in den Wahnsinn trieben, weil sie ihn erneut erleben ließen, was in den letzten Sekunden geschehen war, ehe sich seine Welt in Dunkelheit verlor. Bis er schließlich in diesem Zustand erwachte.
    Flammen züngelten in seinem Geist empor, verzehrten seine Haut, fraßen sich tief in sein Fleisch und brachten sein Blut zum Kochen. Die Hitze wurde unerträglich, blendete ihn, löste seine Glieder auf, als läge er in einem Bad aus glühender Lava. Sie kroch durch seine Venen, schmolz seine Eingeweide, zerriss ihn und zog ihn gleichzeitig zusammen. Er krümmte sich am Boden, und als sein Körper die Bilder ins Jetzt übertragen wollte, begehrte sein gepeinigter Leib auf, steigerte sich das Martyrium zu Übelkeit, die ihn Galle erbrechen ließ und ihm den Rachen verätzte. Er wollte schreien, doch seine Kehle war verbrannt, die Stimmbänder verschmort. Es drang kein Laut über seine Lippen, nicht mal ein Keuchen.
    Ein Schatten fiel auf seine geschlossenen Augen, er ahnte eine Bewegung und gleich darauf legte sich eine kühle Hand auf seine Stirn. Er hörte eine dunkle Stimme leise Worte sprechen, die er nicht
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