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Ruegen, Hiddensee, Stralsund

Ruegen, Hiddensee, Stralsund

Titel: Ruegen, Hiddensee, Stralsund
Autoren: Kerstin Sucher , Bernd Wurlitzer
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anhielt.
    Eine Bereicherung der Inselküche brachte die Schwedenzeit, denn von 1648 bis 1815 gehörte Rügen zu dem skandinavischen Land. Rezepte aus fernen Ländern brachten auch die zur See fahrenden Rüganer mit – und später dann die aus allen Teilen Deutschlands anreisenden Feriengäste.
    In den letzten Jahren hat sich Rügens Küche gewandelt. Das „einfach und deftig” stimmt nicht mehr. Gastronomieführer empfehlen immer mehr Restaurants, und immer mehr Köche dürfen sich mit Sternen, Kochlöffeln oder ähnlichen Auszeichnungen schmücken – als Zeichen für eine kreative, ambitionierte, schmackhafte Küche.
    Die Rezepte aus Omas Küche sind jedoch nicht verschwunden, sie wurden vielfach aus vergilbten Kochbüchern abgeschrieben und werden nun mit moderner Raffinesse zubereitet. Verarbeitet werden dabei immer mehr regionale Erzeugnisse. So kommen Käse und andere Milchprodukte vom Hofgut Bisdamitz, Kartoffeln von der Rügen Kartoffel GmbH in Poseritz, der Spargel erntefrisch von der Halbinsel Ummanz und das Fleisch von der Rügener Landschlachterei GmbH in Gademow, die garantiert, dass es von auf Rügen geborenen und aufgewachsenen Rindern, Schweinen und Lämmern stammt.
    Die an die Ostsee gereisten Binnenländler möchten vor allem Fisch essen, der hier naturgemäß frisch auf den Tisch kommt. Dorsch, Zander, Hecht und Aal schwimmen in der Ostsee und den Boddengewässern noch reichlich. Fangfrisch vom Kutter wandert der Fisch in die Küchen der Restaurants, die ihn variantenreich zubereiten.
    Im Frühling laden die Rügener Gastronomen zu den Heringstagen ein, danach zu den Hornfischtagen. Der im Mittelmeer und Atlantik lebende Hornfisch, auch Hornhecht oder Maiaal genannt, kommt Anfang Mai nur zum Laichen in die Ostsee. Der bis zu 1 m lang werdende, pfeilschlanke Fisch ist immer noch weitgehend unbekannt, obwohl sein Fleisch fettarm uns schmackhaft ist. Angesichts seiner ungewöhnlichen grünen Gräten wird er jedoch von vielen Menschen gemieden.
    Im Herbst gibt es dann die Kohlwochen, denn Kohl gehört ebenso zu Rügen wie etwa der berühmte Königsstuhl und das Jagdschloss Granitz. Einst war es vorwiegend die Grünkohlsuppe, die den wöchentlichen Speiseplan der Fischer- und Landarbeiterfamilien prägte, denn sie ließ sich mehrere Tage lang aufwärmen und sparte damit Zeit – und der Geschmack, so sagen viele, wurde mit jedem Tag besser. Als gelungen galt die Grünkohlsuppe, wenn ein Ei darin nicht umfallen konnte. Heute überraschen sogar die Köche der Spitzenrestaurants ihre Gäste mit originellen Kohlrezepten. Zu den meisten Speisen werden als Beilage Tüfften, wie die Kartoffeln hier genannt werden, serviert.
    Manches Gericht auf Rügen sagt den Gästen der Insel jedoch nicht auf Anhieb zu, da es für fremde Zungen ungewohnt, also gewöhnungsbedürftig ist. Beispielsweise Eintopf oder Braten mit Pflaumen, Äpfeln und Rosinen. Die Einheimischen jedoch mögen die süß-saure Geschmacksrichtung sehr. Wenn Sie die Nase rümpfen, können Sie sicher sein, dass hinter Ihrem Rücken getuschelt wird: „Die weit jo nich, wat schmeckt.” (Der weiß ja nicht, was schmeckt). Aber spätestens beim Nachtisch sind dann alle wieder versöhnt, denn da stimmen die Meinungen überein: Ob Herings- oder Kohlwochen, ob Fisch oder Fleisch – den Abschluss bildet die Rode Grütt (Rote Grütze). Diese Köstlichkeit mundet besonders gut mit Vanillesauce.
    In den Sommermonaten sind die Restaurants mittags, zum Kummer der Gastronomen, meist leer. Wer zieht sich an warmen Tagen, wenn die Sonne lacht, schon in ein Restaurant zurück? Da wird gern zu einem kleinen Imbiss, etwa einem Fischbrötchen, gegriffen: Die Fischkutter im Hafen von Lauterbach und im Hafen von Sassnitz sowie die Fischer in Vitt und in Binz haben dann Hochkonjunktur. Am Nachmittag, vor allem auf Hiddensee, wird Ihnen leckerer Sanddornkuchen angeboten. Köstlich sind auch das Sanddorneis und der Sanddornlikör. Immer öfter kommen Liköre aus der Ersten Rügener Edeldestillerie in Lieschow auf den Tisch, die ausschließlich Rügener Obst verarbeitet. Ansonsten wird gern Bier getrunken, meist das heimische. Im Winter trinkt man zum Aufwärmen Grog; sollten Sie nach dem Rezept fragen, bekommen Sie gewiss verschmitzt mitgeteilt: Rum muss, Zucker kann, Wasser braucht nicht zu
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