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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End
Autoren: Nora Roberts
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an seine Schulter legte und seufzte. »Sie kann nicht zurückkommen, aber sie beobachtet dich vom Himmel aus.«
    »Ich will nicht, daß sie im Himmel ist!« Jetzt schluchzte Livvy sanft. »Ich will nach Hause zu meiner Mama.«
    Als Jamie den Arm nach ihr ausstreckte, schüttelte David den Kopf. »Sie soll sich ruhig ausweinen«, murmelte er.
    Jamie preßte die Lippen zusammen und nickte. Dann stand sie auf, ging ins Schlafzimmer und rief ihre Eltern an.

Zweites Kapitel
    D ie Presse lauerte wie ein Rudel Wölfe, das Blut witterte. Zumindest empfand Jamie es so, während sie sich mit ihrer Familie hinter geschlossenen Türen verbarrikadierte. Gerechterweise musste sie allerdings zugeben, daß sich zahlreiche Reporter schockiert und erschüttert zeigten und über die Angelegenheit mit so viel Takt berichteten, wie die Umstände es erlaubten.
    Julie MacBride war beliebt gewesen - begehrt, bewundert und beneidet, aber in erster Linie beliebt.
    Doch Jamie stand der Sinn im Augenblick nicht nach Gerechtigkeit. Nicht, wenn sie daran dachte, daß Olivia wie eine Puppe im Gästezimmer saß oder so zart und b l ass wie ein Geist die Treppe herunterkam. Reichte es denn nicht, daß dieses Mädchen seine Mutter auf so grausame Weise verloren hatte? War es denn nicht genug, daß Jamie selbst plötzlich ohne ihre Schwester, ihren Zwilling, ihre engste Vertraute zurechtkommen musste ?
    Doch inzwischen lebte sie seit acht Jahren in der Glitzerwelt von Hollywood mit ihren verführerischen Schatten. Und so wusste sie, daß es nie genug war.
    Julie MacBride hatte im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestanden, als Symbol für Schönheit, Talent, Sex, ein Mädchen vom Lande, das sich zu einer glamourösen Filmprinzessin gemausert, den amtierenden Prinzen geheiratet und mit ihm in ihrem Hochglanz schloss in Beverly Hills gelebt hatte.
    Die Menschen, die ihr Eintrittsgeld an der Kinokasse bezahlt, die Artikel in People oder die Tratschereien der Regenbogenpresse verschlungen hatten, betrachteten sie als ihr Eigentum. Julie MacBride mit dem stets auf Abruf bereiten, strahlenden Lächeln und der kehligen Stimme.
    Aber sie hatten sie nicht gekannt. Vielleicht hatten sie geglaubt, sie aus den Interviews, Reportagen und Porträts zu kennen. Sicherlich hatte Julie die meisten Fragen offen und ehrlich beantwortet. Das war ihre Art, und sie hatte ihren Erfolg nie als selbstverständlich hingenommen. Sie hatte ihn genossen und sich immer wieder aufs neue darüber gefreut. Doch gleichgültig, wieviel Druckerschwärze, Tonband und Zelluloid der Schauspielerin gewidmet wurde, die Frau in ihr hatten sie nie wirklich verstanden: ihren Sinn für Humor und Verrücktheiten, ihre Liebe zum Wald und zu den Bergen, in denen sie aufgewachsen war, ihre absolute Loyalität ihrer Familie und ihre unerschütterliche Liebe und Hingabe ihrer Tochter gegenüber. Und ihre tragische und unsterbliche Liebe zu dem Mann, der sie schließlich getötet hatte.
    Das war es, was Jamie am wenigsten begreifen konnte. Sie hat ihn ins Haus gelassen, dachte sie immer wieder. Ganz zuletzt hatte sie auf ihr Herz gehört und dem Mann, den sie liebte, die Tür geöffnet, obwohl sie wusste , daß es diesen Mann im Grunde nicht mehr gab.
    Hätte sie selbst wohl auch so gehandelt? Sie hatten viel geteilt, mehr als die meisten Schwestern, mehr als viele Freundinnen. Zum Teil hatte es sicherlich daran gelegen, daß sie Zwillinge waren, und außerdem war da noch ihre wunderbare Kindheit in den tiefen Wäldern von Washington State. Die Stunden, die Tage, die Abende, die sie gemeinsam auf Entdeckungsausflügen verbracht hatten. Sie hatten dabei viel gelernt und die Gerüche, Geräusche und Geheimnisse des Waldes in sich aufgesogen. Hatten Fährten verfolgt und unter den Sternen geschlafen, ihre Träume so selbstverständlich miteinander geteilt wie sie sich einst den Leib ihrer Mutter geteilt hatten.
    Nun war es so, als ob auch ein Teil von Jamie gestorben wäre. Der beste Teil, dachte sie bei sich. Der empfindsamste und verletzlichste Teil. Sie fragte sich, ob diese Wunde je wieder verheilen würde, und ihr war schmerzlich bewusst , daß sie selbst nie wieder wie früher sein konnte.
    Natürlich wollte sie stark sein, musste sogar stark sein. Olivia hatte nur noch sie, und David würde sie ebenfalls brauchen. Sie wusste , daß auch er Julie geliebt hatte, daß sie für ihn wie eine Schwester gewesen war. Und ihre Eltern wie seine eigenen.
    Sie blieb stehen und blickte zum Himmel. Sie
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