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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End
Autoren: Nora Roberts
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bespritzt, und die Tische, die das fröhliche Hausmädchen Rosa stets voller Eifer auf Hochglanz polierte, waren umgestürzt.
    Ein unangenehmer Geruch stieg Livvy in die Nase, ließ etwas Widerwärtiges in ihrer Kehle aufsteigen, so daß sich ihr Magen zusammenzog.
    Die Musik erreichte ihr Crescendo, und die schluchzenden Saiten verklangen.
    Auf dem Boden blitzten Glasscherben wie verstreute Diamanten, überall sah sie rote Flecken. Weinend rief Olivia nach ihrer Mutter und betrat den Raum. Und dann sah sie es.
    Hinter einer Ecke des großen Sofas lag ihre Mutter auf der Seite, eine Hand ausgestreckt, die Finger gespreizt. Ihr blondes Haar war voller Blut. So viel Blut! Ihr weißer Hausmantel war blutbefleckt und zerrissen.
    Olivia wollte schreien, aber aus ihrer Kehle drang kein Laut. Ihre Augen weiteten sich, ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihre Rippen, ein warmes Rinnsal lief ihre Beine hinunter. Aber sie konnte nicht schreien.
    Und dann blickte das Monster, das sich über ihre Mutter gebeugt hatte, auf. Seine Hände waren bis zum Handgelenk mit Blut beschmiert, in seinem Gesicht und auf seiner Kleidung glänzten feuchte, rote Spuren. Seine Augen funkelten wie das Glas auf dem Boden.
    »Livvy«, sagte ihr Vater. »Mein Gott, Li vv y.«
    Als er sich erhob, entdeckte sie die silberne, blutverschmierte Schere in seiner Hand.
    Sie gab keinen Laut von sich, aber sie rannte los. Das Monster war wirklich gekommen, das Monster verfolgte sie, und sie musste sich verstecken. Sie hörte einen gedehnten, klagenden Laut, wie das Heulen eines sterbenden Waldtiers.
    Sie lief zum Wandschrank und versteckte sich unter ihren Kuscheltieren. Dort versteckte sie auch ihre Seele. Wie blind starrte sie auf den Boden, lutschte still an ihrem Daumen und nahm kaum wahr, daß das Monster heulte, nach ihr rief und sie suchte.
    Türen knallten wie Gewehrschüsse. Das Monster schluchzte und schrie, polterte durch das Haus und brüllte ihren Namen. Ein wilder Stier mit blutigen Hörnern.
    Olivia rollte sich reglos zwischen ihren Puppen zusammen und wartete darauf, daß ihre Mutter sie aus diesem Alptraum wecken würde.
    Dort fand Frank Brady sie. Fast hätte er sie unter den vielen Teddybären, Stoffhunden und Puppen übersehen. Sie bewegte sich nicht, lag ganz still. Ihr Haar war von einem blassen, zarten Blond und schimmerte wie Regen auf ihren Schultern. Aus dem bleichen Oval ihres Gesichts starrten ihn riesige, bernsteinfarbene Augen an.
    Die Augen ihrer Mutter, dachte er mitleidig. Augen, in die er so oft auf der Leinwand geblickt hatte. Augen, die er noch vor weniger als einer Stunde gesehen hatte, verschleiert und leblos.
    Die Augen des Kindes blickten ihn an, sahen durch ihn hindurch. Er erkannte, daß die Kleine unter Schock stand, ging in die Hocke und legte seine Hände auf seine Knie, anstatt sie nach ihr auszustrecken.
    »Ich bin Frank.« Er sprach ruhig und schaute ihr dabei in die Augen. »Ich tue dir nichts.« Am liebsten hätte er seinen Partner gerufen oder jemanden von der Spurensicherung, aber das hätte sie nur unnötig erschreckt. »Ich bin Polizist.« Langsam hob er seine Hand und berührte die Polizeimarke an seiner Brusttasche. »Du weißt doch, was ein Polizist tut, nicht wahr, Kleines?«
    Sie starrte ihn weiterhin an, aber er glaubte, in ihrem Blick ein Flackern zu entdecken. Sie versteht mich, sagte er sich. Sie kann mich hören. »Wir helfen den Menschen. Ich bin hergekommen, damit ich mich um dich kümmern kann. Sind das deine Puppen?« Er lächelte sie an und griff nach Kermit, dem Frosch. »Den kenne ich. Der ist aus der Sesamstraße. Siehst du dir die im Fernsehen an? Mein Chef ist genauso missmutig wie Oscar. Aber das muss unter uns bleiben.«
    Als sie nicht reagierte, zog er nacheinander sämtliche Tiere aus der Sesamstraße hervor und gab seinen Kommentar dazu ab. Kermit ließ er auf sein Knie hüpfen. Die Art, wie sie ihn mit großen, erschreckend ausdruckslosen Augen ansah, ging ihm ans Herz.
    »Möchtest du jetzt herauskommen? Zusammen mit Kermit?« Er streckte eine Hand aus und wartete.
    Sie hob ihren Arm wie eine Marionette. Als ihre Hände sich schließlich berührten, fiel sie ihm in die Arme und verbarg ihr Gesicht zitternd an seiner Schulter.
    Seit zehn Jahren war er nun Polizist, und immer noch gingen ihm solche Situationen zu Herzen.
    »So, Kleines, jetzt ist es vorbei. Alles wird gut.« Er streichelte ihr Haar und wiegte sie hin und her.
    »Das Monster ist hier«, flüsterte sie.
    Frank wurde
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