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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache
Autoren: Jim C. Hines
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Rettung verlauten lassen, bis sie wieder sicher zu Hause ist.« Danielle drückte Jakob, bis er sich wand, und setzte ihn dann widerstrebend ab. »Hevanna war das erste von dreiundzwanzig Kindern, die er uns zurückgegeben hat.«
    Danielle war den größten Teil der Nacht auf den Beinen gewesen, um Platz für alle zu finden sowie Leute, die sich um sie kümmerten. Erst kurz vor Sonnenaufgang war sie ins Bett gekommen.
    »O nein!«, sagte sie, als sie zum Fenster sah: Die Sonnenstrahlen fielen fast waagrecht ein. Sie ging auf die Tür zu, dann drehte sie sich wieder um. »Wo habe ich mein Schwert gelassen?«
    Armand öffnete den Kleiderschrank und zog ihr Schwert unter ihren Röcken heraus. »Du hast es neben dem Bett liegen lassen. Als ich aufwachte, war Jakob gerade dabei, es zur Tür zu schleifen. Ohne Zweifel hatte er vor, Nicolette zu zwingen, ihm mehr Süßigkeiten zu geben.«
    »Danke, Schatz!« Danielle küsste ihn, bückte sich und küsste ihren Sohn und rannte auf den Korridor in Richtung Treppe. »Ich bin bald wieder da!«
    Tief hängende Wolken zogen über ihr vorbei, als sie den Hof überquerte und die Kapelle ansteuerte, wo Talia schon wartete. Sie sah so munter aus wie immer, obwohl sie die ganze Nacht damit verbracht hatte, Schnee und Danielle mit den Kindern zu helfen.
    Danielle unterdrückte ihren Neid. Talia hatte keine einzige Nacht mehr geschlafen, seit sie aus ihrem verfluchten Schlummer erwacht war. In jenen Nächten, in denen sie nicht gegen Elfenkidnapper kämpfte, brachte sie die Stunden damit zu, durch den Palast zu streifen oder sich in ihren Kampfkünsten zu üben oder, wie in jüngster Zeit, nachzusehen und sich zu vergewissern, dass Prinz Jakob nicht aufgewacht war und sich heimlich auf Erkundungsreise begeben hatte.
    »Du bist spät dran.« Talia grinste, als sie sich Danielle von oben bis unten betrachtete. »Bist du barfuß?«
    »Pst!« Danielle warf einen Blick über die Schulter, denn halb befürchtete sie, ihre Dienerinnen hinter ihr herjagen zu sehen. Sandra und Aimee wären empört bei der Vorstellung, dass ihre Prinzessin in einem solchen Zustand herumlief; mit Stroh in den Haaren und Rattenfell am Kleid. »Ist Schnee noch nicht da?«
    »Schläft noch.« Talia trat zur Seite und zog die Tür auf. »In letzter Zeit verlangt die Zauberei ihr viel ab. Der Bindezauber war nicht so schlimm, aber dann ist sie noch aufgeblieben und hat mit ihrem Spiegel versucht, Rumpelstilzchens Verzauberungen zu brechen. Das kleine Biest kannte von weniger als der Hälfte der geraubten Kinder die richtigen Namen!«
    Der Duft von Weihrauch begrüßte Danielle, als sie die Kapelle betrat. In der Vergangenheit hätten sie und die anderen Königin Beatrice in den geheimen Räumen unter dem Palast Bericht erstattet, aber alles hatte sich geändert, nachdem Beatrice vor mehr als einem Jahr von einer Meerjungfrau angegriffen worden war.
    Die meisten Menschen hätte ein Messerstich in die Brust umgebracht. Er hätte auch Beatrice umgebracht, hätte nicht Schnee so schnell eingegriffen. Heute war der Geist der Königin so stark wie eh und je, aber ihr Körper war so schwach, dass sie ohne Hilfe kaum Treppen steigen konnte.
    Beatrice saß mit Botschafter Trittibar aus Elfstadt im vorderen Teil der Kapelle; die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich.
    Eilends gesellte sich Danielle zu ihnen. Die Steinplatten waren kühl unter ihren Füßen, und beim Gehen merkte sie, wie sie sich entspannte. Sie sah hoch zu den Farbglasfenstern in den oberen Wänden; bunte Scheiben, die Zauber des Friedens und Schutzes über alle legten, die eintraten. Vater Isaacs Magie war subtiler als die Schnees, aber nichtsdestotrotz machtvoll.
    »Es tut mir so leid!«, sagte Danielle, als sie bei der Königin ankam. »Ich hatte Aimee gebeten, mich zu wecken, aber -«
    »Ich habe ihr gedroht, ich lasse sie die Stallungen ausmisten, wenn sie sich untersteht.« Beatrice ergriff mit beiden Händen einen knorrigen Eichenstab und stützte sich darauf, als sie sich erhob. »Du hast dir eine Nacht Ruhe verdient, Danielle.«
    Danielle küsste die Königin auf die Wange. Sie lächelte, um ihren Kummer über Beatrices Aussehen zu verbergen. Alles an Beatrice war dünn. Ihre Hände, ihre Haare, selbst ihre Stimme war schwächer als früher. Sie trug ein dickes Kleid, das gegen die Kälte mit Kaninchenfell gefüttert war, obwohl der Tag relativ mild war.
    Beatrice lag im Sterben. Fast jeder im Palast erkannte das, auch wenn
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