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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache
Autoren: Jim C. Hines
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die Ohren zu. »Hört auf! Welche Dämonen haben Euch diese Namen ins Ohr geflüstert?« Als er Lang vor der Tür erspähte, hüpfte er auf und ab und ballte die Fäuste. »Lang Miller, Ihr undankbarer Verräter!«
    »Eigentlich bin ich der Dämon, der herausgefunden hat, was Ihr wirklich seid«, meinte Schnee fröhlich. »Mit etwas Hilfe von Botschafter Trittibar aus Elfstadt.«
    »Gebt mir nicht die Schuld an diesem Schlamassel, Ihr elender Zwerg!«, rief Lang. »Ihr wart es doch, der gesagt hat, Lorindar wäre ein leichtes Ziel! Ich hab Euch ja gesagt, wir hätten nicht herkommen sollen!« Mit diesen Worten packte Lang Talias Handgelenk mit beiden Händen und bog das Messer von sich weg, wand sich aus ihrem Griff und schlug mit der Faust nach ihr.
    Mühelos tauchte Talia unter Langs Hieb weg; noch in der gleichen Bewegung trat sie dicht an ihn heran und schlug ihm mit dem Ellbogen auf die Nase. Danielle zuckte zusammen.
    Kurz nach Talias Geburt hatten die Elfen Aratheas sie mit diversen ›Gaben‹ gesegnet, darunter übermenschliche Anmut und die Fähigkeit, wie ein Engel zu tanzen. Derartige Geschicklichkeit und Anmut hatten ihr geholfen, die tödlichste Kriegerin zu werden, die Danielle je gesehen hatte.
    »Verrate einem Gefangenen nie, dass du ihn lebend haben willst!«, sagte Talia und begleitete diese Belehrung Danielles mit einem Tritt gegen Langs Knie. »Das macht sie nur aufmüpfig.«
    »Tut mir leid.« Danielle stützte sich mit beiden Händen auf ihr Schwert. »Sagt mir, Rumpelstilzchen, wie viele Kinder habt Ihr im Laufe der Jahre geraubt?«
    Er beobachtete Danielle und Schnee argwöhnisch. »Der Bursche hat recht. Ich hätte es besser wissen müssen, als meinen Fuß auf diese Insel zu setzen. Euer Volk und Euer verdammter Vertrag, der das Elfengeschlecht wie Hunde an die Kette legt!«
    »Wir legen Euch an die Kette?« Danielle blickte betont auf Heather hinunter, die weiter im Stroh spielte und nichts von dem wahrnahm, was um sie herum vorging.
    »Sie ist glücklich«, beteuerte er beharrlich, »frei von Sorge und Kummer.«
    »Ohne Erinnerung daran, wer sie war.« Danielle hob ihr Schwert. »Opfer desselben Zaubers, den Ihr auch über meinen Sohn verhängen wolltet: ihn erst seiner Erinnerungen berauben und dann entführen!«
    »Ich rette sie vor einem Leben sterblicher Schinderei!« Wieder klatschte er in die Hände und betrachtete dann finster die Wände.
    »Ein Gnomenfreund hat mir beigebracht, wie man Teleportzauber blockiert«, sagte Schnee. »Er war viel besser darin als Ihr. Er sah auch besser aus, mit einem viel längeren Bart.«
    Draußen rief Lang: »Geh mir aus dem Weg, bevor ich dich in Stücke reiße, Metze!« Seine Stimme trug deutlich durch die offene Tür. Einen Moment später erbebte die Wand und ein Schauer aus Staub und Erde regnete vom Dach herab. Danielle hörte Lang stöhnen.
    Schnee schüttelte den Kopf und rief Talia zu: »Vergiss nicht, dass Beatrice es mir überlässt, ihn wieder zusammenzuflicken, nachdem du mit ihm fertig bist!«
    Rufe drangen durch den Hof in den Lagerraum: Die Wachen mussten den Tumult gehört haben. In diesem Moment rannten sie vermutlich schon über die Treppen nach unten.
    »Wieso?«, flüsterte Danielle Rumpelstilzchen zu. »Wieso hast du sie entführt?«
    »Ich kann nicht anders, wirklich.« Er rückte näher heran. Schnee verschränkte die Arme, und in ihrem Halsband blitzte Mondlicht auf. Rumpelstilzchen hob kapitulierend die Hände. »Es hat mit nur dem einen angefangen. Ist denn ein einziges ungeborenes Kind so viel verlangt als Entgelt dafür, ein Bauernmädchen zur Königin zu machen? Aber nach dem ersten wollte ich mehr. Ihr Menschen würdet alles geben für die Aussicht auf Reichtum und Macht. Ich habe Königskinder aus Ländern gesammelt, die ihr Euch nicht vorstellen könnt, Prinzessin.«
    »Und jetzt werdet Ihr sie mir übergeben.« Danielle staunte, dass sie mit solcher Ruhe sprechen konnte. Diese elende Kreatur war hierhergekommen, um Jakob zu entführen, ihrem Sohn den Verstand zu entreißen und ihn zu einem weiteren Schoßprinzen für seine Sammlung zu machen.
    »Ihr wollt sie zurück?« Rumpelstilzchen lächelte. »Dann scheint’s, als müssten wir uns auf einen Handel einigen. Das Mädchen könnt Ihr selbstverständlich behalten. Ich geb noch einen strammen Jungen dazu im Austausch dafür, dass Eure Hexe ihre Abwehrzauber herunternimmt. Behaltet auch Lang; der Bursche hat schon lange ausgedient.«
    Danielles Schwert zischte durch
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