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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache
Autoren: Jim C. Hines
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hinweggefegt wie Süßigkeiten von einem Vielfraß. Der Schock der gestörten Magie fesselte die arme Heather tagelang ans Bett. Macht Euch aber keine Sorgen - wie sie es macht, ist doch weniger von Bedeutung als das Ergebnis, was? Und dieses Ergebnis wird Eure Schatzkammern auf Jahre füllen.«
    Talias Körperhaltung veränderte sich so geringfügig, dass es den meisten Leuten gar nicht aufgefallen wäre. Mit gebeugten Knien und einem leicht nach vorn geschobenen Fuß ließ sie Lang Miller keinen Moment aus den Augen. Die Hände behielt sie in den Ärmeln, wo weiß der Himmel welche Waffen ihres Einsatzes harrten.
    Schnee entledigte sich ihres Schals ganz. Ein Band aus Golddraht und ovalen Spiegeln umschmiegte ihren Hals. Bei diesem Anblick verließ Lang das Lächeln ein wenig. Er vermochte die Macht von Schnees Spiegeln zwar nicht zu erkennen, doch war ihm klar, dass solcher Schmuck ungewöhnlich für eine einfache Palastangestellte war.
    »Auf Jahre, sagt Ihr?« Schnee warf den Schal auf den Boden und griff in einen Beutel an ihrem Gürtel, aus dem sie ein Stück Stroh herausnahm. »Eigenartig. Meist schwindet falscher Elfenglanz innerhalb höchstens einer Woche.« Sie zerbrach den Halm zwischen den Fingern und schnippte ihn fort.
    »Falscher Glanz, sagt Ihr?« Langs Lächeln wirkte bemüht, als er beobachtete, wie der Halm zu Boden fiel. So gespannt war sein Blick, dass er nicht merkte, wie Talia sich von hinten an ihn heranschob, bis ihr Arm sich schlangengleich um seinen Hals legte und die Spitze eines aratheanischen Krummdolchs auf seine Gurgel gedrückt wurde. Seine Augen wurden kugelrund und ein schwaches Quieksen entfuhr seinen Lippen.
    Danielle zuckte zusammen, als Blut hervorquoll und in einem dünnen Faden an Langs Hals hinunterrann. Ungeachtet Beatrices Prophezeiungen hatte Danielle eigentlich vorgehabt, das Ganze möglichst ohne Blutvergießen vonstattengehen zu lassen. »Sachte, Talia! Wir wollen sie lebend!«
    Talia schnaubte. »Lebend und unverletzt sind zwei ganz verschiedene Dinge!«
    »Wenn es sich um Elfenmagie handelt, dann bin ich genauso das Opfer wie Ihr«, stammelte Lang. »Vielleicht hat das schöne Volk einen Wechselbalg im Bett meiner Tochter zurückgelassen. Sie hat sich in letzter Zeit schon sehr merkwürdig benommen: mit niemandem gesprochen, sich geweigert zu essen, bis sie immer schwächer wurde -«
    »Wenn das wahr ist, dann habt Ihr nichts zu fürchten.« Danielle schob den Umhang von ihren Schultern zurück und enthüllte das Schwert an ihrer Seite. Lautlos glitt die Klinge aus der Lederscheide.
    »Was ist das?« Lang hob die Hände. »Ihr versucht doch nicht etwa, mich meines Lohnes zu berauben?«
    »Eures Lohnes?« Danielle wandte sich ab und sprach mit leiser Stimme. Es war ein Tonfall, bei dem ihr Sohn vor Angst weggelaufen wäre, aber Lang kannte sie nicht gut genug, um die Anzeichen ihrer Wut zu deuten. Er würde es schnell genug lernen. »Was wohl ihre Eltern sagen würden, wenn sie Euch so über sie sprechen hörten? Sollen wir sie fragen, Lang Miller?«
    »Meine Tochter -« Langs Stimme verwandelte sich in ein Kreischen, als Talia ihn herumriss, sodass sein Gesicht der Tür zugewandt war. Er drehte den Kopf und versuchte, von dem Messer wegzukommen. »Welche Magie -«
    »Schnees Zauber werden Heather nicht schaden«, sagte Danielle. »Ihre Magie wird nur sicherstellen, dass niemand diesen Raum auf magische Weise verlassen kann.«
    »Ich habe einen halben Tag mit den Vorbereitungen verbracht«, sagte Schnee aufgeräumt, während sie zur Tür ging. »Du hattest übrigens recht mit dem Stroh. Widerliches Zeug!«
    »Seid still!« Danielle hob das Schwert und nickte.
    Schnee riss die Tür auf.
    Im Innern saß Heather im Stroh und spielte. Hinter ihr saß ein winziger, rot gekleideter Mann am Spinnrad. Hätte er gestanden, hätte seine gefiederte Mütze Danielle kaum bis an die Hüfte gereicht. Goldenes Stroh hatte seine weiße Haarmähne in Unordnung gebracht.
    Er schrie auf, sprang auf den Boden und klatschte in die Hände.
    Nichts geschah.
    »Das wird nicht klappen.« Schnee strahlte. »Die Abwehrzauber gleichen denen an den Palastmauern, denjenigen, die verhindern, dass jemand Zauberei anwendet, um auf die Anlagen zu kommen. Die habe ich allerdings vor drei Nächten entfernt, extra für Euch.«
    »Rumpelstilzchen?« Danielle senkte das Schwert, sodass die Spitze den staubigen Boden berührte. »Auch bekannt als Tom Tit Tot, Whuppity Stoori -«
    Rumpelstilzchen hielt sich
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